Klein Vielen

Klein Vielen wurde im Jahr 1170 als „Vilim Carstici“ erstmals urkundlich erwähnt. Der Name, der slawischen Ursprungs ist, leitet sich von „Vyla“ (Göttin der Unterwelt) ab. 1248 erhielt das Dorf, vermutlich vom damaligen Besitzer Vogt Bertoldus Kohlhaze, den Namen „Colhazen Vielen“. Der Zusatz „Colhaze“ wurde vermutlich genutzt, um den Ort vom benachbarten Ort „Vilem“ oder „Vilim“ (heute Große Vielen) abzugrenzen. Der Name veränderte sich dann über „Lütten Vilim“ (slawisch) und „Lütcken Vielen“ (plattdeutsch) zum heutigen Klein Vielen, da Plattdeutsch als rückständig galt.

1272 wurden die von Peccatels durch Fürst Nicolaus von Werle mit dem Gut belehnt und prägten den Ort, bis das Geschlecht 1661 in Klein Vielen ausstarb. Weitere Lehnsgüter des Adelsgeschlechts im Untersuchungsgebiet waren Zippelow, Hohenzieritz, Peckatel, Brustorf, Adamsdorf, Liepen, Weisdin, Blumenhagen, Blumenholz und Usadel. Flächenangaben der Besitztümer und weitere Informationen zum Rittergeschlecht derer von Peccatel finden sich in Behrens (2020: 3ff.). Um 1400 verlegten die Ritter von Peccatel ihren Hauptsitz von Peckatel nach Klein Vielen. Die von Peccatels finanzierten sich durch landwirtschaftliche Erträge und Pachtzahlungen der Bauern. Zur Entwicklung der Landwirtschaft in Klein Vielen findet sich ein Beitrag in der Rubrik 'Landwirtschaft'. Durch die zahlreichen Nachkommen und den hohen Lebensstandard gerieten sie allerdings häufig in finanzielle Schwierigkeiten und verkauften bzw. verpfändeten Teile ihres Besitzes. 1408 beispielsweise kommt die Hälfte von Klein Vielen in die Hände einer Familie von Lauenburg, die allerdings 1450 ausstarb. Im 15. Jahrhundert wurde ein Herrenhaus errichtet. 1661 kam das Gut (auch Hartwigshof, Liepen, Adamsdorf, Peckatel und Langhagen) in die Hände des damaligen Landesherren Herzog Gustav Adolf und wechselte anschließend mehrfach den Besitzer.

Der kleine Ort Langhagen gehörte als Vorwerk (Nebengut) jahrhundertelang zum Gut Klein Vielen. Informationen zur interessanten Geschichte des Ortes, der nicht nur Vorwerk, sondern auch Domäne der mecklenburgischen Großherzöge sowie Oberförsterei und Forstamt war, finden sich in Beiträgen von Krull (2021) und Behrens (2021) hier. Zur Oberförsterei und zum Forshaus Langhagen findet sich ein Beitrag in der Rubrik 'Kulturlandschaftselemente'.

Abb. 1 Historische Postkarte Klein Vielen.
Abb. 2 Die Jahn-Kapelle auf einem Streitenfeld-Gemälde von 1921 und 2016.

Nach dem 30-jährigen Krieg lebten in Klein Vielen nur noch sechs Bauern, sieben Kossäten (Dorfbewohner, die oft kleinbäuerliche Tätigkeiten ausübten und nur ein kleines Haus (Kate) besaßen) und acht Einlieger. 1685 kaufte Heinrich von Erlenkamp das Gut und 1702 erhält Johann Georg von Holsten den Lehnbrief. 1715 verkauft dieser das Lehngut an Wilhelm Otto Ludwig von Hacke (auch von Haak(e)), der auch als Besitzer der Nachbargüter Liepen, Kuhstall (heute Adamsdorf), Alte Hütte (heute Hartwigsdorf), Langhagen, und ab 1788 auch von Brustorf vermerkt ist. Zwischen 1720 und 1732 gehören auch die Güter Pieverstorf und Dambeck zu seinen Besitztümern. Bevor das Gut 1804 durch seinen ersten bürgerlichen Besitzer Gottfried Joachim Vick (auch Fick) erworben wurde, war es ca. 10 Jahre im Besitz des Kammerherrn von Plessen. Während der französischen Besetzung kam es von 1810-1815 mit Brustorf, Liepen, Hartwigshof und Adamsdorf in den Besitz des Grafen Heinrich von Blumenthal, der mit einer Tochter von Plessens vermählt war. 1815 verkaufte er es mit Hartwigshof an den Prokurator Rudolf Jahn, der aus Köritz bei Neustadt an der Dosse kam. Rudolf Jahns zweitgeborener Sohn und Gutserbe Eduard ließ um 1851 auf dem Klingenberg eine neogotische Grabkapelle zu Ehren seiner Frau errichten. Weitere Informationen zur Familie Jahn und der Kapelle finden sich in Behrens (2020).

