Windmühlen

Windmühlen waren in Persien bereits während der Regierungszeit des Kalifen Omar (634‒644 u. Z.) bekannt. In Europa begannen sie Windmühlen erst in der Zeit der Kreuzzüge zu verbreiteten (Neumann 1907: 1), womit die religiös und wirtschaftlich motivierten Kriege zwischen 1095/99 und dem 13. Jahrhundert gemeint sind. Zunächst verbreiteten sie sich in Frankreich und England, ab ca. 1300 dann in ganz Europa (Maywald et. al. 1982: 10).

Die erste deutsche Windmühle wurde um 1393 erbaut (Neumann 1907: 1 f.). Auch im heutigen Mecklenburg-Vorpommern hielten die Kenntnisse zum Bau und Betrieb von Windmühlen in dieser Zeit Einzug. Während des Mittelalters wurden Mühlen, als Bauten von besonderem öffentlichem Interesse, schließlich zu einem unverzichtbaren Siedlungselement. Deutlich wird dies auch durch die Tatsache, dass derjenige, der eine Mühle bestahl, das Dreifache eines sonst bei Diebstählen üblichen Strafgeldes zu zahlen hatte (Kniesz 2015: 83). Mitte des 19. Jahrhundert erlebten Windmühlen einen letzten Aufschwung, der mit der Aufhebung des Mahlzwanges und der Verkündung der Gewerbefreiheit einherging (Gleisberg 1956: 39).

Windmühlen sind unverkennbar landschaftsbestimmende Bauwerke, die meist schon aus großer Entfernung sichtbar sind (Kniesz 2015: 83). Mit Windkraft betriebene Mühlen entstanden häufig als Folgeeinrichtung eines Ortes und lagen in den meisten Fällen verkehrsgünstig am Straßen- und Wegenetz in der Nähe von Landwirtschaftsflächen. Aufgrund des nur in unregelmäßigen zeitlichen Abständen verfügbaren Windes, der dafür aber eine hohe Arbeitsleistung lieferte, musste der Windmüller operativer arbeiten als der Wassermüller. Deshalb dienten Windmühlen oft nur als Mahl-Mühlen, in den Nordsee-Küstengebieten jedoch auch als Pumpmühlen. Wassermühlen hingegen übernahmen neben dem Mahlbetrieb viele weitere Aufgaben wie das Hämmern. Windmühlen wurden anders als Wassermühlen gelegentlich auch als Wohnhaus genutzt (Maywald et. al. 1982: 7 f. und 15).

Allgemein lassen sich zwei für unsere Region wichtige Typen von Windmühlen unterscheiden, die Bockwindmühle und die Holländerwindmühle. Die Bockwindmühle ist der älteste Windmühlentyp Europas (Schelle 1999: 22). Sie bestand aus Holz und war im gesamten nördlichen Europa verbreitet (Douffet et. al. 1977: 117). Die Mühle wurde als Ganzes mithilfe des herausragenden Sterzes in den Wind gedreht. Der Sterz war bei den Mecklenburger Bockwindmühlen oftmals als Treppe angelegt. Um die Mühle drehen zu können, wurde diese auf einem Stamm, dem sogenanntem Hausbaum, aufgehängt. Dieser bestand meist aus einem mindestens 0,6 m dicken Eichenstamm und wurde von einem Kreuz, dem namensgebenden Bock, gehalten. Am Ende des Hausbaumes befand sich zudem ein Zapfen. Für das Befördern der Getreide- und Mehlsäcke befand sich an der Außenseite der Mühle ein mit Windkraft (und nur im Notfall per Hand) betriebener Aufzug (Maywald et. al. 1982: 18). In Mecklenburg hielten sich einige Bockwindmühlen noch bis in die Mitte des 20. Jhd. (Gleisberg 1956: 40 f.).

Im Gebiet zwischen Lieps und Havelquelle standen ehemals zwei Bockwindmühlen, eine in Peckatel und eine in Klein Vielen.

Die Holländerwindmühle soll Mitte des 17. Jahrhunderts von einem flandrischen Künstler erfunden worden sein. Dabei wurde sie ursprünglich auf vor Ankern liegenden Flößen gebaut und konnten sich so selbst mit dem Wind drehen. Bei diesem recht spät entwickelten Windmühlentyp ist nur der obere Teil der Haube drehbar und der untere fest mit dem Boden verankert (Neumann, 1907). In Mecklenburg wurden ab der Mitte des 18. Jahrhunderts einige Bockwindmühlen durch Holländerwindmühlen ersetzt, welche allerdings nie dominierten (Gleisberg 1956, S. 2, 7).

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Abb. 1 Historische Fotographie einer Bockwindmühle.
Abb. 2 Erdholländerwindmühle.

Quellen

Textgrundlage von Marie Abraham, Till Berndt & Vanessa Götz. Entstanden im Rahmen des Moduls Historische Kulturlandschaftselemente als Zeugnisse des Landschaftswandels (2021). Bearbeitet durch das Reallabor Landschaft 2021.

Abbildung 1: Gleisberg in: Douffet et al. 1977, S. 122

Abbildung 2: Mühlenverein Mecklenburg Vorpommern e.V. 2020: Windmühle Steinhagen. Link zum Bild. Letzter Zugriff: 26.8.2021.

Abraham, M.; Berndt, T. & Götz, V. 2021: Wassermühlen und Windmühlen. In: Hochschule Neubrandenburg, Studiengang Naturschutz und Landnutzungsplanung. Projektbericht Historische Kulturlandschaftselemente als Zeugnisse des Landschaftswandels. Neubrandenburg: 10‒48.

Douffet, H. et al. 1977: Technische Denkmale in der Deutschen Demokratischen Republik. Gesellschaft für Denkmalpflege im Kulturbund der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.). Berlin.

Gleisberg, H. 1956: Das kleine Mühlenbuch. Deutsche Heimatbücherei. Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands – Zentrale Kommission Natur- und Heimatfreunde (Hrsg.). Berlin.

Kniesz, J. 2015: Wassermühlen im Einzugsgebiet der Havel zwischen Neustrelitz und Feldberg. In: Kaiser, K.; Kobel J.; Küster, M. & Schwabe, M. (Hrsg.): Neue Beiträge zum Naturraum und zur Landschaftsgeschichte im Teilgebiet Serrahn des Müritz-Nationalparks. Forschung und Monitoring, Bd. 4. Berlin: 83–96.

Maywald, B.; Saalbach, A. & Wagenbreth, O. 1982: Wind- und Wassermühlen als technische Denkmale. In: Kulturbund der DDR (Hrsg.): Die Mühlen in Geschichte und Gesellschaft. Berlin.

Neumann, F. 1907: Die Windkraftmaschinen Windmühlen, Windturbinen und Windräder [Reprint]. Leipzig, Holzminden.

Schelle, W. 1999: Mühlenbau. Wasserräder und Windmühlen bewahren und erhalten. Berlin.