Hohenzieritzer Mühle

Abb. 1 Reste der äußerlich sichtbaren Grundmauer mit dem Zugang zu den Räumlichkeiten.

An dem Bach, der bei Brustorf entspringt und sein Wasser über etwa 12 Kilometer über den Ziemenbach bis in die Lieps führt, klapperte einst nicht nur die Sandmühle, sondern auch die Hohenzieritzer Mühle. Es handelte sich bei ihr um eine oberschlächtige Wassermühle, die zum Kabinettsgut Hohenzieritz gehörte.

Es gibt einige Überlieferungen, die von den Eigentümern erzählen. Von 1800 bis 1803 hieß der Pächter Amtsverwalter Friedrich Hoth und der Müller Christian Friedrich Berg. Danach werden in den Staatskalendern sein Sohn, der Amtmann Georg Christian Carl Hoth, und der Förster Holz als Pächter genannt. 1804 bis 1824 hieß der Müller Heinrich August Apelt, 1825 und 1826 Friedrich Foth, der auch an der Sandmühle müllerte, 1827 bis 1832 war ein Bühmann Müller und dann bis 1834 Andreas Hobe. Dieser war bis 1847 als Erbmüller tätig, ihm folgten bis 1858 seine Erben. 1859 übernahm kurzzeitig Carl Hagedorn den Mühlenbetrieb, ihm folgte bis 1862 Georg Lorenz. Immerhin acht Jahre war Friedrich Richter Betreiber der Hohenzieritzer Mühle, ab 1871 müllerte Kaufmann Carl Schier aus Neustrelitz und ab 1872 seine Erben.

1865 wurden durch ein Feuer Mühle, Wohnhaus, Scheune, mehrere Ställe und ein Bienenstand vernichtet. Bei dem Brand kamen sechs Kühe und fünf Schweine ums Leben. Brennendes Schilfrohr vom Dach der Mühle entzündete eine Futtermiete auf einem nahen Feld sowie Teile des Waldes, das dortige Feuer konnte jedoch gelöscht werden (Walther 1984). 1897 wurde die Hohenzieritzer Mühle in einem Reiseführer erwähnt: Danach lag „am Saume des aus Laubwald bestehenden Haidenholzes in schöner Umgebung die Hohenzieritzer Mühle und nicht weit davon das im herrlichsten Park gelegene Lustschloss Hohenzieritz“ (Karbe-Wagner-Archiv). 1913 wurde die Mühle wahrscheinlich stillgelegt (Materialsammlung Gemeinde Hohenzieritz III/VIII).

Abb. 2 Verschüttetes Fenster nahe des Zugangs.

1921 war Erich Oppelmann Besitzer des Mühlengrundstücks, 1924 der Freistaat Mecklenburg-Strelitz (Maltzan 1920: 290), der es zwischen 1924 bis 1945 nacheinander an die Familien Rieckhof, Gürt, Wussow und Blümchen verpachtete. 1948 kaufte Karl Gürth das Grundstück. Bewirtschafterin war zu diesem Zeitpunkt Frau Blümchen. 1949 wurde der schon genannte Wussow erneut als Pächter erwähnt. Er gab die Bewirtschaftung der Hohenzieritzer Mühle 1951 auf, weil der Besitzer Karl Gürth sie selbst übernehmen wollte. Dies geschah im Zusammenhang mit einem Rechtsstreit Gürths, der zu diesem Zeitpunkt auch die Wanzkaer Mühle bewirtschaftete, was ihm von staatlicher Seite jedoch nicht weiter gestattet wurde. Der Verkauf der Hohenzieritzer Mühle durch Gürth scheiterte an der Forderung eines zu hohen Kaufpreises. 1954 wurde in einem Schreiben des Rates des Kreises Neustrelitz erwähnt, dass Gürth von staatlicher Seite für die Weiterbewirtschaftung der Wanzkaer Mühle die Bedingung gestellt wurde, die Hohenzieritzer Mühle zu verkaufen. 1956 befand sich die Mühle mit 27,75 ha (inkl. 15,01 ha landwirtschaftliche Nutzfläche) unter der Verwaltung des örtlichen Landwirtschaftsbetriebes (ÖLB) Hohenzieritz, nachdem Gürth den „Betrieb Hohenzieritzer Mühle wegen […] schlechten gesundheitlichen Zustandes an den ÖLB Hohenzieritz zur Bewirtschaftung abgegeben [hat]“ (Verwaltungsarchiv Neustrelitz).

