Altersarmut steigt weiter - Fachtagung diskutierte mögliche Ursachen

Anstieg der Altersarmut im Zeitvergleich von 2010 bis 2019. Quelle: Claudia Vogel (eigene Darstellung)

Altersarmut steigt weiter - Fachtagung diskutierte mögliche Ursachen

An der Hochschule Neubrandenburg fanden vom 11. bis 13. Mai 2023 über 30 Vorträge und Workshops u.a. zum Thema Altersarmut statt, präsentiert von Expert*innen aus 15 Städten. Diese waren Teil der Frühjahrstagung der Sektion Alter(n) und Gesellschaft der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS). Mit ihrem vielfältigen Angebot stellte die Tagung ein wertvolles Forum dar, um Ideen auszutauschen, neue Strategien zu entwickeln und Netzwerkstrukturen aufzubauen oder zu festigen. Rund 100 Teilnehmende aus Deutschland und der Schweiz kamen zur Tagung, die von Dr.in Claudia Vogel (stellvertretende Sprecherin der Sektion und Professorin für Soziologie und Methoden der quantitativen Sozialforschung) und Dr. Kai Brauer (Professor für Gemeinwesenarbeit und Sozialraumorientierung) verantwortet wurde.

Wie kann die alternde Bevölkerung unterstützt werden? Das ist eine der größten Herausforderungen, die unsere Gesellschaft in Zukunft meistern muss. Dabei spielt die altersbedingte Armut eine besondere Rolle. Menschen gelten als arm, wenn ihr Einkommen unter 60% des Medianeinkommens (mittleres Einkommen) liegt. Für eine alleinlebende Person in Deutschland lag der entsprechende Schwellenwert 2021 bei 1247 Euro im Monat.

Bis zur Jahrtausendwende war der Wert der Altersarmut gesunken, doch stieg er in den vergangenen Jahren wieder an. Heutzutage ist dieser überdurchschnittlich ausgeprägt im Vergleich zur Gesamtbevölkerung. Dabei ist erkennbar, dass die älteren Frauen stärker unter der Altersarmut zu leiden haben als Männer (siehe Abbildung). Es stellt die Entwicklung der Altersarmut von Frauen und Männern ab 65 Jahren von 2010 bis 2019 dar. Dabei wird deutlich, dass die Prozentzahlen für beide Geschlechter kontinuierlich steigen. Das bedeutet für die betroffenen Personen oft: schlechtere Versorgung, prekäre Wohnverhältnisse und geringere Partizipation.

Vor diesem Hintergrund ist die Frühjahrstagung an der Hochschule Neubrandenburg zu „Altersarmut, Altersdiskriminierung, Alterssicherung: soziale Ungleichheit im Ruhestand“ eine wichtige Veranstaltung gewesen. Hierbei kamen Expert*innen auf diesem Gebiet zusammen, diskutierten diese drängenden Themen und befassten sich mit möglichen Lösungsansätzen.

Der Startschuss fiel mit der Podiumsdiskussion zu dem Thema „Neubrandenburger GWA-Arbeitstreffen: Zu alt, zu fremd, zu …? – Stadtteilarbeit und GWA im Kontext des demographischen Wandels“. Dazu waren auch die Personen eingeladen, die die Stadtteilarbeit in Neubrandenburg aufgebaut und damit auch entscheidende Impulse für die Lehre sowie Forschung gesetzt haben. Die Stadtteilarbeit verfolgt das Ziel, einen Stadtteil entsprechend den Bedürfnissen und Ressourcen der Einwohner*innen so zu entwickeln und zu gestalten, dass die Menschen dort zufrieden leben können.

Mit den Grußworten des 1. stellvertretenden Oberbürgermeisters Peter Modemann und des Rektors der Hochschule Professor Dr. Gerd Teschke sowie der Keynote „Alter, Altersgrenzen, Altersdiskriminierung“ von Harald Künemund begann der zweite Tag. Anschließend folgten verschiedene Vorträge in den insgesamt sieben Sessions, die sich über die zwei Tage verteilten: Armut, Diskriminierung, Einkommen, Pflege, Sozialraum, Altersvorsorge und Carearbeit.

Die Fachgruppe „Soziale Arbeit in Kontexten des Alter(n)s“ der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) präsentierte dabei ihr gleichnamiges Positionspapier. Dieses gibt wertvolle Einblicke in die Möglichkeiten, Bedingungen sowie Herausforderungen, die die soziale Arbeit für die Unterstützung älterer Menschen mit sich bringt. Es betont die Notwendigkeit, dass die Soziale Arbeit sich auf die Veränderungen und Entwicklungen in der Gesellschaft anpassen muss. Sie spielt eine bedeutende Rolle für das Leben älterer Personen und es gilt, diese ethisch verantwortungsvoll sowie würdevoll zu behandeln.

Das Referat „Altersarmut, Ageism, Soziale Ungleichheit“ stellte einen Zusammenhang von neoliberalen Neiddiskursen, Altersarmut und Altersfeindlichkeit dar und schloss am Samstag die Frühjahrstagung ab. Dies ist ein besonders wichtiges und spannendes Thema, da es ein tieferes Verständnis für die systemischen Probleme ermöglicht, die der sozialen Ungleichheit zugrunde liegen.

Lösungsansätze sollen eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf für pflegende Angehörige sowie eine Ausgestaltung der Alterssicherung mit Blick auf Erwerbsminderung und Hinterbliebenenversorgung sein.

Wir bedanken uns bei allen Expert*innen und Teilnehmenden für diesen äußerst interessanten Austausch.


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