Die Entstehung einer Kooperativen Abteilung Pflanzenproduktion

Abb. 1 Artikel von 1962 über die LPG Peckatel bei der Rübsenmahd (Kreuzblütler zur Öl-und Futtergewinnung).
Abb. 2 Der "MTS 50" mit Heuwender.
Abb. 3 Der Traktor "ZT 303".

Im Jahr 1960 traten die letzten Klein Vielener Einzelbauern der LPG „Karl Marx“ bei. Die LPG bewirtschaftete mittlerweile 817,63 ha Ackerland, 178,86 ha Wiesen, 54,4 ha Weiden und 107,86 ha Wald (Häusler 1986: Anlage 11). In Peckatel und Hartwigsdorf gründeten sich die LPGen „Einigkeit“ und „Goldene Ähre“ (beide Typ I; Behrens 2020: 22).

1971 trat die LPG „Einigkeit“ der LPG „Karl Marx“ bei und 1972 entstand daraus eine „Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion“ (KAP). KAP-Leiter wurde Hugo Thiel. Die LPG „Karl Marx“ blieb als LPG-T (Tierproduktion) erhalten. Eine Entwicklung hin zur Trennung der Tier- und Pflanzenproduktion und der Entstehung von Kooperativen Abteilungen hatte sich bereits Anfang der 1960er Jahre angedeutet. Die Landwirtschaft sollte „industriemäßig“ von zentralisierten und spezialisierten Großbetrieben ausgeführt werden. Eine Entwicklung, die die bereits eingeleitete Auflösung des räumlichen Zusammenhangs zwischen Dorf und Landwirtschaft weiter vorantrieb (Behrens 2020: 24). Auf dem VII. Parteitag der SED 1967 wurde die Gründung von ersten KAPs und Kooperationsverbänden (Landwirtschaftsbetrieb und Verarbeitung) bekannt gegeben (Krenz 1996: 92). Beschleunigt wurde der Prozess der „Intensivierung“ nach dem VIII. Parteitag der SED 1971. Für die Landwirtschaft bedeutete dies: „Chemisierung, Mechanisierung, Melioration, technische Trocknung und Wissenschaftlich-technischer Fortschritt“ (Krenz 1996: 114). Details zu den Beschlüssen auf den SED-Parteitagen und ihren Auswirkungen für die Landwirtschaft lassen sich in Krenz (1996) nachlesen.

Neben der KAP in Klein Vielen, war auch in der Nachbargemeinde Hohenzieritz Anfang der 1970er Jahre eine KAP entstanden. Im Laufe der Zeit entwickelte sich eine Zusammenarbeit zwischen beiden Betrieben. Besonders ab 1975 unterstützten sich beide Abteilungen mit Technik für die Futter- und Kartoffelernte. Zum 1.1.1976 gründete sich eine „große“ KAP Hohenzieritz aus der KAP/LPG (P) Hohenzieritz und der KAP Klein Vielen mit Verwaltungssitz in Hohenzieritz (Lange 2002: 25). Die neue KAP hatte insgesamt 140 Mitglieder und zählt 110 Arbeiter und Angestellte. Die landwirtschaftliche Nutzfläche betrug ca. 5.950 ha, davon 4.600 ha Ackerland und 1.350 ha Grünland sowie Hutungen und Ödland (Vgl. Lange 2002: 25). Die KAP Klein Vielen übergab ihre Grundmittel im Wert von fast 3 Millionen Mark an den neuen Großbetrieb. Eine Übersicht dazu findet sich in Behrens (2020) auf den Seiten 28 und 29. KAP-Leiter wurde Eberhard Lange und Produktionsleiter der ehemalige Leiter der KAP Klein Vielen Hugo Thiel. Aus den zuvor selbstständig wirtschaftenden KAPs wurden Abteilungen. Die Abteilung Klein Vielen-Dalmsdorf (die LPGen Klein Vielen und Dalmsdorf hatten sich 1975 zusammengeschlossen) leitete Günter Roß. Gemeinsam mit der LPG (T) „Fortschritt“ Weisdin, dem VEG (Volkseigenen Gut) Hohenzieritz, der LPG (T) „Aufbau“ Dalmsdorf und der LPG (T) „Karl Marx“ wurde im Januar 1976 ein Kooperationsrat gebildet. Zwischen den Betrieben der Tier- und Pflanzenproduktion kam es häufig zu Konflikten und es war teilweise nötig, die Beziehungen vertraglich zu regeln (Behrens 2020: 28).

Im Jahr 1980 wurde aus der KAP die LPG (P) Hohenzieritz. Die Grundmittel wurden auf die LPG übertragen und die von den Mitgliedern eingebrachten Inventarbeträge wurden als das Eigentum der Mitglieder übernommen. 1989 zählte die LPG (P) 271 Mitglieder. Die landwirtschaftliche Nutzfläche betrug 5.640 ha, davon waren 4.400 ha Ackerland. Die LPG richtete eine eigene Bauabteilung mit 15 Handwerkern ein (Vgl. Lange 2002: 26 f.). Getragen durch die Entwicklungen in der Landwirtschaft wurden in Klein Vielen bis 1989 einige Gebäude errichtet, die das Erscheinungsbild des Dorfes veränderten. Ein Beitrag dazu findet sich in der Rubrik Siedlungsgeschichte.

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Quellen

Abbildung 1: Freie Erde vom 11.7.1962. Archiv Gemeinde Klein Vielen. Ordner 6. Abschnitt Landwirtschaft.

Abbildung 2 und 3: Archiv Luisenhof eG.

Behrens, H. 2020: 850 Jahre Klein Vielen – ein historischer Abriss. In: Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Dorfzeitung. Zwischen Lieps und Havelquelle. Nr. 11 (2020). Steffen Media. Friedland: 3-34. Link zur Ausgabe. Letzter Zugriff: 04.11.2021.

Häusler, M. 1986: Die führende Rolle der SED im Prozeß der Herausbildung und Entwicklung der LPG – ein Beitrag zur Erarbeitung einer Betriebsgeschichte, dargestellt am Beispiel der LPG „Karl Marx“ Klein Vielen und der Abteilung II (Kl. V.) der LPG/P Hohenzieritz. Diplomarbeit. Meißen.

Krenz, G. 1996 Notizen zur Landwirtschaftsentwicklung in den Jahren 1945-1990. Erinnerungen und Bekenntnisse eines Zeitzeugen aus dem Bezirk Neubrandenburg, hrsg. vom Ministerium für Landwirtschaft und Naturschutz des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Schwerin.

Lange, E. 2002: Landwirtschaft im 20. Jahrhundert. In: Gemeinde Hohenzieritz (Hrsg.): Hohenzieritz, Prillwitz und Zippelow im Wandel der Zeit. Friedland: 18-31.