Im Jahr 1880 verkaufte Jahn das Gut mit Hartwigshof an den Freiherrn Carl Johann von Kap-herr, da keiner seiner Söhne die Gutswirtschaft übernehmen wollte. Kap-herr, der das Rittergut Lockwitz bei Dresden leitete, kaufte 1884 auch das Gut Adamsdorf mit Liepen. Nach seinem Tod 1887 gingen die Güter auf eine Erbengemeinschaft über und wurden zunächst von seinem erstgeborenen Sohn, Hermann Thomas Freiherr von Kap-herr, und anschließend von dessen Sohn Richard, weitergeführt. Die Kap-herrs ließen das Gut durch Pächter bewirtschaften. Zwischen 1890 und 1904 handelte es sich dabei um die Familie Fick, dann folgten der Pächter Wilhelm Dittmer (1904-1931), anschließend ein von Treskow und Inspektor Kietzer. Bereits 1927 wollte Kap-herr das Gut aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage wieder verkaufen, was allerdings erst 1937 mit dem Verkauf an den Landwirt Herbert Bennecke gelang. Das Vorwerk Hartwigshof ging bereits 1934 an eine Siedlungsgesellschaft. Hintergründe zu den Schwierigkeiten beim Verkauf der Güter Klein Vielen und Hartwigshof finden sich in Behrens (2016: 18ff.). Bennecke bewirtschaftete das Gut bis 1945. Zwischen 1918 und 1945 werden die Dorfschulzen Dittmer, Hamann und ab 1937 Bürgermeister Kieker, Hakert und Schulz genannt. Nach der Bodenreform wurden Neubauernstellen eingerichtet und Neubauernhäuser entstanden. Details zur Entwicklung des Ortes nach 1945 finden sich in Behrens (2020: 16ff.). Zur Veränderung des Siedlungsgrundrisses Klein Vielens findet sich ein Beitrag im Bereich Siedlungsgeschichte. Das Herrenhaus brannte 1947 ab. Ein großer Teil des Gutsparks, die Allee zum Klingenberg und der Klingenberg mit der „Jahn-Kapelle“ gehören heute der Gemeinde, die sich um die Restaurierung bemüht.

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Quellen

Abbildung 1: Krull, G. 1999: „Olljahrdag“ in Klein Vielen. In: Mecklenburg-Strelitzer Kalender, Bd. 1999 (1998), S.27.

Abbildung 2: Links: Streitenfeld, L. 1921: Gemäldeausschnitt eines Gemäldes des ehemaligen Hofmalers im Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz. Rechts: Behrens, H. 2016: Jahn-Kapelle.

Behrens, H. 2016: Die Jahn-Kapelle in Klein Vielen. Geschichten um ein Kleinod in der mecklenburgischen Kulturlandschaft, Friedland. S. 19–26.

Behrens, H. 2020: 850 Jahre Klein Vielen – ein historischer Abriss. In: Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Dorfzeitung. Zwischen Lieps und Havelquelle. Nr. 11 (2020). Steffen Media. Friedland. S. 3-34. Link zur Ausgabe. Letzter Zugriff: 04.03.2021.

Behrens, H. 2020: Die Kapelle in Klein Vielen und die Familie Jahn. Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 04.03.2021.

Behrens, H. 2016: 80 Jahre Hartwigsdorf (1936-2016). In: Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Dorfzeitung. Zwischen Lieps und Havelquelle. Nr. 7 (2016). Steffen Media. Friedland. S. 18-22. Link zur Ausgabe. Letzter Zugriff: 04.03.2021.

Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Klein Vielen. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 04.03.2021.

Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Vorwerk, Domäne, Forstamt: Langhagen. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 04.03.2021.

Krull, K.: Ortschaften im Kirchspiel Peckatel. Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 04.03.2021.

Kühnel, P.: Die slavischen Ortsnamen in Meklenburg. In: Jahrbücher des Vereins für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde. Jahrbücher für Geschichte. Band 46, 1881. S. 150. Link zum Jahrbuch. Letzter Zugriff: 04.03.2021.

Weltzien, H. v. 1995: Familien aus Mecklenburg und Vorpommern. Band 4. S .440.

Wikipedia, Die freie Enzyklopädie (Hrsg.). 2021: Klein Vielen. Link zur Internetseite. Letzter Zugriff: 04.03.2021.