Pulvermühle

Abb. 1 Der Nonnenbach am ehemaligen Standort der Pulvermühle im Jahr 2020.

Im Jahr 1719 wird eine Müllerfamilie Zahl erwähnt, welche die Pulvermühle bei Usadel/Krickow betrieb (Innungsbuch Mecklenburg-Strelitzer Müllerverein). Pulvermühlen dienten zum Zerkleinern und Mahlen der Zutaten für die Schießpulverherstellung. Zum Herstellen der Mischung waren Holzkohle, Schwefel und Salpeter nötig (Pierer 1961: 690 f.). Zur Pulvermühle bei Usadel gehörte ebenfalls eine Salpetersiederei (Kniesz 1987: 30).

Da viele Pulvermühlen mit Hilfe von Wasserkraft angetrieben wurden (Pierer 1961: 690 f.), war die Lage in der Nähe eines Fließgewässers sinnvoll. Die Pulvermühle bei Usadel lag am Nonnenbach. Der Nonnenbach verbindet den Wanzkaer See mit dem Tollensesee und konnte aufgrund seines starken Gefälles (2001: 44 m auf 6 km) vier Mühlen betreiben (Lemelson 2001: 240). Um 1950 betrug das Gefälle 50 m auf 4,5 km (Karbe & Gotsmann 1955). Weitere am Nonnenbach gelegene Mühlen waren die Wanzkaer Kornmühle sowie die Papiermühle und die Nonnenmühle.

Für 1779 sind als Besitzer der Pulvermühle Adolf Bierschenk und Christine Boltenhagen vermerkt (Kniesz 1987: 29). Auch zwischen 1794 und 1797 gehörte die Pulvermühle laut Staatskalendern noch dem Müller Adolf Bierschenk. Für die Jahre 1798 und 1799 findet sich der Name Lorenz. Außerdem ist vermerkt, dass die Mühle nunmehr als Lohmühle fungierte (ab 1798). Eine Lohmühle diente der Zerkleinerung von gerbstoffreicher Rinde (besonders Eiche und Fichte), die zum Gerben verwendet wurde (Veh 2007). Ab 1870 gehörte die Mühle einem Carl Ahlgrimm (Kniesz 1987: 29).

Im Jahr 1924 wohnten in der Pulvermühle insgesamt vier Menschen, dabei handelte es sich um drei Männer und eine Frau (Chronikordner Blumenholz Verwaltungsarchiv Neustrelitz). Im Staatshandbuch von Mecklenburg für das Jahr 1937 ist die Pulvermühle dem nördlich von ihr gelegenen Örtchen Krickow zugeordnet, welches sich im Eigentum eines Heinrich Rieder-Westermanns befand. In den Staatshandbüchern für 1938 und 1939 findet sich derselbe Eigentümer.

Heute ist von der Mühle nur noch der ehemalige Standort erkennbar. Unweit des Standortes befindet sich der Keulenberg, welcher seinen Namen aufgrund einer Sage erhalten hat. Dieser zufolge wurde bei einer Explosion in der Pulvermühle eine Keule genau auf den Standort des Berges geschleudert (Karbe & Gotsmann 1955: 30).

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Quellen

Abbildung 1: Privatarchiv Abraham, M. 2020.

Chronikordner Blumenholz o. J.: Bevölkerungsstruktur 1924. Abschnitt: Statistik/Analysen. Verwaltungsarchiv Neustrelitz.

Gemeinde Blumenholz (Hrsg.). 2010: Kalender "700 Jahre Usadel". Steffen GmbH. Friedland.

Innungsbuch Mecklenburg-Strelitzer Müllerverein o. J.: Die Müllerfamilie Zahl. In: Materialsammlung Waschitzek

Karbe, W. & Gotsmann, W. 1955: Über Hohenzieritz ins Tollensegebiet. Schriftenreihe der Natur- und Heimatfreunde – Ortsgruppe Neustrelitz, Heft 2. Neustrelitz.

Kniesz, J. 1987: „Technische Denkmale“ im Kulturbund der DDR. In: Karbe-Wagner-Archiv Neustrelitz. Karton Papier- und andere Mühlen.

Lemelson, K. 2001: Die Papierherstellung in Mecklenburg-Strelitz am Beispiel der Wanzkaer Papiermühle. In: Erstling, F., Saß, F., Schulze, E. & Witzke, H.: Mecklenburg-Strelitz. Beiträge zur Geschichte einer Region. Band 2. Hrsg. vom Landkreis Mecklenburg-Strelitz. Friedland/Meckl.: 239–250.

Mecklenburgisches Statistisches Landesamt (Hrsg.). 1938: Staatshandbuch für Mecklenburg. Niederdeutscher Beobachter. Schwerin.

Pierer, H. A. 1861: Pulvermühle. In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Verlagsbuchhandlung H. A. Pierer. Altenburg: 690-691.

Veh, B. 2007: Wo die Egau noch das Mühlrad dreht. In: Donau-Zeitung vom Januar 2007. Dillingen an der Donau.