Mein Auslandssemester in Lettland                                                                                                                                        

„Was treibt einen denn nach Lettland?“ Diese Frage wurde mir nicht nur einmal vor dem 8. Februar 2020 gestellt. Um ehrlich zu sein, an diesem Tag wusste ich es selber nicht ganz genau. Ich saß an einem kalten, grauen Tag im Flugzeug nach Riga und hatte erst vor zwei Tagen meine letzte Masterprüfung des Lebensmitteltechnologiestudiums hinter mich gebracht. Mit diesem Auslandssemester wollte ich mir die  Chance  geben,  meine  Komfortzone  und  den

gewohnten Alltag zu verlassen, bevor die Masterarbeit kam und das Arbeitsleben beginnen würde. Die Partneruni Latvia University of Life Science and Technology erschien mir dafür als der geeignete Ort. Ich ging davon aus, keine weiteren deutschen Studenten anzutreffen und durchgehend Englisch sprechen zu müssen, was mir bis zu diesem Zeitpunkt sehr schwer fiel. Außerdem kannte ich kaum jemanden in meinem Umfeld, der das Land zuvor bereist hatte, obwohl es nur 1 1/2 h mit dem Flugzeug entfernt liegt. Dies machte mich neugierig.

Die Ankunft im noch kälteren, grauen und regnerischen Riga ließ dann doch bei mir Zweifel aufkommen. Aber ein Bus brachte mich bereits aus der Stadt heraus ins ca. 40 km entfernte Jelgava, in dem ich die nächsten vier Monate studieren würde. Am Tag meiner Ankunft fand in der Kleinstadt direkt neben dem eindrucksvollen Unigebäude (siehe Foto) ein Eisskulpturen- Festival statt. Ich war erstaunt über die vielen Menschen, Lichter und natürlich die Eisskulpturen.

Auch das internationale Studierendenwohnheim wimmelte nur so von jungen, aufgeregten Studierenden, die interessiert waren, neue Kontakte zu knüpfen und mich freundlich empfingen. Ich teilte mir das Wohnheimzimmer mit einer Studentin aus Rumänien, mit der ich auch nach meinem Auslandssemester sehr gut befreundet bin und sie bereits bei ihrer Familie in Rumänien besuchen konnte. Ich hatte kaum Kontakt zu lettischen Studierenden, da meine Studienkurse auf die internationalen Studierenden und die englische Sprache angepasst waren. Generell habe ich festgestellt, dass viele Letten, z.B. auch die Mitarbeiter*innen im Wohnheim, kein Englisch sprechen. Ein Lettischsprachkurs der Universität half mir daher, im Alltag besser zurecht zu kommen. Meine fachlichen Module behandelten Themen von Aromen über Novel Foods bis hin zu Zusatzstoffen. Die Professor*innen gestalteten die Fächer sehr vielseitig. Jeder durfte Erfahrungen aus seinen Heimatländern beitragen, es gab Gruppendiskussionen, aber auch Vorträge und Laborpraktika.

Auch wenn ab März das Corona-Virus das Leben in Lettland fest im Griff hatte und das Studium online weitergeführt wurde, konnte das die positive Stimmung im lebhaften Studierendenwohnheim zum Glück nicht trüben. Nach unzähligen Spieleabenden, gemeinsamen Abendessen, Geburtstagsfeiern und Sportstunden im Freien, fiel der Abschied am 7. Juni 2020 sehr schwer. Vor allem ab April hatte sich Lettland von seiner wunderschönen frühlingshaften Seite gezeigt. So dass auch Ausflüge an den Ostseestrand, in das Stadtzentrum von Riga und in die Natur nie fehlen durften. Daher flog ich wehmütig an einem warmen, sonnigen Tag zurück nach Deutschland, aber auch stolz und mit vielen unvergesslichen Erinnerungen im Gepäck. Für mich war bereits an diesem Tag klar, dass ich nach meinem Studium in einem internationalen Unternehmen arbeiten möchte. Der Austausch mit Studierenden verschiedenster Kulturen hat mich viel weitergebracht als ich jemals angenommen hätte.

Eure Pauline Alms