Peckatel

Abb. 1 Stammwappen der Familien von Peccatel (nach Siebmacher 1701) und von Maltzan.

Das Dorf Peccatel (heute Peckatel) entstand in einer ehemals bewaldeten und schwer zugänglichen Gegend, die scheinbar im 12./13. Jahrhundert durch deutsche Kolonisten in eine Kulturlandschaft verwandelt wurde. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort am 12. März 1274, als Fürst Nicolaus von Werle die Brüder Bernhard und Heinrich von Peccatel mit dem (bereits so betitelten) Gut Peccatel belehnte, welches zur Diözse Havelberg gehörte. Aufgrund der damals üblichen Praxis der Namensgebung kommt Schlie (1902: 318) zu dem Schluss, dass die von Peccatels bereits vor der bekannten urkundlichen Ersterwähnung das Gut geprägt hatten. Die Gegend war Teil des Lehngebietes des Rittergeschlechts von Peccatel, die im sich entwickelnden Dorf einen Rittersitz einrichteten. Vermutlich wurde darüber hinaus eine Kirche errichtet, die das Patronat über die Mutterkirche Ankershagen innehatte. Auch gab es eine Bauernschaft, mit dem Schulzen „Ebelingus scultetus de Peckateele“ an der Spitze, der 1325 in einer Urkunde Erwähnung findet.

Durch Verpfändung und Verkauf der Höfe und Hufen, gibt die Familie von Peccatel (ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auch als Piccatel bezeichnet), das Dorf schrittweise u. a. an Heinrich von Heydebreck (auch Heidebreke) und Eggerd Soneke aus der Hand. 1504/5 (oder 1509) überlässt Heydebreck seinen Anteil Berend (auch Bernd) von Maltzan (Linie Wartenberg-Penzlin), der gleichzeitig auch Peutsch, Adamsdorf und Liepen erwarb. Sonekes Anteil wird 1514 von Hans von Peccatel wieder eingelöst. Von dem Maltzanschen Besitz verkauft Georg von Maltzan einen Teil an den Herzog Johann Albrecht. Der Peccatelsche Anteil wurde nach und nach verpfändet. So überlässt beispielsweise Jürgen von Peccatel 1646 den Schulzenhof einem Rostocker Doktor juris Siebrand. Die von Peccatels zogen sich nach und nach auf ihre östlichen Güter zurück und lebten zuletzt in Weisdin (siehe Beitrag zu Weisdin).

Abb. 2 Die 1851 errichtete Dorfkirche Peckatel.

Die Besitzer wechselten anschließend oft. 1652 besaß beispielsweise die Witwe von Adam von Holstein mehrere wüste Bauerngehöfte. 1685 hat Hauptmann von Heydebreck Ansprüche, die er gegen einen Obolus an Baron von Erlenkamp abtritt. 1704 besitzen die Erben des Oberst von Arenstorff einige Hufen, die ihnen der Baron von Maltzan überlassen musste. Zur selben Zeit finden sich dort auch die von Langermanns (Erben der Familie von Erlenkamp). 1716 haben die von Hackes (auch Haake) Besitz im Ort, die gleichzeitig auch das Gut Klein Vielen besitzen. 1760 ist neben von Arenstorff, Balthasar Christoph Vick (auch Fick) Miteigentümer des Gutes und Teilen des Dorfes. 1790 wird Kammerherr von Plessen zum Besitzer, unter dem es zur Legung einiger Bauernstellen im Dorf kam. Auch die Dorfschulzenfamilie Wehden war davon betroffen und sollte ihre Höfe räumen. Die Familie wendet sich daraufhin an den Landesherren und das zuständige Amt Stavenhagen. 1795 verkaufte von Plessen seine Güter (auch Brustorf und Peutsch) an den Penzliner Freiherren Joseph von Maltzan, der auch kein Interesse daran zeigte, den Gebrüdern Wehden beizustehen. Details zu dieser Auseinandersetzung sind in Krull (2013: 45ff.) nachlesbar. Weitere Informationen zur Geschichte des Dorfes und der Kirche finden sich in Schlie (1902: 318-328).

