Kontrolle von Wachstum und Entwicklung weiblicher Jungrinder über die Bewertung der Kondition

Ein frühes Erstkalbealter (EKA) und eine lange Nutzungsdauer sind aus der Sicht der Wirtschaftlichkeit für Milchviehbetriebe von Interesse. Eine intensive Aufzucht im ersten Lebenshalbjahr ist dafür eine Grundvoraussetzung. Die Kontrolle des Wachstums erfolgt in der Regel über Wägungen, was arbeits- und zeitintensiv ist und deshalb oft auf einige wenige Lebensabschnitte beschränkt bleibt. Fehlentwicklungen im Wachstumsverlauf nach der Geschlechtsreife sind jedoch später nicht mehr auszugleichen. Hohe Erstbesamungsalter (EBA) und EKA, eine zu kurze Nutzungsdauer und hohe Tierarztkosten sind i.d.R. die Folge.

Für die Kontrolle des Wachstums eignen sich neben der Wägung auch die Messung der Kreuzbeinhöhe (KBH) mittels Messstab und der Body Condition Score (BCS). Da für die Erfassung der Körpermaße entsprechende Bedingungen gegeben sein müssen – z.B. entspanntes Stehen auf ebenem, festem Boden – und die Korrelation zwischen der KBH und der Lebendmasse nach der Konzeption abnimmt, wird diese Alternative zur Wägung kaum genutzt. Bandmaße oder Zangen zur Erfassung der Lebendmasse sind zwar kostengünstig, erfordern jedoch einen hohen Arbeitsaufwand.

Der BCS ist eine Alternative zur Wägung sowie zur Messung der KBH, da seine Ermittlung leicht durchführbar und die Ergebnisse aussagekräftig sind.

Ziel dieses Projektes ist die Erarbeitung von Empfehlungen für die Anwendung des BCS zur Beurteilung und Kontrolle des Wachstums von Jungrindern. Studierende der Hochschule Neubrandenburg bonitierten 2009 bis 2012 über 3500 Jungrinder in 27 Betrieben in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. 

Von 2013 bis 2014 wurde der Konditionsverlauf von einzelnen Jungrindern über die gesamte Aufzucht verfolgt. In 15 Betrieben wurden bis zu 10 Jungrinder (insgesamt 144 Tiere) in fünf Altersabschnitten bonitiert. 

Alle Daten zu Gesundheit und Leistungen der bonitierten Tiere werden bis zum Abgang erfasst und in Beziehung zur Kondition in der Aufzucht gesetzt. Derzeit sind noch ca. 15% der bonitierten Tiere im Bestand, die Ergebnisse fortlaufend werden deshalb regelmäßig aktualisiert.

Das Projekt wurde im Jahr 2011 aus Mitteln des Hochschulinternen Forschungsetats in Höhe von 3.650 € gefördert.

Folgende Empfehlungen zur Kondition in der Jungrinderaufzucht lassen sich ableiten:

 

Altersabschnitt                                      BCS-Note

Absetzer:                                                       mind. 2,9
bis Geschlechtsreife (ab 05. Monat):      3,0 bis 3,25
geschlechtsreife Jungrinder bis EBA:      3,1 bis 3,4

 

 

Methode der Bonitur (BCS) nach EDMONSON et al. (1989) ergänzt nach RASCHKE (2007)

Veröffentlichungen zum Projekt