Die Gutsgeschichte am Beispiel von Zippelow

 

Zippelow ist eine kleine Ortschaft, die an der westlichen Ausbuchtung der Lieps und dicht am Rosenholzer Wald liegt. Das Dorf wurde im Jahre 1274 erstmals in einer Urkunde erwähnt, mit der Nicolaus von Werle (Fürst von Mecklenburg) den Ritter Bernhard von Peccatel mit dem Ort belehnt. Die von Peccatels gelten als eine der mächtigsten Adelsfamilien der Herrschaft Stargard ab dem 13. Jahrhundert. Bis 1796 war Zippelow, meist gemeinsam mit den Nachbarorten Hohenzieritz und Prillwitz, immer wieder als Lehen an adlige Grundherren vergeben.

Abb. 1 Zippelow auf einer Karte von 1759.
Abb. 2 Zippelow auf dem Messtischblatt von 1884.

1796 erwarb Herzog Carl II. das Gut Zippelow vom regierenden Fürsten und ließ zwei Jahre später ein zweigeschossiges Gutshaus errichten. Das elfachsige Haus wurde auf einem Feldsteinsockel gebaut und ist durch ein Krüppelwalmdach mit drei Gauben gekennzeichnet. Die Gutsanlage, zu der auch Wirtschaftsgebäude und Scheunen gehörten, wurde in Form eines Vierseitenhofs errichtet und lag etwas höher als der Rest des Dorfes. Im tiefer gelegenen Tal des Eichseebaches befanden sich die Wohnstätten der Landarbeiter. 1801 wurde Zippelow Kabinettsgut und bis 1945 fast durchgehend durch Pächter bewirtschaftet, die meist im Gutshaus wohnten. Bauern gab es in Zippelow schon seit dem Ende des 18. Jahrhunderts nicht mehr. Details zu Pächtern und Eigentümern finden sich in diesem Beitrag.

Abbildung 3 zeigt die Dorfstruktur von Zippelow im Jahr 1945. Das Gutshaus mit der Nummer 1 steht zentral an der Straße im südlichen Bereich der Gutsanlage. Umliegend befinden sich die Stallgebäude für Pferde, Schafe, Schweine, Kühe und Hühner. Weiterhin zur Anlage gehören zwei große Scheunen. In den mit den Nummern 9 und 10 gekennzeichneten Feldsteinhäusern waren die Saisonarbeitskräfte des Gutes, sogenannte Schnitter, untergebracht. Bei dem Gebäude mit der Nummer 15 handelt es sich um die Zippelower Wassermühle, die vermutlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts errichtet wurde und die bis etwa 1920 noch mit Wasserkraft in Betrieb war. Details zur Geschichte und zu Mühlenpächten finden sich hier.

Abb. 4 Die Reste der Gutsanlage auf einem Luftbild von 1953.

In den Kriegsjahren wurden Teile des Gutshofes zerstört. Der Schweinestall, der Schafstall und weitere Wirtschaftsgebäude überstanden den Beschuss durch die Rote Armee nicht. Im Zuge der Bodenreform wurde das Gut enteignet. Letzter Besitzer des 254 Hektar großen Gutes war Prinz Ernst August zur Lippe, der es an Frieda Aeffke verpachtet hatte. Ab 1946 kamen Flüchtlinge nach Zippelow und der Ort wurde aufgesiedelt. Insgesamt wurden sieben Bauten durch Neubauern errichtet. Seitdem teilt sich das Dorf in Alt und Neu Zippelow.

Das Gutshaus sollte nach dem Krieg zunächst abgerissen werden, wurde aber durch Umsiedler vor diesem Schicksal bewahrt, die es einige Jahre bewohnten. Für das Haus wurden 1947 zwölf Zimmer mit einer Wohnfläche von 360 Quadratmetern angegeben. Insgesamt war das Dorf zu dieser Zeit von zwölf Familien bewohnt. Dazu kamen zwölf Pferde und neun Ochsen.

Das Zippelower Gut heute

Heute sind von der ehemaligen Gutsanlage nur noch ein Wirtschaftsgebäude im westlichen Bereich und das Gutshaus im Süden der Anlage erhalten. Beide Gebäude wurden bzw. werden liebevoll renoviert. Die Fenster und das Krüppelwalmdach des Gutshauses wurden bereits erneuert. Der Innenbereich wird aktuell renoviert. Das gut erhaltene und bewohnte Wirtschaftsgebäude wurde mit einem Satteldach gedeckt, zu dem Gauben hinzugefügt wurden. Gegenüber dem Gebäude befinden sich die Mauerreste einer ehemaligen Scheune des Gutes. Neben der Gutsanlage befindet sich heute eine Weide, auf der Alpakas und Schafe weiden.

 

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Abb. 5 Das Gutshaus im Jahr 2019.

Quellen

Abbildung 1: Bock, S. 2008: Herrschaftliche Wohnhäuser auf den Gütern und Domänen in Mecklenburg-Strelitz: Architektur und Geschichte. Schwerin.

Abbildung 2: Kartenausschnitt Messtischblatt Hohenzieritz. 1884: Studienarchiv Umweltgeschichte des Instituts für Umweltgeschichte und Regionalentwicklung e.V. an der Hochschule Neubrandenburg. Planarchiv.

Abbildung 3: Materialsammlung zur Ortschronik der Gemeinde Hohenzieritz mit den Ortsteilen Prillwitz und Zippelow: Unterlagen zu Zippelow, Ordner VII/VIII.

Abbildung 4: Geobasis DE/MV (Hrsg.). 2019.

Abbildung 5: Foto der Projektgruppe um Schlesinger-Thury, C. 2019.

Bort, H. 2001: Grossherzogliches Schloss Weisdin um 1900. Schlösser, die am Wege liegen. Unterwegs zu 101 Guts- und Herrenhäusern in Mecklenburg-Strelitz. Verlag & Vertrieb Dr. Michael Gust. Cw Obodritendruck GmbH. Schwerin. S. 353-354.

Gemeinde Hohenzieritz (Hrsg.). 2002: Die Geschichte von Hohenzieritz, Prillwitz und Zippelow. Lieps Verlag.

Materialsammlung zur Ortschronik der Gemeinde Hohenzieritz mit den Ortsteilen Prillwitz und Zippelow: Unterlagen zu Zippelow, Ordner VII/VIII.

Schlesinger-Thury, C., de Wilde, L., Seehofer, T., Schazschneider, S. 2019: Ausstellung "Eine Reise durch die Siedlungsgeschichte". Entstanden im Rahmen des Projektes: "Historische Kulturlandschaftselemente als Zeugnisse des Landschaftswandels" an der Hochschule Neubrandenburg. Link zur Ausstellung