„Ich freue mich auf die Arbeit mit jungen Menschen!“

Frau Strehlow (in der Mitte) unterstützte beim Drachenbootrennen das Team "International Friends".

Was hat Sie dazu bewogen Agrarwirtschaft zu studieren?

Ich bin 1976 in Göttingen geboren. Ich gehörte schon früh zu den „Pferdefrauen“. Nach meinem Abitur war mir zunächst klar, dass ich etwas Praktisches machen möchte und kein Studium. Ich wollte ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvieren, aber das klappte nicht. Also entschloss ich mich in die landwirtschaftliche Lehre zu gehen. Nach dem ich diese abgeschlossen hatte, wollte ich mich nun doch wissenschaftstheoretisch weiterbilden. Ich begann an der Humboldt-Universität zu Berlin Agrarwissenschaften mit dem Schwerpunkt Pflanzenbau zu studieren.

Was waren für Sie die Highlights Ihres Studiums?

Ich war während meines Studiums als Erntehelferin im Obst- und Gemüsebau für sechs Monate in Australien. Später arbeitete ich für ein ¾ Jahr an einem Forschungsinstitut in Äthiopien. Dort schrieb ich auch meine Diplomarbeit. Im Ausland konnte ich viel über die verschiedenen Kulturen und Sprachen lernen, aber natürlich auch über die Landwirtschaft vor Ort.

Neben dem Wissen, welches an der Universität vermittelt wurde, lernte ich viel aus der Praxis. Ein freier Anbauberater aus Brandenburg musste seinen Führerschein für 3 Monate abgeben. Er fragte mich, ob ich ihn in der Zeit fahren könnte. Im Gegenzug lernte ich viel über seine Tätigkeit als Pflanzenbauberater kennen. Natürlich hat sich meine Studienzeit dadurch ein wenig verlängert, doch diese Erfahrungen, die ich dadurch und durch meine Auslandsaufenthalte sammeln konnte, waren es wert!

Wie kamen Sie zu Ihrer Promotion?

Ich habe direkt nach dem Studium zwei Jahre als Außendienstmitarbeiterin in Brandenburg für einen internationalen Chemiekonzern gearbeitet. Anschließend trieb es mich aus privaten Gründen nach Rostock. Dort arbeitete ich weiter für die Firma, nun als Beraterin am Telefon. Dies ließ sich gut mit der Familiengründung vereinbaren. Ich entdeckte, dass Frau Prof. Dr. Gerowitt, Leiterin der Professur Phytomedizin an der Universität Rostock eine Promotionsstelle ausgeschrieben hatte. Auf diese habe ich mich hochschwanger beworben. Ich rechnete eigentlich mit einer Absage, doch die Rostockerinnen haben mir die Chance gegeben. Nach einem halben Jahr in Elternzeit trat ich die Promotion an mit dem Themenschwerpunkt Kohlhernie, die vor allem in Mecklenburg-Vorpommern eine große Bedeutung hat.

Wo haben Sie zuletzt gearbeitet?

Bevor ich an die Hochschule Neubrandenburg kam, arbeitete ich für die NPZ Innovation GmbH und beschäftigte mich mit Züchtungsforschung zum Thema Resistenzen. Ich war als Phytopathologin zuständig für das Screening der eigenen Sorten, um deren Resistenzniveau gegen Erreger verschiedener Krankheiten zu messen. Außerdem werden phytopathologische Tests auch an weiter entfernten Arten durchgeführt, um neue Resistenzquellen aufzuspüren und diese ins Zuchtmaterial einzukreuzen.

Warum haben Sie sich entschieden an der Hochschule Neubrandenburg die Professur anzunehmen?

Während meiner Promotion arbeitete ich zum Teil mit Studierenden. Dieser Austausch gefiel mir sehr und fehlte mir. Als Professorin kann ich nun wieder mit jungen Menschen arbeiten, mein Wissen weitergeben, aber auch von ihnen lernen und mit ihnen Themen kritisch hinterfragen. Mir ist es wichtig, den Blickwinkel auf eine nachhaltige Pflanzenproduktion und eine naturnahe Landwirtschaft zu setzen.

Welche Tipps haben Sie für das Studium?

Ich empfehle so viele Praktika wie möglich zu machen. Dadurch baut sich ein Netzwerk für jeden Einzelnen auf, aus dem man lange zehren kann. Außerdem ist es immer gut sich zu belesen und so auf dem neusten Stand zu bleiben. Schauen Sie genau hin, womit sich die Praxis auseinandersetzt.

Das Interview führte Thea von Hartz (Werde Welternährer).


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