Brustorf

Brustorf wird als „Brusmezdorpe“ erstmals in der Urkunde vom 12. März 1274 erwähnt, mit der Fürst Nikolaus von Werle den Brüdern Bernhard und Heinrich von Peccatel dieses und weitere Güter, wie Peckatel und Klein Vielen, verleiht. Der kleine Ort lag etwas westlich vom heutigen Brustorf.

Darjes (2011: 112) vermutet, dass Brusmez-, das dem deutschen –dorpe vorangestellt war, auf einen slawischen Personennamen (Brusomer/Brusemer) hindeuten könnte und später zu Brus– verkürzt wurde. 1387 wird der Ort in einer Verpfändungsurkunde als „Brustorpe“ erneut und vorerst letztmalig urkundlich erwähnt. Zum Ende des 14. Jahrhunderts scheint der Ort „wüst gefallen“, da der Name nur noch im Zusammenhang mit der Feldmark, also beispielsweise verpachteten Hufen, auftaucht. Die Feldmark gehörte zum Teil den Gutsherren von Peckatel, zum Teil denen von Klein Vielen. In einer Taxation von 1643 und auch in einer Inventur von 1662, die nach dem Tod des Klein Vielener Gutsherren Jürgen von Peccatel durchgeführt wurde, wird die Feldmark als „wüst gefallen“ bezeichnet, die mit jungen Eichen und Buchen bewachsen war. 1698 verpfändete Georg Julius Maltzan die Feldmark an den Obristen von Langermann, der daraufhin in einen langen Rechtsstreit mit dem Freiherrn Heinrich von Erlenkamp fiel, der 1685 das Gut Klein Vielen gekauft hatte und 1689 lehnsherrlich bestätigt worden war.

Abb. 1 Ziegelei-Brustorf 1929.
Abb. 2 Ziegelei um 1950.

Langermann hatte 1699 die Feldmark Brustorf an die Brüder Kleemann verpachtet, die direkt in der Nähe des ursprünglichen Ortes Brusdorpe eine Meierei („Alt Brustorf“) errichteten. Von Erlenkamp ließ diese 1700 niederbrennen und behinderte trotz Strafandrohung (durch Gewaltanwendung) den Wiederaufbau. Einer der Brüder gab daraufhin die Pacht auf, der andere hielt durch und scheint keine weiteren Auseinandersetzungen mit von Erlenkamp mehr gehabt zu haben, da die Meierei 1704 im Beichtkinderverzeichnis des Kirchspiels Peccatel erscheint.

Der heutige Ort Brustorf begann sich ab 1728 zu entwickeln, als auf der Brustorfer Feldmark eine Glashütte, die sogenannte Peccatelsche Hütte, entstand. Diese war mit einer zehnjährigen Unterbrechung (1738-1748) bis etwa 1758 in Betrieb. Zu dem kleinen Ort gehörte ein Krug, der auch nach dem Ende der Glashütte in Betrieb blieb. Die Glashütte wurde nach ihrem Ende in eine Meierei umgewandelt, die zunächst den gleichen Namen trug. Später wurde die Bezeichnung Düsterhoff gebräuchlich, bis sich der Name Brustorf durchsetzte. Auf der Wiebekingschen Karte (1786) findet man noch beide Bezeichnungen. 1788 kam der Ort in die Hände von Wilhelm Otto von Hacke, der bereits Klein Vielen (seit 1715) und weitere Nachbargüter besaß. Nach einer kurzen Episode unter Kammerherr Carl Hartwig von Plessen, trat dieser Brustorf 1795 in einem Vergleich an den Gutseigentümer Joseph von Maltzan (siehe Peckatel) ab. Er behielt allerdings die alte Meierei westlich des neu entstandenen Ortes Brustorf, die zur Unterscheidung als Klein oder Alt Brustorf bezeichnet wurde und bis in die 1850er Jahre bestehen blieb. Seine Bezeichnung und Lage sind auf der Wiebekingschen Karte gut zu erkennen. In Alt Brustorf wurden 1850 bei einer Volkszählung noch 12 Einwohner erfasst. Der Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinsche Staatskalender führte den Ort letztmalig 1857 und 1909 taucht er im Grundbuch des Lehngutes Adamsdorf noch ein letztes Mal auf.

