Hartmut Sommerschuh

Erinnerungen zum Film "Landschaft ohne Zäune"

1983 entstand auch ein Film über die beiden Kretschmanns: „Landschaft ohne Zäune“. Diese Sendung wurde nach ihrer Ausstrahlung sofort verboten. Das war ein ganz absurder Vorgang. Meine Frau hatte irgendwann 1980 zum ersten Mal in der Zeitung von den Kretschmanns gehört. Die Regionalzeitungen veröffentlichten ziemlich viel von den beiden. An einem kalten Winterabend hatten wir uns dann mal aufgemacht und sie besucht. Wir waren sofort mit herrlichstem heißem Brombeersaft und unendlicher Leidenschaft für Naturschutz empfangen worden und hatten danach beschlossen, über diese beiden freundlichen Menschen einen Film zu machen.

Dann haben wir sie einen ganzen Sommer lang immer wieder besucht und  es entstand dieser Film. Wir haben uns da auch von Michael Succow sehr ermutigen lassen, das zu machen. Dieses facettenreiche Leben war einfach so ungewöhnlich, aus dem Antifaschismus kommend, Vegetarier sein, sich ein Leben völlig unabhängig in der DDR einzurichten, ohne berufliche Anstellung, zumindest was den Kurt Kretschmann angeht. Sie war ja Kulturdezernentin und Bibliothekarin. Und dann mit so wenig Geld eine so großartige Sache einzurichten wie dieses Haus der Naturpflege. Also das war einfach faszinierend! Und dann noch dieses Blockhaus dazu!

Mit Genehmigung der Chefredaktion haben wir diesen Film gemacht und ihm auch einen sehr zwielichtigen Titel gegeben: „Landschaft ohne Zäune“. Eigentlich war damit das Engagement der Kretschmanns für die Verschönerung der Dörfer im Oderbruch gemeint. Aber dieser Titel war ja in der ummauerten DDR durchaus anstößig. Es ging aber alles gut, bis auf zwei ganz kleine Änderungen, zu denen ich zehn Minuten vor der Sendung noch gezwungen wurde. Da musste ich aus dem Ton etwas herauslöschen. Wir hatten ein Zitat aus einem Gästebuch einer frühen Naturschutzausstellung von Kurt Kretschmann untergebracht: „Wer für den Naturschutz ist, ist auch für den Frieden.“ Diese Kombination war irgendwie einem Oberchef des DDR-Fernsehens zu Ohren gekommen und nicht so richtig passend. Da gab es dann während der Sendung ein kleines Tonloch. Das eigentlich Merkwürdige passierte aber danach. ...

Literatur zum Weiterlesen

Sommerschuh, H.: 22 Jahre OZON - Umweltberichterstattung in den Medien. Studienarchiv Umweltgeschichte 16 (2011): 65-79.

Behrens, H. und Hoffmann, J. (Hg..): Naturschutzgeschichte(n) – Lebenswege zwischen Ostseeküste und Erzgebirge. Friedland 2013.

Zur Person

geboren 1951 in Leisnig / Sachsen

Facharbeiterabschluss Textilmaschinenbau; 1975 Abschluss Regiestudium an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam; 1976-1990 Regisseur und Filmautor im Bereich Landwirtschaft DDR-Fernsehen, Umweltthemen; 1989 erstritt er mit Kollegen die Umweltsendereihe OZON; 1990-1992 Redaktionsleiter der Sendereihe OZON im Deutschen Fernsehfunk; 1993-2003  Redaktionsleiter OZON im Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg; seit 2004 Redakteur der Wissenschafts- und Umweltsendereihe OZON im Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb)

1993-2000 Vorsitzender des Naturparkvereins Märkische Schweiz und 1993-2009 Mitglied des Naturschutzbeirates bei der Landesregierung Brandenburg