Ausgangslage

Der demografische Wandel ist eine nicht zu unterschätzende Herausforderung unserer Gesellschaft. Laut wissenschaftlicher Schätzungen wird bis zum Jahre 2060 der Anteil der 65jährigen Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik Deutschland im Vergleich zum Jahre 2008 um 14 Prozent auf etwa 34 Prozent steigen. Aufgrund einer hohen Abwanderungstendenz Jüngerer und der sinkenden Geburtenraten sind gering besiedelte Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern besonders betroffen. Hier, so wird geschätzt, wird sich die Altersstruktur sehr viel schneller verändern.

Mit höherem Alter steigt nachweislich auch die Zahl der Erkrankungen - und damit auch das Risiko, pflegebedürftig zu werden. Um die zu erwartende hohe Zahl an Pflegebedürftiger auffangen zu können, besteht Handlungsbedarf. Der erste Schritt ist die Planung bedarfsgerechter Hilfsangebote für Pflegebedürftige - die Pflegesozialplanung.

Das Land Mecklenburg-Vorpommern ist daher verpflichtet bis zum Jahre 2015 eine differenzierte Darstellung seiner Planungen zur pflegerischen Versorgungsstruktur auf der Grundlage von Analysen und Planungsergebnissen der Landkreise und Kreisfreien Städte zu erarbeiten und den notwendigen Handlungsbedarf zu beschreiben. Eine erste Basis hierfür bieten die Landesplanerischen Empfehlungen für die Weiterentwicklung der pflegerischen Versorgungsstruktur, die vom Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales im Jahr 2013 herausgegeben wurden.

Vorbemerkungen

Die Landesplanerischen Empfehlungen für die Weiterentwicklung der pflegerischen Versorgungsstruktur bis 2030 stehen seit einiger Zeit in Mecklenburg - Vopommern zur Diskussion. Aus der Stellungnahme der Liga der Spitzenverbände zu den landesplanerischen Empfehlungen, die zu einem differenzierten Diskussions- und Abstimmungsprozess aller im Pflegebereich tätigen Akteure aufruft, wird deutlich, dass die sich aus der demografischen Entwicklung ergebenden Auswirkungen und die damit verbundenen Anforderungen an die Pflegesozialplanung in den Landkreisen und kreisfreien Städten nur als gesamtgesellschaftliche Aufgabe bewältigt werden kann und die Planung, Steuerung und Koordinierung dieser grundlegenden Prozesse durch das Land Mecklenburg - Vorpommern übernommen werden sollte.

Durch das Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales Mecklenburg - Vorpommern wurde die Projektgruppe der Hochschule Neubrandenburg im Jahre 2014 beauftragt, die wissenschaftliche Begleitung der Entwicklung eines Konzeptes zur Pflegesozialplanung in Mecklenburg - Vorpommern durchzuführen.

Die Entwicklung eines Konzeptes zur Pflegesozialplanung für das Land Mecklenburg - Vorpommern stützt sich vorrangig auf die Grundaussagen der eben benannten Landesplanerischen Empfehlungen. Darüber hinaus werden Einschätzungen und Orientierungen der Enquete-Kommission "Älter werden in Mecklenburg - Vorpommern" ("Bedarfslagen Älterer und Bedingungen für ein selbständiges Leben im Alter in Mecklenburg - Vorpommern", Sachstandsbericht zu den ersten Ergebnissen der Repräsentativ-Befragung zur Enquete-Kommissionssitzung am 29. August 2013; Zwischenbericht der Enquete-Kommission "Älter werden in Mecklenburg - Vorpommern" vom 30. April 2014), der Strategiebericht der IMAG zum demografischen Wandel ("Mecklenburg - Vorpommern: Weltoffen, modern, innovativ. Den demografischen Wandel gestalten") sowie die derzeit vorliegenden aktuellen Pflegesozialpläne sowie Vorarbeiten der Landkreise und kreisfreien Städte berücksichtigt. Aufgrund vergleichbarer Rahmenbedingungen werden auch Vorgehen und Ergebnisse der Pflegesozialplanung im Land Brandenburg, aber auch in Finnland und Schweden in die Überlegungen einbezogen.

Zu Beginn des Projektes 2014 wurden auf Grundlage der Einschätzungen der Landesplanerischen Empfehlungen folgende inhaltliche Schwerpunkte der wissenschaftlichen Begleitung festgelegt:

 

  • Der demografische Wandel in Mecklenburg - Vorpommern und seine Auswirungen auf die integrierte Pflegesozialplanung;
  • Die Beschreibung des IST-Zustandes der Pflegeinfrastruktur in Mecklenburg - Vorpommern sowie die Ableitung der Erfordernisse und Ziele ihrer Weiterentwicklung;
  • Die Analyse der bisherigen Pflegesozialplanungen der Landkreise und kreisfreien Städte in Mecklenburg - Vorpommern unter besonderer Berücksichtigung von Weiterentwicklungen speziell der Umsetzung der Orientierungen einer integrierten Pflegesozialplanung;
  • Das Rollenverständnis der Akteure für die integrierte Pflegesozialplanung;
  • Die Strategieentwicklung zu einer integrierten Pflegesozialplanung in den Landkreisen und kreisfreien Städten Mecklenburg - Vorpommerns.

 

Anknüpfend an die erreichten Ergebnisse des Jahres 2014 (siehe den unter Punkt "Download" verfügbaren Forschungsbericht zum Projekt) soll 2015 die wissenschaftliche Begleitung der Entwicklung eines Konzeptes zur Pflegesozialplanung in Mecklenburg - Vorpommern fortgeführt werden.

Die inhaltlichen Schwerpunkte des Projektzeitraumes 2015 sind:

  • Die Erarbeitung einer Roadmap der integrierten Pflegesozialplanung als Grundlage für eine konkrete Empfehlung an die Landkreise und kreisfreien Städte in Mecklenburg - Vorpommern für "Meilensteine" der Erarbeitung und Umsetzung sowie von Mindeststandards einer integrierten Pflegesozialplanung.
  • Eine Bedarfserhebung bei beteiligten Akteuren der integrierten Pflegesozialplanung, speziell bei Pflegestützpunkten und Kommunen, ERmittlung möglicher Bedarfe; Erarbeiten von Unterstützungsmaterialien und -instrumenten: Informationsmaterialien, Handlungsempfehlungen, Durchführen von Workshops und Vernetzungsveranstaltungen etc.
  • Vorschläge einer Maßnahmeplanung für die Entwicklung und Sicherung der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität der integrierten Pflegesozialplanung und der Steuerung der Sozialamtsbereiche auf kommunaler Ebene.
  • Vorschläge für Social Reporting Standards zur wirkungsorientierten und vergleichbaren Berichterstattung der Kommunen und kreisfreien Städte.