Hohenzieritz

Abb. 1 Das 1823 von Friedrich Buttel erbaute Gebäude diente bis 1961 als Schmiede und fungiert heute als Ausstellungsraum.
Abb. 2 Die Kirche mit Bohlenbinderdach wurde 1806 nach Entwürfen von Friedrich Dunckelberg errichtet.

Der Ort Hohenzieritz wurde als „Cyrice“ und Prillwitz als „Priulbitz“ (siehe Beitrag zu Prillwitz) im Jahre 1170 in einer Schenkungsurkunde erstmals urkundlich erwähnt. Fürst Kasimir von Pommern übergab dem Bistum Havelberg etliche Dörfer zum Lehen unter der Bedingung der Errichtung eines Klosters, da die Christianisierung des Gebietes noch nicht abgeschlossen war. 1236 wurde im Vertrag von Kremmen die Abtretung des Landes Stargard und somit auch von Hohenzieritz und Prillwitz an Brandenburg festgelegt. 1292 heiratete Heinrich II. (Herzog von Mecklenburg) die Tochter des brandenburgischen Herzogs Albrecht III., die Teile des Landes Stargard als Mitgift in die Ehe brachte (Details hierzu finden sich im Beitrag zur politisch-administrativen Entwicklung).

1274 belehnte Fürst Nikolaus von Werle die Brüder Bernhard und Heinrich von Peccatel mit den Gütern Hohenzieritz, Prillwitz und Zippelow, die in der Folgezeit meist unter den gleichen Lehnsherren genannt wurden. Der Name von Hohenzieritz hatte sich im 15. Jahrhundert zu „to hogen Cierze“ gewandelt. 1629 verkaufte Christian von Peccatel Hohenzieritz an von Blankenburg, der bereits Besitzrechte in Prillwitz besaß. Anschließend wechselten die Besitzer der beiden Orte häufig. Für Hohenzieritz wurden unter anderem die Familien von Behr, von Fink, von Holzendorf, von Hacke (auch von Haake) und von Stolz genannt. Da Hohenzieritz herzogliches Eigentum war (seit wann unbekannt), waren die Gutsherren nur Besitzer, deren Besitz durch Lehnsverträge geregelt war. 1733 erwarb Johann Christian von Fabian das Gut Hohenzieritz und ließ zwischen 1742 und 1748 ein barockes Herrenhaus errichten, dessen Keller und Erdgeschoss die Basis des 1790 aufgestockten Schlosses bildeten. Nachdem sein Erbe Adam bei seinem Tod 1768 keinen männlichen Erben hinterließ, ging Hohenzieritz als erloschenes Erbe wieder in den herzoglichen Besitz über.

1770 schenkte Adolf Friedrich IV. seinem Bruder, dem Erbprinzen Carl Ludwig Friedrich (ab 1794 Carl II.), das Gut Hohenzieritz, der es als Sommersitz nutzte. Er investierte in die Anlage eines Schlossgartens, den Bau zweier Kavaliershäuser und 1790 in die Aufstockung des Herrenhauses zum Schloss. Anfang des 19. Jahrhunderts folgen der Bau eines Kruggehöftes, der Schmiede und der Rundkirche. Bekannt wurde Hohenzieritz durch den Tod seiner Tochter Luise, Königin von Preußen, die 1810 im Schloss verstarb. Der spätere Großherzog (ab 1816) wirtschaftete gut und erwarb 1795 und 1796 die zwei Güter Prillwitz und Zippelow. Ab 1801 wurden die herzoglichen Güter im Kabinettsamt verwaltet. Damit gelang Carl II. die administrative Voraussetzung zur Bewirtschaftung seiner Güter. Zu den Kabinettsgütern gehörten neben Hohenzieritz, Prillwitz und Zippelow auch Blumenhagen, Blumenholz, Carlshof, Christinenhof, Ehrenhof, Friedrichshof, Glambeck, Sandmühle, Weisdin und Wendfeld (siehe politisch-administrative Entwicklung).

Zur Sicherung der praktischen Bewirtschaftung wurde das Abschließen langfristiger Pachtverträge angestrebt. Hohenzieritz wurde bis 1919 durch Pächter bewirtschaftet, die sich meist im Gutshaus einrichteten. Zwischen 1795 und 1848 handelte es sich dabei um die Familie Hoth (Friedrich; Georg Christian; Hermann), die bis 1834 auch die Hohenzieritzer Mühle gepachtet hatte. Des Weiteren werden drei Bauern im Ort und ein Förster Holz erwähnt. Ab 1849 wird als Pächter Ludwig Krüger angegeben. Die Pächterfamilie Hamann prägte das Gut Hohenzieritz anschließend fast 90 Jahre, von 1855 bis 1945. Die Nachkommen der Familie leben zum Teil heute noch in Mecklenburg. Ab ca. 1890 wurde der Arbeitskräftebedarf des Gutes mit sogenannten Schnittern gedeckt, die vor allem aus Polen kamen. 1914 entstand eine „Schnitterkaserne“ in Hohenzieritz, um die Arbeiter unterzubringen. Die drei Bauernhöfe in Hohenzieritz, die bereits 1570 beschrieben wurden, existierten auch noch zum Ende des 19. Jahrhunderts und waren in den Händen der Familien Maaß, Ziemann und Tiedt. Dazu kam ein weiterer Bauernhof auf dem Ausbau Christenhof, der in dem Zeitraum von der Familie Meinke bewirtschaftet wurde (siehe Beitrag zu Christenhof).

