Adamsdorf

Im Jahr 1170 schenkten die pommerschen Fürsten Bogislaw I. und Kasimir I. dem Bistum Havelberg ein Gebiet um das damals so genannte Chotibanz. Der Name leitet sich vom altslawischen hotĭ (=Sucht, Verlangen) ab (poln. Chocibąd). Bis Mitte des 15. Jahrhunderts befand sich der Ort, trotz der Lage inmitten anderer Lehnsgüter, in fürstlichem Besitz. Es wird vermutet, dass es sich bei dem Ort um ein slawisches Heiligtum handelte und dieser in Rücksicht gegenüber der slawischen Bevölkerung nicht als Lehen vergeben wurde. Um 1460 taucht der Name „Kostall“ (auch Kostel) auf, der sich vermutlich aus dem altslawischen Begriff kostelŭ (poln. košciol für Kirche, Tempel) ableitete.

Georg Christian Lisch schreibt Folgendes zur frühen Geschichte des Dorfes: „…am 9. Juni 1460 verpfändete der letzte Herzog von Meklenburg-Stargard dem Henneke von Holstein auf Ankershagen die eine Hälfte des wüsten Dorfes „Kostall“ und darauf verpfändeten die Herzoge Heinrich (vor 1466) und Ulrich (vor 1471) von Stargard den von Peccatel die andere Hälfte, worauf nach dem Aussterben der herzoglichen Linie Meklenburg-Stargard der Herzog Heinrich der Dicke von Meklenburg-Schwerin zwischen 1471 und 1477 dem Claus v. Peccatel auf Groß Vielen die andere Hälfte der wüsten Feldmark ‚Kostal‘ mit 6 freien Hufen für eine neue Anleihe von 100 Mark aufs neue verpfändete und sich ausdrücklich den eigenen Gebrauch nach der Wiedereinlösung vorbehielt und allen benachbarten Vasallengeschlechtern die Auskaufung der v. Peccatel versagte.“

Abb. 1 Der Adamsstein.
Abb. 2 Gutshaus Adamsdorf 1979.

So wurde Kostall Lehen und Nebengut der von Peccatels. Im 16. Jahrhundert taucht für den Ort der hochdeutsche Name Kuhstall auf. Nach Aussterben der Peccatels 1662 kam Kuhstall nacheinander in den Besitz der von Erlenkamps, von Holste(i)ns, von Hackes und der Familie von Plessen. 1810, zu Zeiten der französischen Besetzung, kommt das Gut mit Liepen und weiteren Gütern (siehe Klein Vielen) in den Besitz von Graf Heinrich Leopold August von Blumenthal, der mit einer Tochter von Plessens vermählt war. 1815 erhielt Kuhstall zu Ehren des in Russland gefallenen Sohnes des damaligen Gutsbesitzers Graf Adam von Blumenthal den heutigen Namen Adamsdorf. An die Geschichte Adamsdorfs erinnert der als Naturdenkmal unter Schutz gestellte Adamsstein, den man in einem Wäldchen auf der linken Seite vom Ortseingang (von der B193 kommend) entdecken kann. 

Blumenthal war es auch, der als Erster versuchte, den Ursprung des etwa zwei Kilometer langen gewaltigen Steinwalls auf der Feldmark zu ergründen. Vermutlich stammt dieser aus der Slawenzeit. In Krull (2005: 56ff.) finden sich weitere Informationen zu diesem Bauwerk und zusätzliche Details zur Dorfgeschichte. 1836 kauft Hermann Jahn das Gut zusammen mit Liepen von Graf von Blumenthal. 1842 kommt das Gut in die Hände der Gebrüder Dudy. 1850 folgt Carl Erichson, 1855 werden die Gebrüder Schwabe und zwischen 1879 und 1884 Emil Glantz und Ferdinand Schmid kurzzeitig als Besitzer genannt. 1884 erwarb Karl Johann Freiherr von Kap-herr, der bereits 1880 das Gut Klein Vielen gekauft hatte, das Gut. Nach seinem Tod übernahm zunächst sein Sohn Hermann und anschließend sein Enkel Richard die Güter. Die schlechte wirtschaftliche Lage nach dem Ersten Weltkrieg zwang ihn zur schrittweisen Aufgabe der Mecklenburger Güter und er verkaufte die Güter Adamsdorf und Liepen 1927/28 an den Freistaat Mecklenburg-Schwerin. Weitere Informationen zum Adelsgeschlecht der von Kap-herrs finden sich hier auf der Internetseite des Vereins Klein Vielen e. V.. 1930 übernahm die Familie Benckendorff die Pacht für die nun staatliche Domäne und führte die Wirtschaft bis zur Bodenreform 1945. Details zur Familie Benckendorf und eine schöne Beschreibung des Lebens auf der Domäne finden sich in Matecki (2010: 22f.) und Krull (2020: 41ff.). Zum Gut Adamsdorf gehörten vor 1945 ca. 262 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, ein Kuhstall mit 30 Kühen, ein Schafstall mit 200 Mutterschafen und eine Schweinezuchtanlage.

Liepen

Abb. 3 Kirche in Liepen 2010.