1806 erbt Friedrich Baron von Maltzan das Gut Peckatel, wohnte mit seiner Frau aber im Gutshaus in Brustorf, später in Rothenmoor, da das Peckateler Wohnhaus eher klein und wenig edel gewesen zu sein scheint. 1840 übernahm Sohn Albrecht die Verwaltung der Güter seines Vaters und das Forstgut Peutsch (ab 1838). 1850 erhielt Letzterer nach einer Erbteilung seines Vaters auch Peckatel, Brustorf und Jennyhof. Er verstarb allerdings im Folgejahr und das Erbe ging an seinen Bruder Friedrich über. Zwischen 1850 und 1900 entstand im Norden Peckatels der Gutshof, zu dem unter anderem das 1854 errichtete neue Gutshaus gehörte.

1872 erbten die Söhne Ludolf und Adolf von Maltzan Peckatel von ihrem Vater Friedrich, ab 1887 war Ludolf alleiniger Besitzer. Durch eine größere Mitgift im Zuge der Hochzeit mit Auguste Gräfin von Bernstorff ließ er das Gutshaus erweitern und in Brustorf neben einer Ziegelei ein Dampfsägewerk und eine Kartoffelflockenfabrik errichten, um sich in industrieller Produktion zu versuchen. Da die Produktionsstätten in Brustorf 1929 abbrannten, war Maltzan aufgrund seiner hohen Verschuldung gezwungen den Großteil des Gutes Peckatel 1933 an die Mecklenburgische Landgesellschaft zu verkaufen. Seine anderen Güter wurden daraufhin Allod, also frei veräußerbares Eigentum. Die Landgesellschaft erarbeitete einen Ansiedlungsplan und ließ noch im selben Jahr Wohnteile in die Wirtschaftsgebäude einbauen und die Siedlung um fünf Häuser erweitern. Details zum Peckateler Gutshof finden sich in Behrens (2015: 28ff.) und zum Verkauf an die Siedlungsgesellschaft und zu den siedelnden Familien in Behrens (2015: 44ff.). Das Peckateler Gutshaus erwarb Maltzan kurz nach dem Verkauf allerdings zurück und blieb bis zu seinem Tod 1942 Eigentümer. Anschließend wurde dieses an den Drahtfabrikanten Orthey aus Rostock veräußert, dessen Frau bis 1953 dort wohnte. 1992 erwarb es die Berliner Familie Unger, die das Schloss unter Aufsicht des Denkmalschutzes restaurieren ließ.

Peutsch

Abb. 6 Die Ortschaft Peutsch auf der Wiebekingschen Karte (1786).

Peutsch ist ein ursprünglich slawisches Dorf. Der Ort, benannt nach dem Peutscher See, wurde 1408 als „Poyweschk“ in einer Verkaufsurkunde erwähnt, muss aber kurz darauf wüst gefallen sein, da im 16. Jahrhundert nur noch von einer wüsten Feldmark berichtet wird. 1504 kam der Ort scheinbar gemeinsam mit Peckatel und Liepen in die Hände von Bernd von Maltzan. 1786 sind auf der Wiebekingschen Karte wieder zwei Hofkomplexe mit sechs Gebäuden erkennbar, die auf sesshafte Bewohner hindeuten. Gemeinsam mit Peckatel und Brustorf kam Peutsch 1795 in die Hände des Penzliner Freiherren Joseph von Maltzan. Zuvor war auch hier der Kammerherr von Plessen als Besitzer vermerkt (Angaben ab 1781). 1833 übernahm Adolph von Maltzan, Sohn von Friedrich von Maltzan (siehe oben) das Forstgut Peutsch, ab 1838 folgte Sohn Albrecht, der 1840 auch die Verwaltung der Güter Peckatel, Brustorf und Jennyhof übernahm. Ab 1852 waren Peckatel und Peutsch wieder in den Händen derselben Barone von Maltzan, zuletzt wirkte Gutsbesitzer und Schulze Kammerherr Ludolf v. Maltzan, der im Peckateler Gutshaus wohnte. Details zum Gutshaus und der Familie Maltzan finden sich hier in einem Beitrag des Vereins Klein Vielen e.V.. In der ersten Auflage der „Mecklenburgischen Vaterlandkunde“ von Wilhelm Raabe wird Peutsch 1857 als ein Hof mit 32 Einwohnern beschrieben. 1894 beschrieb Gustav Quade in einer bearbeiteten Ausgabe von Raabes Werk, dass der Ort wüst gefallen sei und keine Gebäude mehr vorhanden seien. Heute erinnern nur noch der Peutscher See als Namensgeber, der Gedenkstein und einige bewachsene Ruinen an das ehemalige Dorf.

