Wanzkaer Kornmühle

Abb. 1 Die Wanzkaer Mühle auf dem Messtischblatt von 1884.
Abb. 2 Teile der Ruinen der Wanzkaer Mühle.
Abb. 3 Teile der Ruinen der Wanzkaer Mühle.

„Die malerische Ruine der Wanzkaer Mühle am Nonnenbach mit ihren drei Geschossen und mehreren Wasserkammern für die Räder und späteren Turbinen ist nicht nur der Rest einer der größten Mahlstätten im Landkreis Mecklenburg-Strelitz, sondern auch das Relikt hochtrabender Pläne der DDR-Energiewirtschaft zur Nutzung der Wasserkraft. […]“ (Kniesz & Schrader 2006: 138).

Die Wanzkaer Mühle ist im Jahr 1568 bereits existent und wird als Kornmühle erwähnt (Krüger 1929: 154). Sie wurde als dreigeschossiger Bau nahe des als Bauhof angelegtem Anwesens Neuhof errichtet, wo der Nonnenbach den Wanzkaer See verlässt. Ein solch groß angelegtes Bauwerk deutet darauf hin, dass die Mühle wohl einiges abgeworfen haben muss. Im 16. Jahrhundert fielen 500 Scheffel Pacht für die Mühle an (Walther o. J.). Vermutlich wurden zu Baumaßnahmen an der Mühle auch die Abbruchziegel des 1555 säkularisierten Klosters Wanzka verwendet (Rengert 1992).

Nach der Reformation und der Schließung des Klosters gehörte die Mühle zum Amt. Der Pächter der Kornmühle hatte jährlich 1 Drömt Weizen, 32 Drömt Roggen und zwei Drömt Malz an das Amt abzugeben (Vgl. Krüger 1929: 154). „Drömt“ beschreibt ein früheres norddeutsches Getreidemaß, welches in Mecklenburg und Pommern etwa zwei Säcken, 12 Scheffeln oder 466,8 Litern entsprach (Kläring 2021). Der Pächter der Mühle erhielt Steine und Nutzholz, trug ansonsten aber für den Unterhalt der Baulichkeiten selbst Verantwortung. Zur Mühle gehörten eine Wiese von einem Fuder Heu, ein Morgen Acker und ein halber Morgen Garten (Vgl. Krüger 1929: 154). Ein Fuder entsprach 824 Litern oder etwa der Ladung eines Zweispänners (Kläring 2021). 75 Bauern und 28 Kossaten waren verpflichtet, in der Wanzkaer Kornmühle ihr Korn mahlen zu lassen (Vgl. Krüger 1929: 154). Die verbliebenen Nonnen des aufgehobenen Klosters erhielten 1568 weiterhin die notdürftigen Fuhren zur Mühle (Kniesz & Schrader 2006: 138).

1742 wurde die Mühle durch den Mahlmüller Andreas Christian Holst betrieben. Dieser ließ 1747 unterhalb der Mühle eine unterschlächtige Mühle zur Papierherstellung errichten, die er durch verschiedene Pächter bewirtschaften ließ (siehe Beitrag zur Wanzkaer Papiermühle; Lemelson 2001: 240). Ca. 1758 gingen beide Mühlen an seinen Sohn über. Etwa 10 Jahre später, 1768, machte dieser jedoch Konkurs und die Mühlen wurden verkauft (Krüger 1929: 154 f., Lemelson 2001: 240).

1788 wird ein Gamberg als Mühlenbesitzer oder Pächter der Wanzkaer Mühle genannt (Walther 1997). Für das Jahr 1792 ist im Mecklenburg-Strelitzschen Staatskalendern für die Wanzkaer Mühle ein Friedrich Lehmann und zwischen 1794 und 1799 Gustav Lehmann vermerkt. Die Mahlmühle selbst arbeitete über die Jahrhunderte kontinuierlich weiter. Ihr oberschlächtiges Wasserrad trieb am Ende des 18. Jahrhunderts vier Gänge an. Zusätzlich wurde die Mühle um eine Schneidemühle mit drei Gängen erweitert (Kniesz & Schrader 2006: 138).

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts finden sich die Namen Bremer, Bartels, Roloff und Franck im Zusammenhang mit der Wanzkaer Mühle. 1854 wird die Mühle durch Joachim Freiheit und anschließend bis mindestens 1886 durch Heinrich Freiheit bewirtschaftet. Es lebten immer ungefähr 30 Menschen auf dem Mühlengrundstück. Etwa um die Jahrhundertwende hatte die Mühle jedoch langsam ausgedient (Walther o. J.). 1901 ist das Gut einschließlich der Wassermühle an den Domänenrath Joh. Zarneckow verpachtet. Bis zum Zweiten Weltkrieg blieb das Gut in den Händen der Familie Zarneckow. Die Mühle war, sicherlich aufgrund ihrer schönen Lage, ein beliebtes Ausflugsziel.

