Tagung zu NS-Medizinverbrechen und Erinnerungskultur in Alt Rehse und Neubrandenburg

Die zweitägige Veranstaltung führte die Teilnehmenden zu Vorträgen und angeregten Diskussionen an die Hochschule. Foto: EBB Alt-Rehse
Wissenschafts- und Kulturministerin Bettina Martin, Landesrabbiner Yuriy Kadnykov und der stellvertretende Landrat Arne Kröger begrüßten am zweiten Tag die Gäste an der ehemaligen „Führerschule“. Foto: EBB Alt-Rehse

Idyllisches Dorf mit dunkler Geschichte – Alt Rehse gilt als Heimat der ehemaligen NS-„Führerschule der Deutschen Ärzteschaft“. Am 24. und 25. Mai 2025 fand anlässlich des 90. Jahrestages der Einweihung eben jener eine zweitägige Tagung in Neubrandenburg und Alt Rehse statt. Veranstalter waren der Lern- und GeDenkOrt Alt Rehse (EBB) und die Hochschule Neubrandenburg.

Auftakt mit Haltung: Bildung, Gedenken und Verantwortung

Zum Auftakt begrüßten Michael Wunder (Vorsitzender der EBB Alt Rehse), Thomas Beddies (Wissenschaftlicher Beirat EBB) und Gerd Teschke (Rektor der Hochschule Neubrandenburg) Teilnehmende aus Bildungs- und Gedenkstätten sowie Interessenvertretungen. Im Mittelpunkt des ersten Tages stand die neu ins Leben gerufene „Drei-Länder-Konferenz zur NS-Medizingeschichte“ mit Vertreter*innen aus Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. In drei Panels präsentierten Hochschulen, Universitäten und Gedenkorte ihre Ansätze zur Bildungsarbeit mit Berufsgruppen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen. Diskutiert wurden unter anderem die curriculare Verankerung der NS-Medizingeschichte und der Umgang mit NS-Medizinverbrechen, der wachsende Rechtspopulismus sowie die Chancen einer verstärkten Vernetzung über Ländergrenzen hinweg.

Viele Stimmen, ein Anliegen: Gedenkorte zeigen Präsenz

Beteiligte Einrichtungen waren u. a. die Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, das Berliner Medizinhistorische Museum der Charité, die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, die Gedenkstätte Brandenburg an der Havel, der GeDenkOrt Charité sowie der Lern- und GeDenkOrt Alt Rehse selbst. Der zweite Teil der Tagung führte an den historischen Ort der ehemaligen „Führerschule“ in Alt Rehse. In einer Reethalle des Hotels „Park am See“ sprachen Wissenschafts- und Kulturministerin Bettina Martin, Landesrabbiner Yuriy Kadnykov sowie der stellvertretende Landrat Arne Kröger. 

Medizinethik und historische Verantwortung – Medizinhistoriker regt Diskussion an

In einem Vortrag unterstrich der Medizinhistoriker Prof. Volker Roelcke (Universität Gießen) die zentrale Rolle der Ärzteschaft im nationalsozialistischen Biopolitiksystem und plädierte für eine ethisch reflektierte Auseinandersetzung mit der Geschichte in Lehre und Praxis. In einer anschließenden Podiumsdiskussion wurde über Perspektiven und Herausforderungen der Erinnerungskultur diskutiert. Den Abschluss bildete ein geführter Rundgang über das historische Gelände der ehemaligen „Führerschule“ sowie ein Besuch der Ausstellung „Gesundheitsämter im Nationalsozialismus“ der EBB Alt Rehse. 

Seit 2021 besteht eine enge Kooperation zwischen der EBB Alt Rehse und der Hochschule Neubrandenburg. Die Tagung wurde gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung M-V, die Ärztekammern Berlin und M-V, die Ehrenamtsstiftung M-V sowie durch Spenden von Ärzt*innen und Freund*innen der EBB.


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