Um 1800 ließ Ferdinand von Maltzan, ab 1795 Verwalter des Gutes Peckatel, auf einer Anhöhe ein Gutshaus errichten, in dem er bis 1805 und sein Sohn Friedrich bis 1823 lebte. 1807 kommt Brustorf kurzzeitig in die Hände des bürgerlichen Gottfried Joachim Vick (auch Fick; siehe Klein Vielen), der auch die Güter Klein Vielen, Liepen und Hartwigshof besaß. Während der französischen Besetzung kommen die Güter von 1810-1815 in den Besitz des Grafen Heinrich von Blumenthal. Anschließend wird Friedrich Baron von Maltzan als Besitzer angegeben, der 1806 bereits das Gut Peckatel und Peutsch erhielt. 1872 erbten Ludolf und Adolf von Maltzan die Güter Brustorf, Peckatel, Jennyhof und Peutsch, ab 1887 war Ludolf alleiniger Besitzer. Dieser versuchte sich in industrieller Produktion und ließ nordöstlich vom Dorf eine Ziegelei, ein Dampfsägewerk und eine Kartoffelflockenfabrik errichten, die allerdings 1929 in einem Brand vernichtet wurden. Die Ursache des Brandes war vermutlich Brandstiftung, konnte aber nicht endgültig geklärt werden. Durch diese Ereignisse war Maltzan 1933 gezwungen Wirtschaftsgebäude und landwirtschaftliche Nutzfläche des Gutes Peckatel zur Aufsiedlung an die Mecklenburgische Landgesellschaft zu verkaufen. Details hierzu finden sich in Behrens (2015: 44ff.). In den 1950er Jahren wurden die Überreste der Fabrikgebäude abgetragen und das noch verwertbare Material für den Bau von Häusern genutzt.

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Quellen

Abbildung 1: Behrens, H. Ziegelei bei Brustorf 1929. Kartengrundlage: Kreisarchiv Mecklenburgische Seenplatte, Signatur 1456-7-2: Karte von einem Teile der Feldmark Peckatel mit Brustorf, Amt Waren, Stand 1929.

Abbildung 2: Privatarchiv Gisela Krull. Ruine des Ziegeleigebäudes in den 1950er Jahren.

Behrens, H.: Das Gutshaus Peckatel. Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 04.03.2021.

Behrens, H. 2015: Die Ansiedlung des Maltzanschen Gutes in Peckatel 1934. In: Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Dorfzeitung. Zwischen Lieps und Havelquelle. Nr. 6 (2015). Pegasus Druck. Berlin. S. 44-55. Link zur Ausgabe. Letzter Zugriff: 04.03.2021.

Darjes, E. 2011: Alt-Brustorf, Lkr. Mecklenburg-Strelitz – Die Rekonstruktion einer dörflichen Siedlung und Gemarkung anhand von archäologischen und historischen Quellen. Archäologische Berichte aus Mecklenburg-Vorpommern 18. S. 106-111.

Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Brustorf. Eine kurze Geschichte des Ortes. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 04.03.2021.

Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Die Ziegelei in Brustorf. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 17.03.2021.

Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Krüge in Peckatel und Brustorf. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 04.03.2021.

Kreisarchiv Mecklenburgische Seenplatte, Regionalstandort Neustrelitz, Signatur Nr. 1592, Protokolle und Beschlüsse der Gemeindevertretung Peckatel 1946 bis 1961.

Krull, G. (Bearb.) 1994: 720 Jahre Ersterwähnung Peckatel-Brustorf. Hrsg. vom Förderverein Alte Schmiede Peckatel. Friedland. Foto: S. 4.

Krull, G. 1999: Herrschaftliche Nebenbetriebe bei Peckatel und Brustorf. Strelitzer Land. Jg. 2000. Neustrelitz. S. 11-20.