Während des Krieges wurde sie in Teilen zerstört, diente der Region bis ca. 1960 jedoch noch als Stromlieferant (Bottke 2021): Mit einem Drehstromgenerator und einer Wasserturbine von 25,6 PS wurde die Energiegewinnung 1947 zunächst für 10 kW ausgebaut. Ein 1952 geplanter Aufbau des Pumpspeicherwerks Usadel mit einem Durchstich von der Lieps zum Tollensesee (1953 bis 1954) und gleichzeitig dem Durchstich an der Wanzkaer Mühle, dem Bau des Schöpfwerks Wanzka, der Schutzdämme Rollenhagen und Nonnenbachtal, dem Bau des Oberkanals und 1955/56 dem Bau von Rohrbahn, Krafthaus und Untergraben sowie von Zufahrtsstraßen und Anschlussgleisen und einer 110 kV-Leitung konnte nicht verwirklicht werden (Kniesz & Schrader 2006: 138). Mitte der 1950er Jahre erbrachte die zur Stromerzeugung genutzte Wasserturbine eine Leistung von 17 kW (Laschinski 1957: 32). 1960 wurde die zuletzt auf eine Leistung von 20 kW ausgebaute Wasserkraft stillgelegt. Mit der Errichtung erster Bauten eines neuen Wasserkraftwerks verschwand 1975 das frühere Wohnhaus des Müllers. Auch dieser Bau wurde jedoch nicht vollendet (Kniesz & Schrader 2006: 138 f.).

Heute sind von der Mühle noch Teile der Stauanlagen, Wehre und Mühlengebäude erhalten, die sich im Naturschutzgebiet Nonnenbachtal befinden.

Zurück zur Übersicht Wasser- und Windmühlen


Quellen

Abbildung 1: Ausschnitt aus: Königlich-Preussische Landes-Aufnahme 1882, herausgegeben 1884. Stargard Nr. 2545. Universität Rostock, Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät, Geoinformatik-Service (Hrsg.).

Abbildung 2: Bottke, F. 2021: Die Ruine der Wanzkaer Mühle. Hrsg. Gemeinde Blankensee. Link zum Bild. Letzter Zugriff: 26.10.2021. 

Abbildung 3: Gemeinde Blankensee (Hrsg.) 2022: Wanzkaer Mühle Ruine. Link zum Bild. Letzter Zugriff: 17.01.2022.

Bottke, F. 2021: Ruine der Wanzkaer Mühle. Hrsg. Gemeinde Blankensee. Link zur Internetseite. Letzter Zugriff: 26.10.2021.

Kläring P. 2021: Die Alten Maße und Gewichte der preußischen Nachbarländer.  Maßeinheiten im Herzogtum Mecklenburg-Schwerin und Herzogtum Mecklenburg-Strelitz. Volumenmaße. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 22.11.2021.

Kniesz, J. 2001: Mühlen in Mecklenburg-Strelitz. In: Erstling, F., Saß, F., Schulze, E. & Witzke, H.: Mecklenburg-Strelitz. Beiträge zur Geschichte einer Region. Band 2. Hrsg. vom Landkreis Mecklenburg-Strelitz. Friedland/Meckl: 204-238.

Kniesz, J. & Schrader, V. 2006: Mühlen in Mecklenburg-Vorpommern. Bremen.

Krüger, G. 1929: Band 1: Das Land Stargard. Die Amtsgerichtsbezirke Friedland (2. Hälfte), Stargard und Neubrandenburg. In: Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Freistaates Mecklenburg-Strelitz. Im Auftrage des Ministeriums. Hrsg. von der dafür eingesetzten Kommission. Kommissionsverlag der Brünslowschen Verlagsbuchhandlung (E. Brückner). Neubrandenburg.

Laschinski, G. 1957: Der Mensch und das Wasser. In: Uns‘ Heimat: 24-35.

Lemelson, K. 2001: Die Papierherstellung in Mecklenburg-Strelitz am Beispiel der Wanzkaer Papiermühle. In: Erstling, F., Saß, F., Schulze, E. & Witzke, H.: Mecklenburg-Strelitz. Beiträge zur Geschichte einer Region. Band 2. Hrsg. vom Landkreis Mecklenburg-Strelitz. Friedland/Meckl: 239-250.

Rengert, B. 1992. Artikel im Nordkurier vom Oktober 1992. In: Chronikhefter Blankensee. Verwaltungsarchiv Neustrelitz.

Stiftung Umwelt- und Naturschutz Mecklenburg-Vorpommern 2021: NSG Nonnenbachtal. Nutzungsgeschichte. Link zur Internetseite. Letzter Zugriff: 26.10.2021.

Walther, R. o. J.: Kleine Dorfrundschau: Davon künden nur noch ein paar alte Walnußbäume. In: Chronikhefter Blankensee. Verwaltungsarchiv Neustrelitz.