Gründung des ersten zentralen Naturschutzforschungsinstituts in Deutschland

Mit Zustimmung des Präsidiums des Ministerrates und im Einvernehmen mit dem Zentralamt für Forschung und Technik wurde in der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften (DAL) mit Wirkung vom 1. April 1953 das Institut für Landesforschung und Naturschutz (ILN) mit Sitz in Halle (Saale) mit in der Folge fünf Arbeitsgruppen, die für die Gebiete der ehemaligen Länder zuständig wurden, gegründet. Das ILN trat von seinen Aufgaben her in die Tradition der vormaligen Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege in Preußen bzw. Reichsstelle für Naturschutz ein.

    Die Gründung des ILN erfolgte kurz vor Erlass des Naturschutzgesetzes. Sowohl die mit der Gründung des ILN verbundene Aufgabenzuweisung als auch das Naturschutzgesetz der DDR bedeuteten eine spezifische Fortentwicklung deutscher Naturschutztradition. Wichtigste Aufgabe des ILN war kraft Gesetz und Statut die Generierung und Organisation des für den Naturschutz und die Landschaftspflege notwendig erachteten landschaftskundigen Wissens. Im Aufgabenspektrum, das dem ILN übertragen wurde, rückte die systematische, zunächst auf die schutzwürdigen oder unter Schutz stehenden Objekte, dann zunehmend auf die Agrar- und Forstlandschaft sowie die Bergbaufolgelandschaften in der DDR gerichtete landschaftsbezogene Forschung eindeutig in den Vordergrund. Dieser dezidierte Forschungsauftrag, der nicht nur die Organisation und Koordination von Naturschutzforschung, sondern auch die eigene Forschungstätigkeit umfasste, war in der Geschichte der zentralen Naturschutzinstitutionen in Deutschland etwas Neues.

    Erster Direktor des ILN war der Hallenser Universitätsprofessor Hermann Meusel, ein Botaniker, der nebenamtlich amtierte. Meusel blieb bis 1963 ILN-Direktor, ihm folgten dann als hauptamtliche Leiter der Einrichtung Ludwig Bauer (bis 1974) und Hugo Weinitschke (bis 1991).

    1953 wurden die ersten Zweigstellen in Halle (zunächst mit Sitz in der „Zentrale“, ab 1983 in Dessau), Potsdam (für die brandenburgischen Bezirke) und Jena (für die thüringischen Bezirke) gegründet, denen 1954 weitere in Greifswald und Dresden (für die mecklenburgischen-vorpommerschen bzw. sächsischen Bezirke) folgten. Jede der Zweigstellen führte neben beratenden und koordinierenden Aufgaben wissenschaftliche Schwerpunktprogramme durch. Anfangs gab es nur einen nebenamtlichen Leiter und ein bis zwei wissenschaftliche Mitarbeiter sowie eine Sekretärin je Zweigstelle. Die Leiter waren in Halle H. Bohnstedt, in Potsdam W. R. Müller-Stoll, in Jena J.-H. Schultze, in Dresden K. H. C. Jordan und in Greifswald T. Hurtig. die Professoren lehrten an den Universitäten der Sitzstädte.

    In den Zweigstellen wurden dann später wie in der Zentrale hauptamtliche Leiter eingesetzt. Die Arbeitsgruppe Jena übernahm 1963 Ernst Niemann, dessen Nachfolger 1978 Walter Hiekel wurde, die Arbeitsgruppe Dresden 1959 Hans Schiemenz, ihm folgte 1985 Rolf Steffens. Die Arbeitsgruppe Halle leitete ab 1963 Hugo Weinitschke, in dessen Nachfolge 1968 Peter Hentschel trat. Die Leitung der Arbeitsgruppe Potsdam übernahm 1962 Karl Heinz Großer, Nachfolger waren 1986 Lutz Reichhoff und 1988 Matthias Hille. Leiter der Arbeitsgruppe Greifswald war ab 1963 Harry Schmidt, dem 1970 Gerhard Klafs folgte.

    Die einzelnen Zweigstellen gaben für ihren Bereich gemeinsam mit den jeweiligen Räten der Bezirke regionale Naturschutzzeitschriften heraus, in denen insbesondere praktische Fragen des Naturschutzes behandelt wurden und sowohl der staatliche als auch der ehrenamtliche Naturschutz nebeneinander publizieren konnten.

    Literatur zum Weiterlesen

    Institut für Umweltgeschichte und Regionalentwicklung e.V. (Hg.), Lutz Reichhoff & Uwe Wegener (Bearb.): ILN. Institut für Landschaftsforschung und Naturschutz Halle. Forschungsgeschichte des ersten deutschen Naturschutzinstituts. Steffen-Verlag Friedland 2016.