Usadelsche Mühle (Nonnenmühle)

Abb. 1 Die Nonnenmühle auf dem Messtischblatt von 1884.
Abb. 2 Gesamtansicht der Nonnenmühle 1936.
Abb. 3 Gesamtansicht der Nonnenmühle 1945.
Abb. 4 Fischtreppe im Nonnenbach an der Nonnenmühle.
Abb. 5 Die restaurierte Ostwand der Grundmauer des Mühlengebäudes 2020.

Eine erste Erwähnung fand die kleine Wassermühle zusammen mit der feierlichen Einweihung des Klosters Wanzka im Jahr 1290 und zählt damit zu den ältesten Mahlstätten um Neustrelitz (Walther 1980). Im Rahmen der Feier erteilte der Landesherr, Markgraf Albrecht von Brandenburg, einen Stiftungsbrief. Das Kloster „[…] wurde bewidmet mit dem Dorfe Wanzka, mit 25 Hufen in Ballwitz, den Dörfern Blankensee, Zachow, Krickow nebst der Mühle und Mechow […]“ (Krüger 1929: 145). Mit der Mühle „nebst Krickow“ war die später als Nonnenmühle bezeichnete Mühle gemeint (Krüger 1929: 193).

Weitere Erwähnungen fand die Mühle zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Zunächst tauchte sie in einem Verzeichnis des Klosters Wanzka über die Einnahmen des Klosters auf (Kniesz 2001: 234). Auch die mecklenburgischen Bauernlisten der Jahre 1517 und 1523 liefern Erkenntnisse. So wurden in der „Jungfrauen- oder Nonnenmühle“ 312 bzw. 480 Scheffel Roggen gemahlen (Vgl. Walther 1980).

Für das Jahr 1744 findet sich die Angabe eines Müllermeisters Martin Zahl. Auch zwischen 1775 und 1821 stellte die Familie Zahl mit Joh. Friedrich und Martin Zahl die bewirtschaftenden Müllermeister (Materialsammlung Waschitzek). Es lässt sich feststellen, dass die Zugehörigkeit der Mühle gewechselt hat. Im 13. Jahrhundert war sie noch dem Ort Krickow zugeordnet, ab dem 18. Jahrhundert wurde sie bei Usadel aufgeführt. 1817 wurde die Mühle zusätzlich zum Mahlgang für Getreide mit einer Ölmühle ausgestattet (Kniesz 1987: 29).

In den Mecklenburg-Strelitzschen Staatskalendern ist für 1822 zunächst ein Ernst Vollrath Prütz, ab 1852 seine Erben und Witwe als Mühlenpächter angegeben. 1876 folgte Mühlenmeister Wilhelm Sommer. Diesem brannte in der Nacht vom 9. zum 10. März 1878 die Mühle und das Wohnhaus in einem Feuer nieder. Bereits 1881 wird die Mühle aber wieder betrieben und versorgt 12 Menschen (Walther 1980). Im Oktober 1892 ging die Nonnenmühle für 40.000 Mark an Georg Mierendorf (Raabe 1894: 1343). Um die Jahrhundertwende muss die Mühle unrentabel geworden sein, denn sie beherbergte nur noch fünf Bewohner (Walther 1980).

Zwischen 1902 und 1909 war der Gutspächter Wilhelm Wendland auch Pächter der Mühle. 1910 wurde Dr. Charles Neebe als Pächter des Gutes und der Nonnenmühle angegeben, anschließend seine Erben und ab 1912 seine Witwe Emma. Diese holte sich ein Jahr später Rudolf Grieffenhagen als Mitpächter dazu, der die Aufgabe des Inspektors bzw. Ortsvorstehers übernahm. 1924 wohnten insgesamt 11 Menschen auf dem Mühlengrundstück. Es handelte sich dabei um vier Männer und sieben Frauen (Chronikordner Blumenholz Verwaltungsarchiv Neustrelitz). Im Handbuch des Grundbesitzes aus dem Jahr 1924 werden für die Nonnenmühle 169 ha angegeben (Maltzan 1924: 276). 1929 findet sich ein Johannes Wegener als Pächter des Gutes samt der Nonnenmühle. Beim Verkauf des Gutes 1933 durch den Freistaat Mecklenburg-Strelitz erwarb der Hamburger Margarinenfabrikant Johannes Bremer die Domäne Usadel (Borth 2001: 318). Laut Staatshandbuch für Mecklenburg aus dem Jahr 1937 war auch die Wassermühle Teil von Bremers Eigentum. 1945 wurde er im Zuge der Bodenreform enteignet und der Besitz an 25 Neubauern aufgeteilt (Borth 2001: 318).