Liepen wurde 1247 als „Lipyn“ erstmals urkundlich erwähnt. Der Ortsname lässt sich vom slawischen Wort „Linde“ ableiten und bedeutet „Ort der Linden“. Das Bauerndorf gehörte zum Rittersitz Klein Vielen im ritterschaftlichen Amt Stavenhagen und war einst deutlich größer (24 Siedlungsstellen), da es an einer alten Handelsstraße (Alte Salzstraße) lag. Auch die Feldmark war groß und reichte von Pieverstorf bis Langhagen.

Im 13. Jahrhundert wurde eine Kirche errichtet, die während des 30-jährigen Krieges teilweise zerstört wurde. Im 14. und 15. Jahrhundert werden die Familien von Peccatel, Plasten, Gelder, Schwerin und Stalbom und im 16. Jahrhundert die Sönekes und die Familie Heydebreck mit Besitz und Rechten im Dorf erwähnt. 1504 erwarb Bernd von Maltzan auf Penzlin den Ort sowie die Güter Peckatel und Peutsch als herzogliches Lehen (siehe Peckatel). Im 16. und 17. Jahrhundert werden außer den von Maltzans, auch die von Holsteins, von Schulz und von Blankenburg mit Anteilen in Liepen genannt. Es folgen im 18. Jahrhundert die von Langermann, ab 1716 die von Hacke, 1790 Kammerherr von Plessen und 1810 Graf von Blumenthal.

Zwischen 1810 und 1930 gleicht die Geschichte der von Klein Vielen und Adamsdorf. Liepen und Adamsdorf waren länger als Klein Vielen im Besitz des Kammerherrn von Blumenthal (auch Alt Brustorf, siehe Beitrag zu Brustorf). Erst 1836 werden die Güter an Hermann (später Eduard) Jahn verkauft. Es folgten 1842 die Familie Dudy, 1851 Carl Erichson und 1855 bis 1878 die Familie Schwabe. Nach kurzen Wirkperioden der Familien Glantz und Schmidt, gingen Liepen und Adamsdorf 1885 an den Freiherrn von Kap-herr. 1888 wurde eine neue neugotische Kirche im Ort eingeweiht. 1927/28 musste Richard Freiherr von Kap-herr Liepen sowie Adamsdorf aus finanzieller Not an den Freistaat Mecklenburg-Schwerin verkaufen. Wilhelm Krohn wird 1930 noch als Schulze in Liepen angegeben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verfielen viele Höfe und wurden abgerissen. Vom alten Bauerndorf ist nur noch die Kirche, der Friedhof, das ehemalige Schulgebäude und ein ehemaliger Bauernhof geblieben.

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Quellen

Abbildung 1: Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Der Adamsstein in Adamsdorf. Link zum Bild. Letzter Zugriff: 06.04.2021.

Abbildung 2: QM3 UG (Hrsg.) 2021: Gutshaus Adamsdorf. Link zum Bild. Letzter Zugriff: 06.04.2021.

Abbildung 3: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie (Hrsg.). 2021: Kirche in Liepen. Link zum Bild. Letzter Zugriff: 06.04.2021.

Adamsdorf:

Behrens, H. 2010: Die Naturdenkmale in der Gemeinde Klein Vielen. Der Adamsstein. In: Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Dorfzeitung. Zwischen Lieps und Havelquelle. Nr. 2 (2010). Pegasus Druck. Berlin. S. 17. Link zur Ausgabe. Letzter Zugriff: 04.03.2021.

Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Adamsdorf. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 04.03.2021.

Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Die Kap-herrs auf Klein Vielen und Adamsdorf. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 10.03.2021.

Krull, G. 2020: Leben und Arbeiten auf der Domäne Adamsdorf 1930-1945. In: Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Dorfzeitung. Zwischen Lieps und Havelquelle. Nr. 11 (2020). Steffen Media. Friedland. S. 41-63. Link zur Ausgabe. Letzter Zugriff: 04.03.2021.

Krull, K. 2005: Vom slawischen Kostal zum deutschen Kuhstall – Zur frühen Geschichte von Adamsdorf. In: Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Dorfzeitung. Zwischen Lieps und Havelquelle. Nr. 6 (2015). Pegasus Druck. Berlin. S. 56-60. Link zur Ausgabe. Letzter Zugriff: 04.03.2021.

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Matecki, U. 2010: Die Familie Benckendorff und die Domöne Adamsdorf. In: Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Dorfzeitung. Zwischen Lieps und Havelquelle. Nr. 2 (2010). Pegasus Druck. Berlin. S. 22-25. Link zur Ausgabe. Letzter Zugriff: 04.03.2021.

Liepen:

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Schlie, F. 1902: Das Gut und Filial-Dorf Liepen. In: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. V. Band. Schwerin. S. 322-323.

Schröter, H. 2011: Die Vaterunser-Glocke in der Peckateler Kirche. In: Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Dorfzeitung. Zwischen Lieps und Havelquelle. Nr. 3 (2011). Pegasus Druck. Berlin. S. 12. Link zur Ausgabe. Letzter Zugriff: 04.03.2021.