1962/63 erwarb die Deutsche Staatsoper mit Sitz in Berlin das Mühlengrundstück in Hohenzieritz. Es sollte nun als Ferienheim für Mitarbeiter der Staatsoper ausgebaut werden. Das Kreisbauamt Neustrelitz gab in diesem Zusammenhang die Zustimmung zum Bau eines Kinderferienlagers. Sechs Ferien-Bungalows wurden errichtet (Materialsammlung Gemeinde Hohenzieritz III/VIII, Gemeinde Hohenzieritz 2002: 82).

Zwischen 1964 und 1968 endete der jahrelange Rechtsstreit mit dem Eigentümer Gürth um die Wanzkaer Mühle. Gürth bekam von staatlicher Seite das Angebot, das Grundstück Hohenzieritzer Mühle über einen ab 1962 geltenden Pachtvertrag zu pachten. Zu diesem Zeitpunkt war die Mühle nicht mehr in Betrieb, der Pachtvertrag sah die landwirtschaftliche Nutzung des Grundbesitzes vor (Verwaltungsarchiv Neustrelitz).

1984 berichtete die Bezirkszeitung der SED „Freie Erde“, dass im ehemaligen Mühlteich Fischzucht betrieben wurde (Materialsammlung Gemeinde Hohenzieritz III/VIII).

Heute ist die Hohenzieritzer Mühle nur noch eine Ruine. Erhalten sind der überwiegende Teil der Grundmauern des Mühlengebäudes mit dem Kellergeschoss sowie der ursprüngliche Mühlteich. Im Kellergeschoss sind noch Fenster vorhanden. 2020 untersuchten Studierende der Hochschule Neubrandenburg die Überreste der ehemaligen Mühle. Nach einem Aufmaß fertigte eine Studierende eine maßstabsgetreue Zeichnung des Grundrisses an.

Zurück zur Übersicht Wasser- und Windmühlen

Abb. 3 Maßstabsgetreue Skizze des Grundriss der Hohenzieritzer Wassermühle im Jahr 2020.

Quellen

Abbildung 1-3: Privatarchiv Götz, V. 2020

Gemeinde Hohenzieritz (Hrsg.) 2002: Zeittafel Hohenzieritz. In: Die Geschichte von Hohenzieritz, Prillwitz und Zippelow. Lieps Verlag. Neubrandenburg: 85.

Materialsammlung zur Ortschronik der Gemeinde Hohenzieritz mit den Ortsteilen Prillwitz und Zippelow: Unterlagen zu Mühlen, Ordner III/VIII und Zippelow, Ordner VII/VIII.

Karbe-Wagner-Archiv Neustrelitz, Karton Papier- und andere Mühlen, Akte Material gesammelt und zusammengestellt von Heinrich Hoffmann, Neustrelitz 1995; Akte Situationsplan und Taxe von den Gebäuden der Wanzkaer PapierFabrik, 1823, Akte Wanzkaer Papiermühle Lemelson und Akte Papiermühle Wanzka (darin Abriss der Geschichte)

Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Hohenzieritzer Mühle. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 19.08.2021. 

Maltzan, A. 1920: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche. Mecklenburg - Schwerin und Strelitz, Oldenburgischer Landesteil Lübeck, Bremen, Lübeck, Hamburg. Berlin.

Verwaltungsarchiv Neustrelitz: Chronikhefter. Informationen zu den Mühlen in der Region Mecklenburg-Strelitz.

Walther, R. 1984: Hohenzieritzer Mühle. In: Freie Erde v. 06.09.1984. In: Materialsammlung Gemeinde Hohenzieritz III/IV.