Weisdin

Abb. 1 Großherzogliches Schloss Weisdin um 1900.
Abb. 2 Weisdiner Kirche.
Abb. 3 Weisdiner Gutshaus am Nordufer des Mittelsees.

Der Ort Weisdin wurde als „Weysentin“ 1387 erstmals urkundlich erwähnt, als Albrecht von Peccatel dem Kloster Wanzka zehn Mark Rente verschrieb, um eine Schuld von 100 Mark abzubezahlen. Der Ort befand sich über 500 Jahre, bis 1761, zu großen Teilen im Besitz der mächtigen Adelsfamilie von Peccatel, die auch die Nachbargüter Blumenhagen, Blumenholz oder Usadel prägte. Die Geschichte des Ortes wurde aber auch durch Verkäufe und Verpfändungen einzelner Gebäude oder Teile des Dorfes sowie diesbezüglich geführte Prozesse geprägt. 1408 beispielsweise wird ein Teil des Ortes an Achim von Heydebreck zu Klempenow veräußert. Auch die von Maltzans (siehe Beitrag zu Peckatel) besaßen pfandweise einen Katen und drei Höfe in Weisdin. Diesen Pfand verkauften sie 1556 wieder an den Herzog Johann Albrecht.

Die Ritter von Peccatel bewohnten damals ein gewaltiges Schloss (oder eine Burg) zu Blumenhagen, welches sich nach der Entstehung des Ortes Weisdin auf der Weisdiner Feldmark befand (siehe Beitrag zu Blumenhagen). Die Ruinen befinden sich heute am südlichen Ufer des Mittelsees. Ein Brand um 1740 zerstörte das alte Gutshaus, die Kirche und einen Großteil des restlichen Dorfes. Daraufhin ließ Gotthard Carl Friedrich von Peccatel um 1749 am Nordufer des Mittelsees ein zweigeschossiges Herrenhaus im barocken Stil errichten. Einige Hof- und Wirtschaftsgebäude, die teilweise bis heute erhalten sind, rahmen die östliche und westliche Seiten des Gutshofes ein. Etwa zur gleichen Zeit entstand direkt gegenüber eine achteckige Kirche, ebenfalls im barocken Stil. Unter der Kirche befindet sich das Grabgewölbe, in dem die Letzten des Geschlechtes der von Peccatel beigesetzt wurden. Seit 1756 gehört Weisdin zur Pfarrei Prillwitz. Heute gibt es keinen eigenen Pastor mehr und die Kirche wird nicht mehr genutzt.

Da von Peccatel fünf Töchter, aber keinen männlichen Nachkommen hatte, verkaufte er 1761 seine Güter, zu denen auch Blumenholz, Blumenhagen, Weisdin und Glambeck gehörten, für 59.000 Goldtaler an Adolf Friedrich IV., Herzog von Mecklenburg-Strelitz, da die Güter sonst nach seinem Tod als verfallene Lehen eingezogen worden wären. Der Herzog nutzte das Gut als Sommerresidenz und schätzte es scheinbar sehr, da er auf der Halbinsel im Mittelsee einige Gebäude errichten ließ. Wenige Jahre später wurden viele der Gebäude wieder abgerissen und das herzogliche Gut verpachtet. Die jeweiligen Pächter wohnten meist im Gutshaus. Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde ein Wintergarten an die Parkseite des Gutsgebäudes angefügt. Von 1793 bis ca. 1803 war das herrschaftliche Gut an Amtmann Christian Friedrich Huth verpachtet. Ab 1801 erfolgte die Verwaltung der herzoglichen Güter (auch Kabinettsgüter) durch ein Kabinettsamt. Weitere Kabinettsgüter waren beispielsweise Blumenholz und Blumenhagen sowie Hohenzieritz, Prillwitz und Zippelow (siehe politisch-administrative Entwicklung). Damit gelang dem Herzog die administrative Voraussetzung zur Bewirtschaftung seiner Güter, die er durch Pächter bewirtschaften ließ. Es folgten die Pächter Gotthilf Traugott Rämsow (1816-1823), Johann Gottlieb August Raumann (1824), Domainenrath Zigra (1825-1829) und Friedrich Wilhelm Schlee (1830-1847). Zwischen 1848 und 1856 war das Gut an Ludwig Hamann verpachtet, der ab 1855 das Gut Hohenzieritz (siehe Beitrag zu Hohenzieritz) pachtete. Von 1864 bis 1885 war Otto Rahmmacher als Pächter vermerkt. Im Anschluss an Rahmmacher folgte Familie Winckelmann (erst Heinrich, dann Hans Heinrich) die das Gut von 1886 bis 1945 trotz zweier Eigentümerwechsel gepachtet hatte.

Nach 1918 ging Weisdin als Eigentum des Großherzogs von Mecklenburg in den Besitz des Freistaates Mecklenburg-Vorpommern über (Details siehe Beitrag zu politisch-administrativer Entwicklung) und wurde weiter verpachtet. Ab 1926 ist Hans Heinrich Winkelmann als Pächter angegeben. 1939 wird Weisdin ein Neustrelitzer Stadtgut. Laut einer Liste über enteignete Grundbesitzer war Hans Heinrich Winkelmann auch der letzte Besitzer vor der Bodenreform. Eine Liste über Schlösser und Herrenhäuser im Kreis Neustrelitz führt dagegen Arthur Rohrbeck als letzten Besitzer. Ab 1945 diente das Herrenhaus verschiedenen Zwecken, so war es Kulturhaus, Schule oder Gaststätte. 1997 wurde es restauriert, und seit 2018 hat das schöne Gutshaus neue Eigentümer, die es privat nutzen.

