Promovieren an Hochschulen angewandter Wissenschaften – geht das?

Die Doktorand*innen Lianne Lavrijsen und Elisa Hofert (v. l. n. r.) erhalten im Qualifikationsprogramm ProfQuaNB eine halbe Stelle zur wissenschaftlichen Mitarbeit, auf der die Promotion erfolgen soll. Foto: Jens Habeck

Eine im Sommer 2023 veröffentlichte Übersicht des Centrums für Hochschulentwicklung zeigt: Wenn es um das Promotionsrecht geht, hinkt Mecklenburg-Vorpommern anderen Bundesländern hinterher. In acht der insgesamt 16 Bundesländer gäbe es Gesetzesregelungen, die die Promotion an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) und Fachhochschulen möglich mache. Darunter befinden sich Bremen, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Bayern. M-V steht bisher nicht in dieser Liste.

Derzeit sind es nur rund ein Prozent aller Doktorand*innen, die unter Beteiligung einer Fachhochschule oder HAW promovieren. Doch die Nachfrage steigt und akademischer Nachwuchs wird dringend, auch in Mecklenburg-Vorpommern, gesucht und benötigt. Gerade deshalb ist das Projekt „ProfQuaNB“ der Hochschule Neubrandenburg so wichtig.

Was verbirgt sich hinter „ProfQuaNB“?

Im Rahmen des Qualifizierungsprogramms bietet die Hochschule Absolvent*innen die Möglichkeit, durch eine Promotion und Praxiserfahrung die Qualifikation für eine Hochschulprofessur zu erlangen. Für jeden der vier Fachbereiche der Hochschule wird innerhalb des Programms eine halbe Stelle zur wissenschaftlichen Mitarbeit vergeben, auf der eine Promotion entsprechend der Ausrichtung des Fachbereiches erfolgen soll. Die Promotion erfolgt kooperativ, also mit einer Erstbetreuung eines Professors/einer Professorin einer Universität. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Zwei Teilnehmerinnen des Programms sind Elisa Hofert und Lianne Lavrijsen. Elisa kooperiert für ihre Doktorarbeit mit der Uni Hildesheim. Derzeit forscht sie zum Thema Organisationsentwicklung in Kindertageseinrichtungen und stellt die Frage „Wie stark sind pädagogische Fachkräfte in inklusions- und diversitätsorientierten Veränderungsprozessen involviert?“ Bringen sich die Fachkräfte beispielsweise ein, wenn ihre Einrichtung barrierefrei umgestaltet werden soll?

Lianne kommt aus dem Fachbereich Agrarwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften. Ihre Forschungsarbeit führt sie in verschiedene deutsche Milchviehbetriebe. Sie untersucht den Einfluss von Automatisierungstechniken in den Ställen auf das Wohlbefinden der Kühe. Seit dem Neujahrskolloquium 2024, auf dem beide Doktorandinnen ihre Arbeiten vorstellten, hat Lianne Daten von 25 Betrieben erhoben, sieben weitere folgen bis Ende April.

ProfQua NB – welchen Vorteil haben die Doktorand*innen?

Im Interview erzählt uns Lianne: „Wir können uns komplett auf unsere eigene Promotion konzentrieren.“ Im Qualifikationsprogramm enthalten ist eine befristete halbe Stelle zur wissenschaftlichen Mitarbeit, auf der eine Promotion entsprechend der Ausrichtung des Fachbereiches erfolgen soll. Die Finanzierung erfolgt zu 71 % durch den Bund und zu 29 % durch das jeweilige Bundesland.


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