2. Symposium

2. Symposium der Inklusionswirkstatt Mecklenburg-Vorpommern und des Frieda Nadig-Instituts für Inklusion und Organisationsentwicklung an der Hochschule Neubrandenburg

Methodisch inklusiv – Inklusiv methodisch

Donnerstag, 27.06.19, 10 – 17 h

 

Methodisch inklusiv – Inklusiv methodisch … das ist das Thema unseres 2. Symposiums der Inklusi-onswirkstatt Mecklenburg-Vorpommern und des Frieda Nadig-Instituts für Inklusion und Organisati-onsentwicklung an der Hochschule Neubrandenburg.

Inklusion bedeutet, in unserer Gesellschaft wertschätzend miteinander umzugehen und unsere Ver-schiedenheit als Bereicherung – als gemeinsamen Schatz – anzusehen.

Inklusiv Handelnde verstehen Vielfalt und Unterschiede der Beteiligten als großen Wert und nutzen partizipative, also alle beteiligende Maßnahmen und Konzepte, in ihren Organisationen der Bildung, Verwaltung, Daseinsvorsorge etc. Der Begriff „Organisationen“ bezieht sich sowohl auf ganze Institu-tionen, als auch auf kleinere und größere Gruppen innerhalb und außerhalb von Institutionen. Inklusiv Handelnde befinden sich auf allen Ebenen und in allen Positionen: diejenigen, die direkt mit Klient*in-nen arbeiten, diejenigen, die in unterschiedlichen Leitungspositionen wirken und diejenigen, die unse-re gesellschaftliche Praxis und ihre Regeln und Gesetze verwalten.

Inklusion lenkt den Blick auf die Verschiedenheit der Gesellschaft und ihrer Institutionen und darauf, wie Menschen in den Organisationen miteinander sinnstiftend arbeiten und wirken können.

Nichts leichter als das? Es ist nicht leicht – aber es ist möglich!

Menschen zu (noch) mehr Offenheit zu ermutigen, sie zu ermutigen, sich bzw. ihr Handeln dahinge-hend zu verändern, ist eine Kunst. Menschen – wir – lieben die Stabilität, das, was wir kennen, den Status Quo, die Sicherheit. Es stellen sich also drei Fragen:

  1. Welche Sicht auf Veränderungen benötigen wir, um uns auf den Weg zu machen?
  2. Welche Einstellungen und Werte sind nötig, um methodisch inklusivdenken und handeln zu können?

Und drittens:

      3. Wozu soll das überhaupt gut sein?

Es gibt auf die Fragen keine einfachen Antworten. Es gibt auch nicht DIE Methoden, die in jedem Fall den Erfolg versprechen.

Und Methoden/ Handwerkszeug im handwerklichen Sinne alleinwerden nicht ausreichen: es bedarf einer bestimmten Sichtweise auf die Welt.

Eine systemische Sicht kann ein guter Weg sein. Unter systemisch wird – stark verkürzt – verstanden, dass Systeme in ihrem Gesamtgefüge und ihren gegenseitigen Abhängigkeiten betrachtet (und konstruiert) werden. Ein System ist eine Einheit zumeist mehrerer Elemente: die Familie, eine Schulkasse, die Gleichaltrigen (Peer-Group), eine Institution (z. B. Kindertageseinrichtung, Schule, Arbeitsplatz), ein gesellschaftliches System (z. B. das Pflegesystem, Bildungssystem) etc.; auch ein Individuum allein bildet ein System. Systeme sind unterschiedlich groß. Sie stehen in Beziehung zueinander und wirken miteinander.

Wenn wir mit einem systemischen Blick auf die Gesellschaft und ihre Veränderungen blicken,

  • eignen wir uns eine Sicht an, die die Verschiedenheit von uns akzeptieren lernt,
  • eine Sicht, die Neugierde für Unterschiede weckt und deren Bedeutung für gesellschaftliche Entwicklungen beachtet,
  • eine Sicht, die Lust auf die Anderen, auf ihr Kennenlernen und auf etwas Gemeinsames macht.

Interessant wird es doch erst dort, wo wir Unterschiede finden und schauen, was es Neues bringt, und nicht, die Gleichheit fördern.

Was benötigen wir?

  • Wir benötigen einerseits Ideen und Vorstellungen von möglichen Veränderungen, die Verschieden-heit fördern. Wir benötigen dafür ein Gesellschaftsverständnis und ein Verständnis über Organisa-tionen und Menschen in Organisationen, das von der Grundannahme ausgeht: Wandel ist möglich!
  • Wir benötigen zugleich auch Stabilität. Stabilität ist ein menschliches Grundbedürfnis nach Ord-nung, Sicherheit und Zugehörigkeit, um in unserer komplexen und herausfordernden Welt hand-lungsfähig sein zu können. Das heißt, Systeme und Organisationen sollten nicht von innen nach außen betrachtet werden, sondern von außen nach innen. Es ist zentral, den Kontext anzuschauen, in dem sich ein System bewegt und eine Organisation arbeitet.
  • Wir benötigen also den Dialog miteinander, um herauszufinden und sicherzustellen, wie unser aller Wunsch nach und unsere gesellschaftliche Notwendigkeit zur Veränderung zugleich mit der Erhal-tung notwendiger Stabilität möglich ist. Wir benötigen eine Kultur des wertschätzenden Umgangs miteinander, die Fragen zulässt, ob der neue Kontext mit und nach der alten Ordnung bewältigt werden kann oder ob es Änderungen braucht.