Russische Soldaten blieben nach dem zweiten Weltkrieg bis 1945/46 in Usadel. Zu dieser Zeit wurde immer noch Getreide in der Nonnenmühle gemahlen (Neustrelitzer Kulturrat e. V. 1993). Vor allem die geringe Mahlleistung trug dazu bei, dass die Mühle ab 1947 zu einem Wasserkraftwerk umgerüstet wurde (Kniesz 2001: 234). Die zur Stromerzeugung genutzte Wasserturbine erbrachte eine Leistung von 10-11 kW (Laschinski 1957: 32, Kniesz 2001: 234). Die Turbine war in einem Betonbauwerk mit den Ausmaßen von 3 x 5 Metern untergebracht. Das Wasser wurde über ein Einlaufbauwerk aus Beton zugeführt (ign 2000). Der Plan für das Jahr 1955 sah die Erzeugung von 25.000 kWH Elektroenergie vor (Kniesz 2001: 234). 1956 wohnte der Genossenschaftsbauer Hubert Sturm in der Nonnenmühle. Die LPG verpflichtete sich zu notwendigen Reparaturen an Gebäuden und Stallungen. Ausgeschlossen von diesen Verpflichtungen waren die durch den Energiebezirk Nord genutzten Bereiche zur Stromerzeugung (Verwaltungsarchiv Neustrelitz). 1960 wurde das Wasserkraftwerk vom Volkseigenen Betrieb (VEB) Energieversorgung Neubrandenburg stillgelegt (Kniesz 2001: 234).

1973 ließ sich Wolfgang Hilbig, welcher einige Zeit in Usadel und in der Nonnenmühle wohnte, durch die Mühle zu dem Gedicht „windmühlen wassermühlen“ inspirieren (Franzlik 2011). Bis in die 1990er Jahre bewohnte eine Familie Sturm das Mühlengrundstück (Chronikhefter Blumenholz (b) Verwaltungsarchiv Neustrelitz).

Etwa 1999 gab das Staatliche Amt für Umwelt und Natur (STAUN) die „Rekonstruktion des Wehres mit Fischaufstieg Nonnenmühle“ bei der Ingenieur-Gesellschaft für Wasser- und Abfallwirtschaft, Umwelttechnik und Infrastruktur (ign) in Planung (ign 2000a). Der damalige Eigentümer, Mathias Stinnes von der Neubrandenburger Verkehrs-AG, beabsichtigte, in Abstimmung mit dieser Maßnahme, „den Mühlenteich so wiederherzurichten, dass dieser als Wasserspeicher für ein zu errichtendes Wasserrad genutzt werden kann“ (Stinnes 2000). Die ign wurde mit der Planung des Vorhabens beauftragt. Da die Maßnahme einen Eingriff in die Natur darstellte, wurde das STAUN mit der Beurteilung und ggf. Genehmigung der Maßnahme beauftragt (Stinnes 2000). Die Kostenschätzung der Rekonstruktion des Mühlenteichs mit Wasserrad beliefen sich laut ign auf etwa 316.000 DM. Von der ursprünglichen Wasserfläche, welche etwa 4.700 m² betrug, sollten etwa 2.200 m² wiederhergestellt werden. Auch Betonelemente, die im Zuge der Ausstattung der Mühle mit der Stromturbine errichtet wurden, sollten zurückgebaut werden (Vgl. ign 2000b). Die entwickelten Sanierungspläne für den Mühlenteich sowie der Neubau des Wasserrades wurden durch das STAUN geprüft und stellten im geplanten Ausmaß nach den §§15 und 18 des Landesnaturschutzgesetzes nicht genehmigungsfähige Eingriffe dar (ign 2000c) und wurden nie umgesetzt. Vom Bau der Fischtreppe gemeinsam mit dem Rückbau der Wehranlage wurden keine bleibenden nachteiligen Folgen für die Natur erwartet und die Maßnahmen konnten umgesetzt werden (ign 2000c).

Heute sind noch Überreste der alten Wassermühle, des Wehres und der Stallscheune erhalten und als Denkmäler unter Schutz gestellt (Landkreis MSE 2021). Das Mühlengrundstück wird privat bewohnt und der Besitzer begann im Sommer 2020 mit der Sanierung der alten Feldsteinmauern.

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Quellen

Abbildung 1: Ausschnitt aus: Königlich-Preussische Landes-Aufnahme 1882, herausgegeben 1884. Stargard Nr. 2545. Universität Rostock, Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät, Geoinformatik-Service (Hrsg.)