Nachdem 1918 das Kabinettsamt aufgelöst wurde, gingen die Güter in den unmittelbaren Besitz der Herzogin Elisabeth über (Witwe von Großherzog Adolph Friedrich V.). Ihre Tochter Marie heiratete 1914 den Prinzen Ernst Julius zur Lippe. 1926 befinden sich Hohenzieritz und auch Zippelow im Eigentum ihres Sohnes, dem Prinzen Ernst August zur Lippe. Als Bürgermeister werden 1937 zunächst der Bauer Otto Ruhl und anschließend bis 1945 ein Hans Cornelssen angegeben. Nach Kriegsende kamen viele Flüchtlinge und Umsiedler nach Hohenzieritz. Ihr Anteil an der Bewohnerzahl lag 1949 sogar bei 68 % (343 von 505 Einwohnern). Es entstanden zahlreiche neue Gebäude, unter anderem für die Neubauern, die Landwirtschaft sowie Forschung und Bildung. Details zum Baugeschehen und zur Entwicklung des ehemaligen Gutes Hohenzieritz ab 1945 finden sich hier.

Das Schloss Hohenzieritz wurde in den 1990er Jahren aufwendig saniert und beherbergt seit 2000 das Nationalparkamt des Müritz-Nationalparks. Das ehemalige Sterbezimmer der Königin wurde als Gedenkstätte für Touristen aufbereitet.

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Quellen

Abbildung 1: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie (Hrsg.). 2021: Hohenzieritz Alte Schmiede. Link zum Bild. Letzter Zugriff: 16.04.2021.

Abbildung 2: EKD Kulturbüro (Hrsg.). 2021: Dorfkirche Hohenzieritz. Link zum Bild. Letzter Zugriff: 16.04.2021.

Karussel 1: Abbildung 3: Wikiwand (Hrsg.). 2021. Das Schloss vor und nach der Aufstockung 1790. Link zum Bild. Abbildung 4 und 5: Schloss Hohenzieritz 1850 und 1912. In: Bort, H. 2001: Grossherzogliches Schloss Weisdin um 1900. Schlösser, die am Wege liegen. Unterwegs zu 101 Guts- und Herrenhäusern in Mecklenburg-Strelitz. Verlag & Vertrieb Dr. Michael Gust. Cw Obodritendruck GmbH. Schwerin. S. 143. Abbildung 6: QM3 UG (Hrsg.). Parkseite Schloss Hohenzieritz. Link zum Bild. Letzter Zugriff: 16.04.2021.

Karussel 2: Abbildung 7: Gedenkzimmer für Königin Luise. In: Bort, H. 2001: Grossherzogliches Schloss Weisdin um 1900. Schlösser, die am Wege liegen. Unterwegs zu 101 Guts- und Herrenhäusern in Mecklenburg-Strelitz. Verlag & Vertrieb Dr. Michael Gust. Cw Obodritendruck GmbH. Schwerin. S. 145. Abbildung 8: Königin Luise Gedenkstätte. 2014: Link zum Bild. Wikipedia, Die freie Enzyklopädie (Hrsg.). Link zum Bild. Letzter Zugriff: 16.04.2021.

Bort, H. 2001: Grossherzogliches Schloss Weisdin um 1900. Schlösser, die am Wege liegen. Unterwegs zu 101 Guts- und Herrenhäusern in Mecklenburg-Strelitz. Verlag & Vertrieb Dr. Michael Gust. Cw Obodritendruck GmbH. Schwerin. S. 141ff.

Gemeinde Hohenzieritz (Hrsg.). 2002: Die Geschichte von Hohenzieritz, Prillwitz und Zippelow. Lieps Verlag.

Krüger, G. (Hrsg.). 1921: Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Freistaates Mecklenburg-Strelitz. Band I.1. Neubrandenburg. S. 78 u. 103. [Vgl. Mecklenburgisches Urkundenbuch (MUB), Nr. 95].

Mecklenburgisches Urkundenbuch (MUB), Nr. 1317.