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Anzahl und Art der Grenzmarkierungen

Wie in dem Eingangszitat bereits beschrieben wurde, bestand die Grenzmarkierung zum einen aus behauenen Feldsteinen und zum anderen aus markanten Bäumen und Hecken. Bis Februar 2021 wurden insgesamt 367 Grenzmarkierungen in Form von 298 Grenzsteinen und 59 Grenzbäumen erfasst. Darüber hinaus wurden eine Allee und Feldgehölzhecken entdeckt, die als Grenzmarkierung fungiert haben könnten (siehe Abbildung 1).

Der im Messtischblatt von 1884 eingetragene Grenzverlauf legt (in Verbindung mit dem Mangel an weiteren Markierungen) nahe, dass natürliche Geländestrukturen wie Gewässer als Abgrenzung der beiden Herzogtümer dienten. Es ist erstaunlich welche Präzision zwischen dem im Messtischblatt eingetragenen Grenzverlauf und den entsprechenden Markierungen im Gelände bestehen (siehe Abbildung 1).

Im Vergleich zu anderen Grenzsteinen, die teilweise auffällige Zeichnungen oder Formen aufweisen, wirken die Grenzsteine der beiden mecklenburgischen Herzogtümer unscheinbar und schmucklos (siehe Karussell Bild 1). Es handelt sich in der Regel um behauene Feldsteine, die mit einem einfachen Kreuz markiert sind. Einige der Steine sind an der Seite stark zugespitzt und könnten auf diese Weise einen Richtungswechsel im Grenzverlauf angezeigt haben.

Abb. 1 Funde von Grenzmarkierungen entlang der ehemaligen großherzoglichen Grenze.

Standorte der Grenzmarkierungen

Von den 298 Grenzsteinen wurden rund 83 % der Grenzsteine „unter Wald“ und etwa 10 % zwischen Sträuchern entdeckt. Auch wenn seitens der Forstbesitzer das Bewusstsein für die Grenzsteine zu wachsen scheint und teilweise versucht wird, die Steine in der Landschaft zu belassen, ist der menschliche Einfluss mancherorts unübersehbar. In der Nähe der ehemaligen Sandmühle verläuft beispielsweise entlang der ehemaligen Grenze ein in den Boden eingegrabener Forstweg, an dessen Rand – zum Teil beschädigte – Grenzsteine liegen und auf Teilstücken gänzlich fehlen. Darüber hinaus sind die Steine oft überwachsen und schwer im Gelände auffindbar. In der Nähe von Zippelow hat die Erosion an einem Hang dazu geführt, dass viele Steine abgerutscht, umgekippt oder in gefährliche Schieflage geraten sind. Auch die Witterung geht nicht spurlos an den grob in rechteckiger Form behauenen Grenzsteinen vorüber (siehe Karussell Bilder 2-4).

Lediglich ein Prozent der Steine wurde auf oder entlang von Ackerflächen gefunden. Da die Flächen in den Gemeinden Klein Vielen und Hohenzieritz landwirtschaftlich intensiv genutzt werden, liegt die Vermutung nahe, dass die Grenzsteine dort bereits entfernt wurden. Knapp zwei Prozent der Grenzsteine wurden in der Nähe von Bachläufen oder in Feuchtgebieten erfasst. Am Kleinen Stadtsee (Klein Vielen) zeigt sich, dass manche Grenzsteine aufgrund eines veränderten Wasserstandes nur temporär, beispielsweise in sehr trockenen Jahren, sichtbar sind.

Denkmalwürdig?

Im Gegensatz zu anderen Bundesländern fehlt eine Auseinandersetzung mit derartigen historischen Kulturlandschaftselementen in Mecklenburg-Vorpommern weitgehend, obwohl deren Schutz und die Pflege zum gesetzlichen Auftrag des Bundes- und Landesnaturschutzgesetzes gehören. Nicht nur die Zufallsfunde von Grenzsteinen, sondern auch der Vergleich des Messtischblattes von 1884 und aktuellen Luftbildern offenbart, dass die Grenze auch heute noch im Landschaftsbild präsent ist. Die noch sichtbaren Grenzmarkierungen stellen ein einzigartiges Zeugnis der Politik- und Verwaltungsgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns dar und sollten als Denkmäler der Geschichte begriffen werden, die es zu bewahrten gilt.

Die Erfassung der Grenzsteine leistet daher einen ersten Schritt zur Sensibilisierung und möglichen Unterschutzstellung dieser wichtigen Zeugen der Vergangenheit und sollte daher unbedingt fortgeführt werden. Auch könnte eine Inwertsetzung dieser Kulturlandschaftselemente einen wichtigen Beitrag zur Anregung der Grenzsteinforschung in Mecklenburg Vorpommern leisten. Kulturlandschaftselemente wie die ehemalige Grenze der Herzogtümer bieten auch das Potenzial für eine touristische Nutzung.

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Quellen

Abbildung 1: Reallabor Landschaft. 2021: Grenzmarkierungen entlang der ehemaligen großherzoglichen Grenze. Kartengrundlage:Archiv Universität Rostock: Königlich-Preußische Landesaufnahme 1882. Herausgegeben 1884. Messtischblatt Nummer 1140 Hohenzieritz. Maßstab 1:25000.

Tabelle 1: Reallabor Landschaft. 2021: Standorte der gefundenen Grenzmarkierungen. 

Karussell: Abbildung 2: Privatarchiv Pengel, Schuldes, Berndt und Götz 2018; Abbildung 3: Privatarchiv Lange, Karsten, Poleske und Abraham 2018; Abbildung 4: Privatarchiv Nessler 2019.

Janke, A. und weitere Studierende der Hochschule Neubrandenburg. 2019: Ausstellung "Grenz-Wertig!? Auf den Spuren der ehemaligen grossherzoglichen Grenze". Entstanden im Rahmen des Projektes: "Historische Kulturlandschaftselemente als Zeugnisse des Landschaftswandels" an der Hochschule Neubrandenburg. Link zur Ausstellung

Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). An der Grenze zwischen zwei ehemaligen Großherzogtümern. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 08.07.2021.

Klein Vielen e.V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle (Hrsg.). Steinerne Zeugen einer herrschaftlichen Epoche. Link zum Beitrag. Letzter Zugriff: 08.07.2021.