Bockwindmühle Klein Vielen

Die frühesten Erwähnungen einer Windmühle in Klein Vielen stammen aus dem 15. Jahrhundert, als das mecklenburgische Adelsgeschlecht der Peccatel aus ihrem Lehnbesitz in Klein Vielen unter anderem die halbe Windmühle (die Hälfte der Einnahmen aus der Mühle) verkaufte und verpfändete.

Der Dreißigjährige Krieg setzte Klein Vielen stark zu. Laut einer Inventur von 1662 war nur wenig vom Dorf übriggeblieben. Mit der Einquartierung der kaiserlichen Armee unter dem General Ernesto Montecuccoli waren Brandschatzung des Dorfes und Morde verbunden. Unter Brandschatzung versteht man die Zwangserhebung von Geld- oder Naturalabgaben unter Androhung des Niederbrennens oder der Plünderung der betroffenen Stadt oder Landschaft. Die Windmühle stand nach dem Krieg zwar noch, war aber arg demoliert worden. „Die Windt Mülle alhir für dem Dorffe stehet zwar noch. Ist aber an sich schon viel Jahr hin unfertig gestanden. Zwo Steine seien noch vorhanden, liegen aber loß ietze auf der Müllen, daß Eisenwerck, so hirtzu gehoret, Ist noch meist vorhanden, und hat der Friedrich Matthias Voß dasselbe in Verwahrung. An Pacht hat diese Mülle bey guter Zeit geben, Järlich 30 dr Korn“ (LHA Schwerin 3.2-5/86, Sign. 1662, Blatt 6). Nur zwei Mühlsteine und das Eisenwerk waren noch vorhanden.

Mitte des 18. Jahrhunderts wurde sie unter der Ägide des damaligen Gutsbesitzers Wilhelm von Haake offenbar wieder neu errichtet. 1793 bis 1795 wird in den Martinilisten der Kirchspiels Peckatel als Einwohner Klein Vielens Kornmüller Ernst Conrad genannt. Er war auch noch 1805 Betreiber der Mühle, sein Geselle hieß Carl Conrad, vielleicht sein Bruder oder Sohn. Ernst Conrad hatte zugleich den Krug gepachtet. 1806 trat Joachim Conrad an Ernsts Stelle, der auch 1812 noch genannt wird ebenso wie sein Geselle Carl Conrad. 1814 heißt der Geselle Wendorf. 1820 taucht ein neuer Müllername auf, der des Pachtmüllers Adler, auch er zugleich Pächter des Kruges. Wie lange er die Mühle bewirtschaftete, bleibt offen, zwischen 1828 und 1830 wird in den Martinilisten zwar ein Pachtmüller und -krüger aufgeführt, allerdings ohne Namensnennung. Ab 1831 betreibt ein Christen die Mühle und den Krug, ihm folgt 1836 Müller Roloff, der noch 1846 aufgelistet wird. In den Martinilisten der 1860er und 1870er Jahre wird wie in Peckatel auch in Klein Vielen kein Müller mehr genannt (LHA Schwerin, 2.21-4/3, Sign. 191).

In den Brandversicherungsakten des Gutes Klein Vielen taucht die „Bockwindmühle“ als Einzelposten auf. 1821 war sie für eine Versicherungssumme von 800 Thalern versichert, 1879 für seine Summe von 3500 Reichsmark (LHA Schwerin, 3.2-4 Sign. 460).

1921 fertigte der einstige Hofmaler im Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz, Prof. Ludwig Streitenfeld, im Auftrag des damaligen Gutspächters Wilhelm Ludwig Dittmer ein Gemälde von der Bockwindmühle an. Ein paar Jahre später, 1927, brannte die Mühle ab und wurde nicht wiederaufgebaut (Anonymus um 1957/58).

Heute erinnert nur noch der mittlerweile verbuschte und mit Bäumen bewachsene Mühlenhügel an den Mühlenstandort.

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Abb. 1 Gemälde von Ludwig Streitenfeld (1921).
Abb. 2 Der Mühlenhügel 2020.

Quellen

Abbildung 1: Foto des Gemäldes von Ludwig Streitenfeld 1921: Behrens, H.

Abbildung 2: Privatarchiv Götz, V. 2020.

Anonymus, um 1957/58: Politische Gemeinde + Ortsteil Hartwigsdorf, I. Sektion Landwirtschaft, Untergruppe II. Die politisch-ökonomische Entwicklung 1945– 1956, III. Wohnungswesen, IV: Staat und Recht. Manuskript. Quelle: Privatarchiv Gisela Krull.

Landeshauptarchiv Schwerin (LHAS), Bestand 3.2-5/86 Nr. 1662, Inventarium des Gutes Lütken Vielen, wie daßelbe beschrieben und inventieret worden den 11. nächstfolgenden Septembris Anno 1662.

LHA Schwerin, 2.21-4/3, Sign. 191, Martinilisten der Gemeinde Peckatel.

LHA Schwerin, 3.2–4, Sign. 460, Ritterschaftliche Brandversicherungsgesellschaft, Klein Vielen, Hartwigshof, Langhagen.

LHA Schwerin, 3.2-5/86 Sign. 1662, Inventarium des Gutes Lütken Vielen, wie daßelbe beschrieben und inventieret worden den 11. nächstfolgenden Septembris Anno 1662.

Wikipedia, Die freie Enzyklopädie (Hrsg.). 2021: Brandschatzung. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 26.8.2021.