Sozialistische Intensivierung in Land- und Forstwirtschaft

Bereits in den 1950er Jahren hatten sich Naturschützer mit Forderungen nach einer umfassenden Steigerung der Produktion in der Landwirtschaft auseinanderzusetzen. So wurde propagiert, Wiesen und Weiden zur Gewinnung von zusätzlichem Ackerland umzubrechen. Die Forderung nach Erhaltung oder gar Ausweitung von Grünlandflächen erschien damals als rückständig. In den 1960er Jahren nahmen die Probleme zu, die für den Naturschutz aus der Intensivierung der Landnutzung, dabei auch der Grünlandnutzung, durch Melioration und Düngung erwuchsen. Die bis 1960 in der gesamten DDR durchgesetzte vollständige Kollektivierung der landwirtschaftlichen Produktion, die auf die Industrialisierung der Landwirtschaft und die Umwälzung der sozialen Verhältnisse in den Dörfern abzielte, erhöhte den Nutzungsdruck auf die Agrarlandschaft. Zu umfassenden Veränderungen in der Agrarlandschaft der DDR führten in dieser Zeit auch die Entwässerungs-Großprojekte im Rahmen von „Jugendobjekten“ in den großen Feuchtgebieten und Mooren wie der Friedländer Großen Wiese in Vorpommern oder der Wische in der Altmark.

Vom VII. Parteitag der SED 1967 ging die Parole von der „sozialistischen Intensivierung“ aus mit dem Versuch, die Anwendung wissenschaftlich-technischer Erkenntnisse zu beschleunigen und zu intensivieren. Sie sollte – verbunden mit dem Slogan „überholen ohne einzuholen“ – ein Instrument der Umsetzung des „Ökonomischen Systems des Sozialismus“ (ÖSS) sein, mit dem diese Etappe des NÖSLP beschrieben wurde.

Wachsende Versorgungsanforderungen an die Landwirtschaft, die bei sinkendem landwirtschaftlichem Flächenanteil an der Gesamtfläche und bei ertragsmindernden Luftbelastungen zu erfüllen waren, zwangen zur fortlaufenden Produktionssteigerung, für die nicht nur die Betriebs- und Flächennutzungsstrukturen vollständig geändert wurden, sondern zunehmend Agrochemikalien, die durch Applikationstechnik (einschließlich Agrarflug) ausgebracht wurden, und schwere Bearbeitungstechnik eingesetzt sowie aufwändige Regulierungen des Bodenwasserhaushaltes durchgeführt wurden. Nährstoff- und Pestizideinträge in das Grund- und Oberflächenwasser sowie wachsende Bodenerosionen und -verdichtungen waren Folgen dieser Nutzungsintensivierungen. Von den großen Tierhaltungsanlagen gingen zusätzliche Belastungen der Gewässer und der Luft aus.

Die „sozialistische Intensivierung“ machte auch vor der Forstwirtschaft nicht Halt. In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre hatten die forcierte Industrialisierung in der DDR und die besseren Verdienstmöglichkeiten in anderen Branchen zu einer verstärkten Abwanderung von Beschäftigten aus der Forstwirtschaft geführt. Es kam zu einem spürbaren Mangel an Arbeitskräften. Der daraus erwachsende Rationalisierungszwang führte seinerzeit zu einer Ablösung der arbeitsaufwendigen „vorratspfleglichen Waldwirtschaft“ durch die Phase der „standortgerechten Forstwirtschaft“, die mit einem Erlass des Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft vom 18.10.1961 über „Grundsätze zur waldbaulichen Behandlung der Forsten in der Deutschen Demokratischen Republik“ eingeleitet wurde. Diese kurze Phase war eine Hochzeit des standortgerechten Waldbaus, in der die Bestandspflege weiterhin eine wesentliche Rolle spielte.

Ebenfalls mit dem VII. Parteitag der SED sowie dem X. Deutschen Bauernkongress 1967 wurde dann die Einführung industriegemäßer Produktionsmethoden in Gang gebracht. Der Schwerpunkt wurde nun auf den Einsatz von Großgeräten gelegt, was nicht nur zu einer neuerlichen Dominanz des Kahlschlags, sondern zu immer größeren Kahlschlägen führte. Unter diesen Bedingungen trat die Rohholzerzeugung an die Stelle des Waldbaus. Seit 1970/71 wurde die Forstwirtschaft vollständig in die zentrale Volkswirtschaftsplanung einbezogen. Für die Nutzung wurden spezielle Technik-Komplexe gebildet, der Waldbau trat mehr und mehr in den Hintergrund.

Die „sozialistische Intensivierung“ wirkte sich bis weit in die 1970er Jahre insbesondere in der Land- und Forstwirtschaft aus und beherrschte – neben dem Braunkohlentagebau – die Alltagsprobleme des Naturschutzes, der sich mit seinen Anliegen und Warnungen kaum Gehör verschaffen konnte.