Krienke

Krienke wurde 1416 erstmals als „Krineke“ urkundlich erwähnt, was so viel wie feuchte Wiesen bedeutet. Im 16. Jahrhundert liegt der Ort wüst und findet keine Erwähnung in der Literatur. Im 17. Jahrhundert wurden die Feldmark und der Krienker Wald von den Bewohnern des Nachbardorfs Babke genutzt. Nach 1700 wird eine Meierei erwähnt, die 1777 verkauft und die Ländereien auswärts verpachtet wurden. Im 18. Jahrhundert wurden die ersten Kolonisten im Ort angesiedelt, welcher daher in der Literatur als Kolonistendorf bezeichnet wird. Kolonist war die amtsdeutsche Bezeichnung für einen Häusler, also einen Kleinstbauern mit eigenem Haus, aber nur wenig Ländereien bzw. Grundbesitz.

Die Schulzenaufgaben im Ort übernahm von 1823 bis 1830 Ludwig Rechlin. Ein Schulze bewirtschaftete meist den größten Bauernhof im Ort, der ein mit seinem Amt verbundenes und vererbliches Lehngut darstellte. Er hatte im Auftrag seines Herrn die Mitglieder einer Gemeinde zur Leistung ihrer Schuldigkeit anzuhalten, also Abgaben einzuziehen oder für das Beachten anderer Verpflichtungen Sorge zu tragen. Gleichzeitig mit Rechlin wirtschafteten neun Kolonisten im Dorf. Von 1833 bis 1846 werden der Schulze Wilhelm Hagenow und einige Hauseigentümer mit Pachtäckern beschrieben. Ab 1847 war die Familie Kittelmann (zunächst Carl, später Wilhelm) mit der Aufgabe des Dorfschulzen betraut. Die Familie hatte zuvor die Schulzenaufgaben in den Nachbardörfern Kratzeburg (bis 1844) und Granzin (bis 1799) übernommen. Ab ca. 1880 wurde die Bezeichnung Ortsvorsteher für den Schulzen eingeführt. Die Kittelmanns prägten das Dorf bis mindestens 1930. In den 1930er Jahren erhielt das Dorf einen Stromanschluss. Neun Bauern, vier Büdner und drei Häusler wirtschaften im Ort (Begriffsklärungen siehe unten). Die Bürgermeisterfunktion wurde 1937 vom Bauern Hermann Müller und 1938 von Alfred Dinse ausgeübt.

In den ersten Nachkriegsjahren bot das Dorf noch 153 Menschen Unterkunft und Arbeit, es wurde jedoch nach und nach als ständiger Wohnsitz aufgegeben, weil es schwer erreichbar und fast vollständig von einem Truppenübungsplatz der Sowjetarmee eingeschlossen war. Zur besseren Erreichbarkeit wurde 1973 eine Holzbrücke über den ortsnahen Pagelsee gebaut. Ein Jahr später erfolgte der Anschluss an das Trinkwassernetz. Dennoch sollten 1986 die Einwohner umgesiedelt werden und Krienke als Wohnort nicht weiter bestehen bleiben. Erst nach der Wende und dem Rückbau des Übungsplatzes sowie dem Abzug der Sowjetarmee wurde der Ort wieder vollwertiger Wohnort in der Gemeinde Kratzeburg. 1996 erhielt Krienke eine Zufahrtsstraße, die 2004 asphaltierte wurde.

Etwa 12 Familien leben heute ständig in dem ehemaligen Bauerndorf, die anderen Bewohner sind Wochenendnutzer. Einige bemühen sich um den Erhalt der heute nahezu zerfallenen Pagelseebrücke.

Abb. 1 Alte Dorfstraße Krienke.
Abb. 2 Einweihung der "Brücke der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft".
Abb. 3 Pagelseebrücke im Jahr 2020.

Begriffsklärungen - Büdner und Häusler

Ein Büdner war in Norddeutschland ein Besitzer eines kleinen ländlichen Anwesens, das als Büdnerei (abgeleitet von Bude) bezeichnet wurde. Dazu gehörte meist nur wenig Land. Häufig wird ein Büdner mit einem Häusler gleichgesetzt. In Mecklenburg gibt es aber Unterschiede zwischen diesen Begrifflichkeiten.

Der Beruf des Büdners (ursprünglich auch Kossat) wurde in Mecklenburg 1753 durch Dekret von Herzog Christian Ludwig II. als Reaktion auf die zunehmende Landflucht der Bevölkerung eingeführt. Dies betraf hauptsächlich nicht erbberechtigte Nachkommen von Bauern, die ohne eigene Wohnung auch nicht heiraten durften. Die Büdner erhielten Materialien zum Bau ihrer Häuser, eine kleine Nutzfläche (ca. ein Hektar) sowie Weiderecht für wenige Tiere. Zunächst wurde ihnen das Anwesen in einem Pachtvertrag, anfangs ohne Abgaben, überlassen. Da die kleinen Grundstücke meist nicht für den Lebensunterhalt ausreichten, waren die Büdner auf Nebenerwerb oder Zupachtungen oder Zukauf von weiterem Boden angewiesen. So vergrößerte sich die Fläche vieler Büdnereien während des 19. Jahrhunderts auf ca. 5 Hektar und es entwickelten sich kleine Bauernhöfe. 1846 wurde zusätzlich der Berufsstand des Häuslers wieder eingeführt (den Begriff gab es zurückliegend bereits), um die ursprüngliche Rolle der Büdner wieder zu besetzen und der weiteren Landflucht entgegenzuwirken. Häusler durften, im Gegensatz zum damaligen Büdner, jedoch scheinbar bestimmte Handwerke ausüben. Häuslereien und Büdnereien wurden oft an den Dorfrändern bzw. entlang der Dorf-auswärtsführenden Wege angelegt und trugen arabische Ziffern mit einem „B“ oder „H“ davor. Bauernhöfe dagegen lagen im Kern des Dorfes und wurden mit römischen Ziffern nummeriert.

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Quellen

Abbildung 1: Gemeinde Kratzeburg (Hrsg.) 2006: Alte Dorfstraße. In: 750 Jahre Kratzeburg: 1256 - 2006; Festzeitung zur 750-Jahr-Feier Kratzeburgs. Neubrandenburg. S. 12.

Abbildung 2: Gemeinde Kratzeburg (Hrsg.) 2006: Einweihung der "Brücke der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft". In: 750 Jahre Kratzeburg: 1256 - 2006; Festzeitung zur 750-Jahr-Feier Kratzeburgs. Neubrandenburg. S. 12.

Abbildung 3: Nordkurier (Hrsg.) 2020: Ersatz noch fraglich: Pagelseebrücke gammelt dem Abriss entgegen. Link zum Bild. Letzter Zugriff: 08.04.2021.

Bentzien, U., Neumann, S. (Hrsg.) 1988: Mecklenburgische Volkskunde. Hinstorff-Verlag, Rostock.

Gemeinde Kratzeburg (Hrsg.) 2021: Krienke. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 11.03.2021.

Haun, F. J. 1892: Bauer und Gutsherr in Kursachsen. Schilderung der ländlichen Wirtschaft und Verfassung im 16., 17. und 18. Jahrhundert. Trübner, Straßburg.

Pöhls, W. 1926: Büdnereien und Häuslereien. In: Mecklenburgische Monatshefte, Bd. 2, Schwerin 1926, S. 19–20.

Teuchert, H. (Hrsg.): Mecklenburgisches Wörterbuch. Band 1 (1942), Sp. 666/667.

Wikipedia, Die freie Enzyklopädie (Hrsg.). 2021: Büdner. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 08.03.2021.