Bürger-Profi-Mixe sind unterstützende Netzwerke, in denen die professionelle Pflege (neben der Komponente: familiäre Pflege) durch die auf bürgerschaftlichem Engagement gründende Sorge ergänzt wird (BMFSFJ 2015: 49). Diese geteilte Verantwortung kann Gemeinschaften stützen, neue initiieren und hervorbringen (Klie 2014: 35). 

Viele ältere Menschen möchten in ihrer eigenen Wohnung oder zumindest in der Vertrautheit ihres Stadtviertels leben und sterben. Hilfe- und Pflegebedürftige sollen (und müssen) daher dort Unterstützung erhalten, wo sie ihre sozialen Bezüge haben (vgl. Dörner 2012: 55ff.). Laut Dörner (2008; 2012) wäre es in dem heutigen Hilfesystem wichtig, eine Ressource einzubeziehen, die noch nicht ausgeschöpft ist: die Zeit der Bürger.Nur dadurch können die Kernbereiche der wirklich unersetzlichen Errungenschaften der Professionalisierung des Helfens dauerhaft finanzierbar werden - vor allem wenn der Anspruch gelten soll, dass die Menschen dort zu versorgen sind, wo sie leben und sterben möchten. Unter Bürgerbeteiligung wird u a. die Zuwendungszeit um das Zwei- bis Dreifache erhöht (vgl. Dörner 2008: 565ff.).

Bürger-Profi-Mixe setzen ein bürgerschaftliches Engagement voraus. Entgegen allen Vermutungen, dass das bürgerschaftliches Engagement abnimmt, verdeutlichen Statistiken einen leichten Anstieg.[1] Wird aber das ehrenamtliche Engagement in der Pflege näher betrachtet, wird deutlich, dass sich hier nur wenige beteiligen.[2] Gegen ein Engagement in der Pflege sprechen vor allem Faktoren wie die Konfrontation mit Krankheit und Tod sowie die Angst vor Überforderung und Vereinnahmung. Bei einer Bevölkerungsumfrage 2012 zu Attraktivität und Potentialen des Engagementfelds Pflege (N=1101) bewerteten 28 % der Befragten ein Engagement in der Pflege als attraktiv (= „potentiell Engagierte“). Sie sehen hier u. a. die Chance neue Erfahrungen sammeln sowie neue Kontakte knüpfen zu können. Auch die Ergebnisse der Befragung von ca. 600 BewohnerInnen aus Woldegk, Mirow und Umgebung zeigen bei 94 % der Befragten eine Bereitschaft zur nachbarschaftlichen Hilfe. Etwa 84 % der Befragten würde sogar in Pflegesituationen unterstützen. (vgl. Regiopart 2015)



[1] der Freiwilligensurvey 2009 zeigt auf, dass die Engagementquote (= Anteil freiwillig Engagierter an der Bevölkerung) in Deutschland leicht ansteigt: 1999 à 34 %, 2009 à 36 %

[2]Laut ZQP engagierten sich 2009 nur 2 Prozent ehrenamtlich in der Pflege (vgl. ZQP 2013: 20)

Autoren

Dr. Anne Kirschner1, Kathrin Bernateck2, Prof. Dr. Heidrun Herzberg3

 

1Fachbereich Gesundheit, Pflege und Management; Hochschule Neubrandenburg; Deutschland

Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg

Fakultät 4 für Soziale Arbeit, Gesundheit und Musik

3 Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg

Fakultät 4 für Soziale Arbeit, Gesundheit und Musik

 

Quellen

BMFSFJ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) (2015): Siebter Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland. Sorge und Mitverantwortung in der Kommune – Aufbau und Sicherung zukunftsfähiger Gemeinschaften. URL: www.siebter-altenbericht.de/index.php (Zugriff 06.01.2017).

Dörner, Klaus (2008): Thesen für ein zukünftiges Versorgungskonzept. In: Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, 51, 565–568.

Klie, Thomas (2014): Caring Community. URL: lwh.mmf.at/j31/lwh-medien/dokumente/0655_Caring_Community_LWH_64.pdf (Zugriff: 29.09.2015).

ZQP (Zentrum für Qualität in der Pflege) (Nov. 2013): Freiwilliges Engagement im pflegerischen Versorgungsmix. URL: zqp.de/upload/data/ZQP_Themenreport_Freiwilliges_ Engagement.pdf (Zugriff: 19.08.2015).