Der Schaugarten – Ein Interview mit Bernd Schulze

20. Juni 2016

Herr Schulze in Aktion

Hat sich an der Philosophie oder an dem Konzept des Schaugartens im Laufe der Zeit etwas verändert?

Ja, es hat sich durchaus einiges geändert und ich muss auch dazu sagen, dass ich den Job unheimlich gerne mache und auch deshalb ständig auf der Suche nach „neuen“ Kulturen bin, also Pflanzen, denen man nicht im Alltag ständig begegnet. Beispielsweise sind die im Garten angepflanzten Energiepflanzen in Mecklenburg selten zu finden. Neuestes Beispiel sind eine phytophtera- (Kraut- und Knollenfäule) und eine kältetolerante Sorte Kartoffeln, die ich vom Kartoffeltag in diesem Frühjahr mitgebracht habe. Ich versuche schon immer, auf einem aktuellen Stand in der Pflanzenzüchtung zu bleiben und diesen auch im Schaugarten zu präsentieren. Die Grundphilosophie des Schaugartens ist, auf einem kleinen Raum mit kurzen Wegen eine möglichst große Artenvielfalt zu haben. Nach wie vor bin ich felsenfest davon überzeugt, dass trotz der vielen neuen technischen Möglichkeiten das Anfassen, Fühlen und Sehen immer noch am einprägsamsten ist. Eine derart große Fülle an Kulturen gibt es auch auf vielen Versuchsflächen nicht, weil sich nur sehr wenige mit Nischenkulturen wie Lein, Ackerbohne oder Lupinen auseinandersetzen.

Ist das auch ein Ziel, sowohl moderne als auch historische Kulturen zu zeigen?

Das Ziel ist zum einen natürlich auch unsere Highlight-Furchtarten zu zeigen, also Raps, Weizen, Gerste und Mais. Diese Pflanzen sind auch mit unterschiedlichen Sorten in unserem Schaugarten vertreten. Andererseits möchten wir auch vergessene Sorten wie Leindotter, Flachs oder Färberpflanzen wieder ins Gedächtnis rufen. Viele von den ausgestellten Kulturen kannte ich auch nicht vor dem Beginn meiner Arbeit im und mit dem Schaugarten. Das, denke ich, macht es auch für Leute interessant, die von außerhalb herkommen, um den Garten zu besuchen.

Der Schaugarten wird also bisher auch schon gut besucht?

Ja klar, vor allem die Agrarstudenten besuchen verständlicherweise den Garten regelmäßig, was sich nochmal durch die Arbeit von Prof. Dobers erhöht hat, der den Garten, wie auch Prof. Große-Hokamp, in seine Lehre mit einbaut. Aber auch Projekte wie die Kinderhochschule oder die Arbeit mit dem Förderzentrum erhöhen Bekanntheit und haben auch für die Hochschule große Signalwirkung.

Gab es in der Geschichte des Schaugartens schon größere Zwischenfälle?

Große Seuchen und Naturkatastrophen gab es bisher nicht (lacht) aber der Sturm Kyrill hat beispielsweise unser Hopfengerüst zerlegt. Ansonsten hatten wir auch bis vor kurzem auch Hanf im Schaugarten, ich betone ausdrücklich mit Genehmigung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte, auch natürlich nur THC-freie Sorten. Trotzdem bekamen wir Besuch von der Kriminalpolizei. Unsere Referentin für Öffentlichkeitsarbeit hatte sich mit einer Gymnasialklasse vor dem Hanf für die Zeitung fotografieren lassen, woraufhin die Zeitung mit spitzer Feder sinngemäß schrieb: „Was woanders verboten ist, ist an der Hochschule Neubrandenburg erlaubt!“. Das schlug natürlich Wellen, zumal in dem Artikel natürlich die THC-Freiheit der Sorten und deren Genehmigung unerwähnt blieben. Ansonsten gab es bisher keine großen Zwischenfälle. Ich kann nur vermelden, dass im Laufe der Jahre durch die Arbeit im Schaugarten zwei Ehen entstanden sind. Alle hatten mal als studentische Hilfskräfte angefangen und haben sich dann im Schaugarten gefunden.

Ist etwas Neues im Schaugarten in nächster Zeit geplant?

Wir sind eigentlich ganz zufrieden mit Stand des Gartens. Wie gesagt werden die Kulturen ständig auf dem neuesten Stand gehalten und sicherlich werden auch wieder neue dazukommen. Ansonsten ist die Anlage sehr modern, wenn auch 15 Jahre alt. Die komplette Technik im Gewächshaus beispielsweise wird ständig gewartet und bei Bedarf überarbeitet. Was bald anstehen wird ist ein neuer Umgang mit unseren gefiederten Freunden, die sind nämlich hauptverantwortlich für den Totalausfall der Ernte. Ich denke wir werden die am stärksten befallenen Kulturen in irgendeiner Form mit einem Käfig oder ähnlichem abdecken, wenigstens während der problematischen Zeit. Einen Falknerschein werde ich vermutlich nicht machen, auch wenn das interessant wäre (lacht).

Grundsätzlich werden wir weiter an unserem guten Netzwerk arbeiten, um auch Studenten eine Möglichkeit zu geben, beispielsweise ein Praktikum in der Saatzucht zu machen oder anderweitige Einblicke zu bekommen.

Vielen Dank für das interessante Gespräch, wir hoffen, Sie und der Schaugarten werden noch viele Besucher haben und Ihnen bleibt der Spaß und das Interesse an der Arbeit erhalten.

Die Fragen stellten Linn Brasack und Christian Brechler (IPS „Der Schaugarten ins Netz“, SoSe 2016).