Abbildung 2: Lehmann, A. 2010: Mühlen am Nonnenbach. Gesamtansicht der Nonnenmühle 1936. In: Gemeinde Blumenholz (Hrsg.). Kalender "700 Jahre Usadel". Steffen GmbH. Friedland. 

Abbildung 3: Privatarchiv Waschitzek.

Abbildung 4: Fischtreppe im Nonnenbach. In: Gemeinde Blumenholz (Hrsg.). Kalender "700 Jahre Usadel". Steffen GmbH. Friedland. 

Abbildung 5: Privatarchiv Götz, V. 2020.

Borth, H. 2001: Schlösser, die am Wege liegen. Unterwegs zu 101 Guts- und Herrenhäusern in Mecklenburg-Strelitz. Verlag & Vertrieb Dr. Michael Gust. Cw Obodritendruck GmbH. Schwerin: 317-318.

Chronikordner Blumenholz o. J.: Bevölkerungsstruktur 1924. Abschnitt: Statistik/Analysen. Verwaltungsarchiv Neustrelitz.

Franzlik, M. 2011: Ans andere Ende des Wassers. Nordkurier v. 27.08.2011

ign (Ingenieur-Gesellschaft für Wasser- und Abfallwirtschaft, Umwelttechnik und Infrastruktur Neubrandenburg) 2000a: Schreiben an den Eigentümer der Nonnenmühle Herrn Stinnes vom 13.01.2000. In: Materialsammlung Waschitzek.

ign (Ingenieur-Gesellschaft für Wasser- und Abfallwirtschaft, Umwelttechnik und Infrastruktur Neubrandenburg) 2000b: Erläuterungsbericht zur Sanierung des Mühlenteiches und Neubau Wasserrad Nonnenmühle vom 24.05.2000. Neubrandenburg: 1-10. In: Materialsammlung Waschitzek.

ign (Ingenieur-Gesellschaft für Wasser- und Abfallwirtschaft, Umwelttechnik und Infrastruktur Neubrandenburg) 2000c: Niederschrift über eine Abstimmung im STAUN Neubrandenburg, Bereich Naturschutz am 27.07.2000 zum Bauvorhaben Sanierung des Mühlenteiches, Neubau Wasserrad Nonnenmühle. In: Materialsammlung Waschitzek.

Kniesz, J. 1987: „Technische Denkmale“ im Kulturbund der DDR. In: Karbe-Wagner-Archiv Neustrelitz. Karton Papier- und andere Mühlen.

Kniesz, J. 2001: Mühlen in Mecklenburg- Strelitz. In: Erstling, F., Saß, F., Schulze, E. & Witzke, H.: Mecklenburg-Strelitz. Beiträge zur Geschichte einer Region. Band 2. Hrsg. vom Landkreis Mecklenburg-Strelitz. Friedland/Meckl.

Kreisarchiv Mecklenburgische Seenplatte: Unterlagen zur Geschichte Mecklenburg-Strelitzscher Gemeinden, speziell deren Landwirtschaft und Kultur. Woldegker Chaussee 35, Neustrelitz.

Krüger, G. 1929: Band 1: Das Land Stargard. Die Amtsgerichtsbezirke Friedland (2. Hälfte), Stargard und Neubrandenburg. In: Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Freistaates Mecklenburg-Strelitz. Im Auftrage des Ministeriums. Hrsg. von der dafür eingesetzten Kommission. Kommissionsverlag der Brünslowschen Verlagsbuchhandlung (E. Brückner). Neubrandenburg. 

Landkreis Mecklenburgische Seenplatte 2021: Baudenkmalliste im Geoportal. Link zur Internetseite. Letzter Zugriff: 15.11.2021.

Maltzan, A. 1924: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche. Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker. Berlin: 276.

Materialsammlung Waschitzek zur Nonnenmühle.

Neustrelitzer Kulturrat e.V. 1993: Zur Usadeler Dorfgeschichte im Jahre 1945 und folgende. Zusammengetragen im 1. Erzählcafe am 20.10.1993 im Usadeler Krug. In: Chronikhefter Blumenholz. Abschnitt: Usadel. Verwaltungsarchiv Neustrelitz.

Raabe, W. 1894: Mecklenburgische Vaterlandskunde. 1. Band. Wismar: 1343.

Stinnes, M. 2000: Unser Grundstück „Nonnenmühle“. Schreiben an das Staatliche Amt für Umwelt und Natur v. 24.05.2000. In: Materialsammlung Waschitzek.

Walther, R. 1980: Kleine Dorfrundschau: Ziegelei liefert Bausteine für die beiden Schlösser. In: Freie Erde 1980. In: Chronikhefter Hohenzieritz. Abschnitt Ortsteile/Denkmale. Verwaltungsarchiv Neustrelitz.