Um mein Studentinnenleben noch ein bisschen in die Länge zu ziehen und einmal allein im Ausland gewesen zu sein, entschied ich mich für ein Erasmus Semester in Faro. Die Organisation des Auslandssemesters verlief sehr entspannt und stressfrei, dank des International Offices in Neubrandenburg und den einfachen Bewerbungsbedingungen durch Erasmus. Zwei Tage nach meiner letzten Prüfung im Masterstudiengang Food Chain Environments flog ich also an die Algarve

Ich wurde von sonnigem, warmem Wetter begrüßt und freute mich, dem deutschen Winter entkommen zu sein. Little did I know, dass dies das regenreichste Frühjahr seit über 50 Jahren auf der Iberischen Halbinsel werden sollte. Durch vom Erasmus Netzwerk ESN organisierte Veranstaltungen zu Beginn des Semesters lernte ich schnell Leute kennen. Wir genossen das zu Beginn noch gute Wetter, erkundeten die Umgebung um Faro und gingen oft zum Strand surfen. Was mir an der Universidad de Algarve gut gefallen hat, war der gute Kontakt zu den Professor*innen. Zwar war es anfangs etwas ungewohnt, diese mit Prof. und dann dem Vornamen anzusprechen, doch daran gewöhnte ich mich schnell. Die Kurse, die ich belegte, schienen vom Niveau her niedriger zu sein, als die in Deutschland. Das liegt aber auch daran, dass die Studierenden nicht alle Lebensmitteltechnologie im Bachelor oder überhaupt in Europa studiert haben, was bei einem englischen Master auch nicht groß verwundert. Daher mussten alle auf den gleichen Stand gebracht werden. Was sehr ungewohnt für mich war, waren die Kurszeiten. Viele meiner Kommiliton*innen arbeiteten tagsüber (um sich die hohen Studiengebühren leisten zu können, die für mich durch mein Erasmus-Stipendium zum Glück wegfielen), weshalb die Kurse alle abends stattfanden. Somit fingen die Kurse häufig erst um 19 Uhr an, Labore gingen teilweise bis 22 Uhr. Auffällig war auch, dass regelmäßig fast die Hälfte des Kurses zu spät kam, oft bis zu einer halben Stunde. Das konnte die pünktliche Deutsche in mir nur schwer verkraften ;). Mein Lieblingskurs war definitiv der Portugiesisch-Sprachkurs, bei dem sich alle Erasmus-Studierenden trafen und wir mit einer tollen Professorin die portugiesisch Basics lernten. Das klappte so gut, dass ich gegen Ende des Semesters die portugiesischen Professor*innen verstand, wenn sie zum allgemeinen Verständnis kurz etwas auf portugiesisch erklärten! Was noch super an der Uni war, war der kostenlose Fahrradverleih. Alle Studierenden unter 23 Jahren bekommen in Faro ein gratis Busticket. Da ich leider älter war, nutzte ich stattdessen oft mein Fahrrad. Leider ist Faro in Sachen Fahrräder kein sichererer Ort als andere europäische Städte, weshalb mir erst mein Sattel und später mein Hinterrad geklaut wurden. Ein weiteres Highlight neben den Surfstunden, der tollen Natur und den umwerfenden Sonnenuntergängen am Hafen waren die Jam-Sessions. Nahezu alle Erasmusstudierende und viele Einheimische trafen sich jeden Mittwoch im Associação Recreativa e Cultural de Músicos für tolle Musik, Gespräche und gute Getränke. Ich würde wirklich allen empfehlen, eine Zeit im Ausland zu studieren. Es ist eine einmalige Erfahrung, bei der man sehr leicht tolle Leute kennenlernt und sich selbst in einem ungewohnten Umfeld zurechtfinden muss.