Vorwerk Carlshof

Abb. 4 Das Forsthaus Carlshof 2020.

Der Ort Carlshof entwickelte sich an der Stelle einer ehemaligen Glashütte, etwa 150 Meter nördlich der heutigen Försterei. Carlshof gehörte als Vorwerk von Weisdin zu den Peccatelschen Gütern und wurde 1761 von Gotthard von Peccatel an Adolf Friedrich von Mecklenburg-Strelitz verkauft. 1793 ist das herrschaftliche Gut wie das Gut Weisdin an Amtmann Christian Friedrich Huth verpachtet. Als Unterpächter wurde Herr Giermann angegeben. 1816 ist als Pächter (oder Unterpächter) der Ziegler Georg Friedrich Kapheim (siehe Beitrag zu Blumenholz) sowie ein Bauer im Ort vermerkt. Von 1829 bis 1857 war Carlshof an Friedrich Jürgens zu Blumenholz verpachtet und im Anschluss an das großherzogliche Marstall-Amt. In dem kleinen Ort wurden Schafe gezüchtet. Ab 1876 war Carlshof, das um 1900 zur Revierförsterei umgewandelt wurde, an Otto Rahmmacher und anschließend bis 1945 an die Familie Winkelmann verpachtet. Seit ca. 1980 bewohnt der Revierförster Hartmut Tietz das Forsthaus. Dieses und weitere Forsthäuser der Region werden in Beiträgen in der Rubik 'Kulturlandschaftselemente' vorgestellt.

Friedrichshof

Abb. 5 Satellitenansicht von Friedrichshof im Jahr 2020.

Der Einzelhof Friedrichshof wurde als Dreiseitenhof angelegt. 1793 ist der Hof Kabinettsgut mit dem Pächter Krüger. Zwischen 1794 und 1803 ist dieser wie Weisdin und Carlshof an Amtmann Christian Friedrich Huth verpachtet, wird aber zunächst vom Unterpächter Bick (1795-1799), dann von Joachim Ernst Schröder bewirtschaftet. Ab ca. 1815 wirtschaften zwei Bauern im Ort. Der Hof wurde bis in die 1830er Jahre als Glashütte durch Zuwanderer aus Thüringen genutzt, dann aber durch einen Bauern zur landwirtschaftlichen Nutzung umgewandelt. Ab 1828 finden sich laut der Staatskalender zwei Erbpächter auf dem Hof, zu denen im Laufe des 19. Jahrhunderts zwei Hauseigentümer hinzukamen. 1870 erhielt der Hof eine Straßenanbindung an die heutige B96. Ab 1897 gehört Friedrichshof zu Blumenholz und es finden sich die Angaben von ein bis zwei Erbpachtgehöften/-stellen und zwischenzeitlich ein bis zwei Büdnereien (durch einen Büdner bewirtschaftetes kleines ländliches Anwesen). Details zum Beruf des Büdners werden im Rahmen des Beitrags zu Krienke näher erläutert. 1908 findet sich im Staatskalender zusätzlich die Angabe einer Zeitpachthufe in Friedrichshof. Bis zur Bodenreform 1945 werden zwei Erbpachtstellen angegeben. Heute ist Friedrichshof eine kleine Siedlung. Die ursprünglichen Gebäude des Dreiseitenhofes sind teilweise noch erhalten und befinden sich in gutem Zustand.

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Quellen

Abbildung 1: Bort, H. 2001: Grossherzogliches Schloss Weisdin um 1900. Schlösser, die am Wege liegen. Unterwegs zu 101 Guts- und Herrenhäusern in Mecklenburg-Strelitz. Verlag & Vertrieb Dr. Michael Gust. Cw Obodritendruck GmbH. Schwerin. S. 328.

Abbildung 2: Wikiwand (Hrsg.) 2021: Blumenholz. Link zum Bild. Letzter Zugriff: 14.04.2021.

Abbildung 3: grasgrün media touristische Dienstleistungen GbR (Hrsg.): Tour: Um den Mittelsee bei Weisdin. Link zum Bild. Letzter Zugriff: 14.04.2021.

Abbildung 4: Koglin, I. 2020. Forsthaus Carlshof. 

Abbildung 5: Kartenausschnitt in der Satellitenansicht von google maps. 

Bort, H. 2001: Grossherzogliches Schloss Weisdin um 1900. Schlösser, die am Wege liegen. Unterwegs zu 101 Guts- und Herrenhäusern in Mecklenburg-Strelitz. Verlag & Vertrieb Dr. Michael Gust. Cw Obodritendruck GmbH. Schwerin. S. 328.

Börold, R. (Hrsg.) 2012: Schloss Weisdin. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 10.03.2021.

Pöhls, W. 1926: Büdnereien und Häuslereien. In: Mecklenburgische Monatshefte, Bd. 2, Schwerin 1926, S. 19–20.

QM3 UG (Hrsg.) 2021: Herrenhaus Weisdin. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 10.03.2021.

Wikipedia, Die freie Enzyklopädie (Hrsg.). 2021: Blumenholz. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 10.03.2021.

Wikipedia, Die freie Enzyklopädie (Hrsg.). 2020: Büdner. Link zum Beitrag. de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCdner. Letzter Zugriff: 07.03.2021.