Hartwigsdorf

Die Geschichte von Hartwigsdorf war bis in die 1930er Jahre eng mit der von Klein Vielen (siehe Beitrag zu Klein Vielen) verbunden. Klein Vielen wurde ab 1272 für mehrere hundert Jahre stark von der Familie von Peccatel geprägt, bis das Geschlecht 1662 ausstarb. Unter Heinrich von Erlenkamp, der das Gut Klein Vielen 1685 kaufte, wurde 1690 eine Glashütte errichtet, die sogenannte „Vielener Hütte“, da sich die umliegenden Waldgebiete sehr gut zur Waldglasgewinnung eigneten. Die Glashütte produzierte bis 1702. Kurz darauf erhielt Johann Georg von Holsten den Lehnbrief für Klein Vielen und ließ 1705 die nächste Hütte anlegen. Nur wenige Jahre später ca. 1715 stellte diese aber den Betrieb ein. 1748 schließt Gutsherr von Hacke mit dem Hüttenmeister Ernst Friedrich Gundlach einen Vertrag über die erneute Anlage einer Glashütte auf dem Vielener Feld für die Dauer von sieben Jahren. Anschließend wurden die abgeholzten Flächen in Ackerland umgewandelt und es entstand eine kleine Siedlung.

Abb. 1 Hartwigshof und Friederikenshof im Messtischblatt von 1884.
Abb. 2 Die Giebelseite eines Siedlerhauses in Hartwigsdorf.

Aus der Bezeichnung „Vielener Hütte“ entwickelte sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Bezeichnung „Alte Hütte“. Anfang des 19. Jahrhunderts wird der Ort in Lehnbriefen, angelehnt an den Gutsherren Hartwig von Plessen, als Hartwigshoff, später Hartwigshof bezeichnet. Als dieser das Gut Klein Vielen 1805 an Gottfried Joachim Vick (auch Fick) verkauft, wird Hartwigshoff als Pertinenz und Meierei im Kaufvertrag erwähnt. Das kleine eingeschossige Gutshaus wurde vermutlich um 1833 errichtet.

1815 wurden Klein Vielen und Hartwigshof an den Prokurator Rudolph Jahn verkauft, der Hartwigshof 1845 an einen Herrn Richers verpachtete, der Inspektor in Peckatel gewesen war. Dieser bewirtschaftete das Nebengut über 21 Jahre erfolgreich, sodass sich Hartwigshof als ökonomisch wichtiger Teil des Gutes Klein Vielen etablierte. 1880 verkauft Eduard Jahn Klein Vielen mit Hartwigshof an den Freiherrn Carl Johann von Kap-herr. 1934 verkaufte dieser als letzter Gutsherr von Klein Vielen Hartwigshof an die „Hof und Hufe Allgemeine Landsiedlungsgesellschaft m. b. H.“ in Klein Plasten. Diese Gesellschaft übernahm auch das benachbarte Vorwerk Friederikenhof, das Teil des benachbarten Lehngutes Zahren war. Die Geschichte von Friederikenhof findet sich hier auf der Internetseite des Vereins Klein Vielen e. V..

Die Vorwerke wurden zusammengelegt und aufgesiedelt. Es wurden 17 Höfe errichtet und an Siedlerfamilien aus Mecklenburg, Schleswig-Holstein, Westfalen, Bayern und Niedersachsen vergeben, die zwischen 16 und 50 Hektar Land erhielten. 13 Höfe wurden in Anlehnung an niederdeutsche Einfirsthäuser erbaut. Details zur Aufsiedlung und den Siedlerfamilien finden sich in Behrens (2016: 18ff.), zu den Siedlerhäusern hier. 1936 wurde aus der entstandenen Siedlung die eigenständige Gemeinde Hartwigsdorf, die heute Teil der Gemeinde Klein Vielen ist. Die neue Ortsbezeichnung sollte darauf hinweisen, dass es sich nicht nur um eine Hof- sondern eine Dorfgemeinde handelte. 13 der Siedlerhöfe sind heute noch erhalten.

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Quellen

Abbildung 1: Ausschnitt Messtischblätter 1884: Blätter Nr. 2543 Kratzeburg und 2544 Hohenzieritz.

Abbildung 2: Privatarchiv Abraham, M., Karsten, K., Lange, A., Poleske, L. 2019: Giebelseite eines Siedlerhauses in Hartwigsdorf.

Behrens, H. 2016: 80 Jahre Hartwigsdorf (1936-2016). In: Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Dorfzeitung. Zwischen Lieps und Havelquelle. Nr. 7 (2016). Steffen Media. Friedland. S. 18-22. Link zur Ausgabe. Letzter Zugriff: 04.03.2021.

Hagemann, H.-J. 1998: Hartwigsdorf – von der Glashütte zum Bauerndorf. Die Geschichte eines mecklenburgischen Dorfes. Neustrelitz.

Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Wüstung Friederikenhof. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 04.03.2021.

Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Hartwigsdorf. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 04.03.2021.

Krull, G. 2011: 75 Jahre Hartwigsdorf. Bemerkungen zur Geschichte eines Ortsteils der Gemeinde Klein Vielen. In: Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Dorfzeitung. Zwischen Lieps und Havelquelle. Nr. 3 (2011). Pegasus-Druck. Berlin. S. 44-46. Link zur Ausgabe. Letzter Zugriff: 04.03.2021

Krull, K. (o. J.): Das Bauerndorf Peccatel. In: Karbe-Wagner-Archiv. Nachlass Karlfried Krull. Signatur Ha 535.