Studieren ohne Abitur: Mit Zugangsprüfung in den Hörsaal

Ein direkter Einstieg ins Berufsleben, von Anfang an Geld verdienen und früher unabhängig werden - es gibt einige gute Gründe, die für eine Ausbildung und gegen Abitur und Studium sprechen. Aber was, wenn nach den ersten Jahren im Beruf die Routinen lästig werden? Wenn der Wunsch nach einer neuen beruflichen Herausforderung kommt? Nach einem Karrieresprung, der aber ein Studium voraussetzt?

Das war bei Franziska Wilk (23), Verwaltungsfachangestellte der Fall. Nach einem Schulpraktikum beim Bundesverwaltungsamt stand für sie schon in der 8. Klasse fest, dass sie eine bürokaufmännische Ausbildung absolvieren möchte. Mit Realschulabschluss lernte die Neubrandenburgerin deshalb beim Bundesverwaltungsamt. Nach ihrer Ausbildung hat sie dort Kundenbehörden betreut und kümmerte sich um abrechnungsrelevante Angelegenheiten. Das war eine Weile auch genau richtig. Doch irgendwann, erzählt Wilk, kam der Gedanke: „Das ist nicht die berufliche Aufgabe, die ich mein Leben lang machen möchte.“ Mit dem Wunsch ihre Stärken weiterzuentwickeln und sich beruflich verändern zu können, suchte Wilk nach einer Weiterbildungsmöglichkeit. Interessant sollte es sein, zu ihrer Ausbildung passen und vor allem berufsbegleitend. Durch eine Kollegin entdeckte sie den Studiengang der angewandten Betriebswirtschaftslehre (ABWL) an der Hochschule Neubrandenburg.

Studieren ohne Abitur?

Ihre Kollegin erzählte ihr, dass sie dank des Studiums der ABWL die Möglichkeit bekommen hat, Teamleiterin zu werden.  Diese Erfahrungen ihrer Kollegin ermutigten Wilk, sich näher mit den Bedingungen zu befassen.

In Deutschland ist es grundsätzlich möglich, auch ohne Abitur zu studieren. Die Zulassung zum Studium ist dann an bestimmte Voraussetzungen geknüpft, die sich je nach Bundesland oder Hochschule unterscheiden. Auch die Hochschule Neubrandenburg unterstützt das lebenslange Lernen und öffnet ihre Studienangebote Menschen, die bereits im Berufsleben stehen: Beispielsweise gilt die bestandene Meisterprüfung als Zulassung zum Studium an der Hochschule Neubrandenburg. Auch Personen, die eine mindestens zweijährige Berufsausbildung absolviert haben und mindestens drei Jahre Arbeitserfahrung, passend zum angestrebten Studiengang, nachweisen können, werden über eine Zugangsprüfung zum Studium zugelassen.

Für diesen Weg entschied sich Franziska Wilk. „Berührungspunkte mit betriebswirtschaftlichen Themen hatte ich durch meine vorherige Ausbildung.“, erzählt sie. Dennoch hatte sie Zweifel:  „Acht Semester haben sich auf den ersten Blick sehr lange angehört und die Studiengebühren muss ich komplett allein finanzieren.“

Nach reichlich Zuspruch durch ihre Familie und Freunde wollte Wilk es einfach versuchen und stellte den Antrag auf die Zulassungsprüfung. Es dauerte nicht lange, bis die Einladung zur Prüfung kam. „Damit wir einen Eindruck bekommen, was uns erwartet, zeigte uns der zuständige Professor eine der vorherigen Zugangsprüfungen. Das hat uns Orientierung gegeben.“, berichtet Wilk.

Zugangsprüfung für Berufserfahrene

Die Zugangsprüfung besteht aus drei Prüfungsteilen: zwei schriftlichen und einem mündlichen. „Da wir das ABWL-Studium ja erst noch vor uns hatten, ging es aber weniger um detaillierte Inhalte und Wissensabfragen. Wir sollten viel mehr zeigen, dass wir anwendungsbezogen argumentieren können und die Zusammenhänge verstehen - unter anderem mit einer Textanalyse.“

Wilk bestand die Aufnahmeprüfung und studiert seit September 2021 berufsbegleitend. Ihre erste Prüfungsphase hat die Studentin schon erfolgreich hinter sich gebracht und ist froh, dass sie sich für diesen Weg entschieden hat: „Die Lehrenden unterstützen uns, wo sie nur können, damit wir die Klausuren gut meistern. Die enge fachliche Betreuung ist großartig. Trotz der Doppelbelastung bin ich bin sehr zufrieden mit meiner Entscheidung und denke, dass ich jetzt schon eine Menge aus diesem Studium für mein Berufsleben und auch für meine persönliche Entfaltung mitnehmen kann.“ Auch wenn bei einem berufsbegleitenden Studium der Stressfaktor in der Prüfungsphase besonders hoch ist, bleibt ihr Fazit: „Ich kann diesen Schritt allen empfehlen, die sich beruflich weiterentwickeln wollen.“

Nähere Auskünfte zum Studium ohne Abitur an der Hochschule Neubrandenburg erteilt das Immatrikulations- und Prüfungsamt des gewünschten Studiengangs.

Mehr Informationen zum berufsbegleitenden Studiengang ABWL finden Sie hier.


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