Es liegt auf der Hand: Methodisch inklusiv – Inklusiv methodisch bedeutet, dialogische Haltungen und Praxis der Menschen in Organisationen zu fördern.

Inklusion ist also zugleich Haltung, Methode und Ziel. Derzeit wirkt Inklusion gleichsam wie eine Lupe, die Potentiale in der Haltung, den Methoden und den Zielen für einen wertschätzenden Umgang mit Vielfalt aufdeckt. Die Lupe identifiziert ebenfalls Strukturen, die einem wertschätzenden Umgang miteinander im Wege stehen.

Bei unserem ersten Symposium 2017 war Tony Booth zu Gast, der uns von seiner Idee der Umsetzung von Inklusion durch den Index für Inklusion berichtete. Der Index für Inklusion ist sicherlich eines der zentralen Instrumente für die Inklusion.

Wir möchten mit diesem Symposium Anregungen geben, die Potentiale, die uns helfen, inklusiv denken und handeln zu können, kennenzulernen. Wir haben daher den Schwerpunkt auf Methoden gelegt,

  • die Mut für einen inklusiven Blick und inklusives Handeln machen,
  • die Ideen für inklusives Handeln geben,
  • die wir gleichsam als Werkzeuge anbieten,
  • Methoden, die den Dialog und den gemeinsamen Wandel ermöglichen bzw. unterstützen.

Wir hoffen Sie finden Anregungen auf Fragen wie:

  • Wie kann es gelingen, dass wir wertschätzend miteinander umgehen?
  • Wie gewinne ich Verbündete für meine Idee?
  • Wie gelingt ein derart großes gesellschaftliches Projekt?

 

1. Symposium "Exklusiv INKLUSIV"

Das erste Symposium des Freida-Nadig-Instituts

Mit dem ersten Symposium des Frieda Nadig-Instituts, welches im Juni 2017 stattfand, soll der Grundstein für ein kontinuierliches und alle zwei Jahre geplantes Neubrandenburger Symposium für Inklusion gelegt werden, in dem zukünftig ein systematischer fachlicher Austausch und gegenseitiger Erkenntnis-gewinn über die Hochschule Neubrandenburg hinaus stattfinden kann.

Am 22.06.2017 richtete das Frieda Nadig-Institut in Kooperation mit der Inklusionswirkstatt Mecklenburg-Vorpommern (InklusiV) und dem Masterstudiengang Organisationsentwicklung und Inklusion (ORI) an der Hochschule Neubrandenburg das erste Symposium unter dem Titel „Exklusiv INKLUSIV – Inklusion kann gelingen“ aus.


Zur großen Freude der Ausrichtenden reagierten auf den Call for Papers rund 60 Interessierte für Vorträge oder Posterpräsentationen. So konnte ein sehr vielfältiges Programm unter den Oberthemen „Wissenschaftliche Diskurse“, „Organisationsentwicklung“, „Praxisfelder“, „Schule“, „Arbeit“ und „Hochschule“ zusammengestellt sowie ein großer Saal mit Postern gefüllt werden. Mit über 220 Teilnehmenden überstieg das erste Symposium des Frieda Nadig-Instituts alle Erwartungen und wurde zu einer breit diskutierten Veranstaltung.


Den Eröffnungsvortrag hielt Prof. Tony Booth von der Universität Cambridge, der Entwickler des Index für Inklusion. „Die Frage der Inklusion – Wie sollten wir in Schulen und Gemeinschaften zusammenleben“. Er stimmte ein auf gemeinsame Werte und auf gleichberechtigten Austausch auf Augenhöhe.


In den Denk- und Diskussionsräumen, dem Postersaal, im Hörsaal, in der Inklusionswirkstatt sowie bei dem Buffet hatten die Teilnehmenden vielfache Gelegenheiten zum Austausch und zum Netzwerken. Inklusion funktioniert nur gemeinsam.


Was wäre, wenn Inklusion Mainstream wäre, fragten die Professorinnen Steffi Kraehmer und Anke S. Kampmeier zum Abschluss des Symposiums. Sie bekamen Antworten, wie „Das Fremde würde keine  Angst mehr machen“, „Jede*r ist mit der eigenen Kompetenz dort, wo er*sie sein möchte“ und „In einer inklusive Gesellschaft gibt es keinen Mainstream“.


Die Erlebnisse, Diskussionen und Erfahrungen des Symposiums wirken sicherlich bei vielen lange nach. Wir vom Frieda Nadig-Institut werden mit ihnen weiterdenken und sie mit dem zweiten Symposium, geplant im Jahr 2019, verknüpfen.

Wir danken allen Anwesenden herzlich für ihre Beiträge!

 

 

Vortrag von Prof. Tony Booth vom 1. Symposium "Exklusiv INKLUSIV" an der Hochschule Neubrandenburg

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