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Quellen

Peckatel:

Abbildung 1: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie (Hrsg.). 2021: Links: Wappen der von Peccatel nach Siebmacher 1701. Link zum Bild. Rechts: Wappen der von Maltzans. Link zum Bild.

Abbildung 2: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie (Hrsg.). 2021: Dorfkirche Peckatel. Link zum Bild

Karussel: Abbildung 3 und 4: Krull, G. Privatarchiv. Gutshaus Peckatel um 1840 und Gutshaus Peckatel in den 1930er Jahren. Abbildung 5: Haerter, S. Gutshaus Peckatel. Hrsg. QM3 UG (2021). Link zum Bild

Behrens, H. 2015: Die Ansiedlung des Maltzanschen Gutes in Peckatel. In: Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Dorfzeitung. Zwischen Lieps und Havelquelle. Nr. 6 (2015). Pegasus Druck. Berlin. S. 44-55. Link zur Ausgabe. Letzter Zugriff: 05.03.2021.

Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Friedrich Schlie über die Geschichte Peckatels. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 05.03.2021.

Krull, K. 2013: Das Bauernlegen im Kirchspiel Peccatel. In: Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Dorfzeitung. Zwischen Lieps und Havelquelle. Nr. 5 (2013). Pegasus Druck. Berlin. S. 45-49. Link zur Ausgabe. Letzter Zugriff: 05.03.2021.

Krull, K.: Ortschaften im Kirchspiel Peckatel. Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 04.03.2021.

Krull, K. (o. J.): Das Bauerndorf Peccatel. In: Karbe-Wagner-Archiv. Nachlass Karlfried Krull. Signatur Ha 535. S. 5–6.

Schlie, F. 1902: Das Gut und Kirchdorf Peckatel. In: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. V. Band. Schwerin. S. 318–321.

Peutsch & Peckatel:

Behrens, H.: Das Gutshaus Peckatel. Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 04.03.2021.

Krull, K.: Ortschaften im Kirchspiel Peckatel. Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 04.03.2021.

Krull, K. (o. J.): Das Bauerndorf Peccatel. In: Karbe-Wagner-Archiv. Nachlass Karlfried Krull. Signatur Ha 535. S. 5–6.

Schröter, H. 2011: Die Vaterunser-Glocke in der Peckateler Kirche. In: Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Dorfzeitung. Zwischen Lieps und Havelquelle. Nr. 3 (2011). Pegasus Druck. Berlin. S. 12. Link zur Ausgabe. Letzter Zugriff: 05.03.2021.

Peutsch:

Abbildung 6: Kartenausschnitt der Wiebekingschen Karte 1786. Hrsg: Universität Rostock, Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät, Geoinformatik-Service.

Behrens, H. 2018. Wüstungen zwischen Lieps und Havelquelle: Peutsch, Lerchenhof und Christinenhof. In: Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Dorfzeitung. Zwischen Lieps und Havelquelle. Nr. 8/9 (2017/2018). Steffen Media. Friedland. S. 9-12. Link zur Ausgabe. Letzter Zugriff: 05.03.2021.

Raabe, W. 1857: Mecklenburgische Vaterlandskunde. Erster Band Specielle Orstkunde beider Großherzogthümer Mecklenburg. Wismar. Zweite Auflage, bearb. von Gustav Quade. Wismar 1894. S. 1090.