Theoretische Bezüge und Praxis der Mensch-Tier-Begegnung in der Reit- und Bauernhofpädagogik


Der Vortrag zeigt ein Praxisbeispiel tiergestützter Reit- und Bauernhofpädagogik, berichtet von ihrer sichtbaren Wirkung und erzählt von der eigenen Veränderung durch die tägliche Arbeit mit Mensch und Tier.

Schon seit einigen Jahren machen sich Menschen auf den Weg zu unserem kleinen, idyllisch ländlich gelegenen Erlebnis- und Kulturbauernhof am Rande der mecklenburgischen Seenplatte.
Ein neugieriges Aufbrechen zu einem Ort, der etwas zu versprechen scheint. Auch wenn der innere Antrieb des Einzelnen unterschiedlicher Natur ist, berichten unsere Gäste von Momenten der Begegnung und Augenblicken von Verbundenheit, die zu prägenden und wegweisenden Lernerfahrungen in ihrem Leben zählen. Einen solchen Lernraum bewusst zu öffnen ist die Grundhaltung unserer täglichen reitpädagogisch tiergestützten Arbeit geworden, in der wir besonders Kinder und Jugendliche nicht nur darin begleiten die Idee von Bewegung und Gleichgewicht zu erkunden und sich selbst darin besser kennenzulernen. Denn neben Resonanz und der mentalen Verbundenheit die zwischen Mensch und Tieren erfahrbar ist, bietet das Pferd durch seine Anatomie noch zusätzlich die Möglichkeit des Tragens. Ein reziprokes Verhältnis, das unmittelbar mit Bewegungsmustern des eigenen Körpers, ebenso dem des Gegenübers, konfrontiert. Gemeinsame Bewegung wird erlebt, in der das Gleichgewicht des Körpers erarbeitet wird und unmittelbar auf unser Denken und das gesamte Nervensystem Auswirkungen hat.
Mit theoretischen Bezügen des psycho-physischen Lernens nach dem Pädagogen Heinrich Jacoby, der Polyvagaltheorie nach S. W. Porges, Ansätze des Neurobiologen G. Hüthers und verschiedenen Methoden aus der Körperarbeit und der tiergestützten Pädagogik suchen wir mit den jungen Menschen und unseren Tieren gemeinsam nach unseren individuell mentalen als auch den körperlichen Grenzen und unseren Fähigkeiten, die uns in den Herausforderungen des Alltags eine Grundstabilität bieten und uns unsere Beziehungsmöglichkeiten aufzeigen. So wird aus einfachen Reitkurseinheiten, in denen es um einen freundlichen und artgerechten Umgang mit den Pferden und der Kunst des Reitens geht, zu einem stetig sanften Hinterfragen unserer Haltung - sowohl die Körperhaltung, aber auch die Haltung gegenüber uns selbst und den Anderen - die letztendlich unser tägliches Handeln bestimmt.

Zur Person

Stefanie Blankenhorn – studierte bis 2018 Soziale Arbeit (BA) an der Hochschule Neubrandenburg. Während des Studiums und der anschließenden Arbeit als Familienhelferin baute sie mit ihrem Mann einen Erlebnis- und Kulturbauernhof im ländlichen Raum auf. Ein Ort der Begegnung zwischen Mensch und Tier und für mehrere Menschen Lebensraum und Arbeitsstätte. Seit der Gründung der hoblaho gGmbH ist sie unter anderem als Bauernhof- und Reitpädagogin tätig. Die natur-, erlebnis-, kunst- und bauernhofpädagogisch tiergestützten Angebote unterstützen junge Menschen im ländlichen Raum in ihrer Entwicklung und Persönlichkeit. website: www.hoblaho.com