Dr. Dieter Martin

Erinnerungen zur Arbeit in der Zentralen Lehrstätte für Naturschutz Müritzhof

Im Lauf der Jahre entwickelten sich vier tragende Säulen der Lehrstättenarbeit, die sich harmonisch zusammenfügten und in einer idealen Symbiose eine neue Qualität der Tätigkeit der Lehrstätte herbeiführten:

Hauptaufgabengebiet war die Lehre, die Lehrgangsangebote für ehrenamtliche und hauptamtliche Naturschutzmitarbeiter, für Lehrer und Studenten und viele andere am Naturschutz interessierte Bürger aus allen Bezirken der DDR umfasste. Für die fachliche Kompetenz und Aktualität sorgte vor allem die Anbindung an das wissenschaftliche Institut des Naturschutzes, das ILN. Ebenso wichtig waren – wenn auch bescheidene – eigene Forschungsarbeiten. Diese bezogen sich vor allem auf die Inventarisierung des NSG sowie auf populationsökologische Fragestellungen bei gefährdeten Pflanzenarten. Zahlreiche Erfahrungen, die im Unterricht an die Lehrgangsteilnehmer theoretisch und praktisch weitervermittelt wurden, konnten durch die eigene Naturschutzpraxis der Lehrstätte bei der Pflege verschiedenartiger Ökosysteme im Bereich der Spuklochkoppel untermauert werden. Schließlich wurde die landesweit agierende Lehrstätte durch regionale Mitarbeit in verschiedenen kreislichen und bezirklichen Gremien, zum Beispiel Kreistag, Kulturbund, Kommissionen, usw. in das territoriale Geschehen integriert und dadurch auch vor Ort anerkannt und unterstützt. Wichtige Aktivitäten waren in diesem Zusammenhang zum Beispiel auch die Mitarbeit an den Behandlungsrichtlinien für das NSG, im wissenschaftlich-technischen Beirat oder die Organisation und Unterstützung der Freizeitforschung im NSG. [...]

Darüber hinaus gab es spezielle Fortbildungsveranstaltungen für Studenten und Schüler, für Lehrer oder sogenannte Industrielehrgänge, in denen Probleme des technischen Umweltschutzes oder der Rekultivierung der Bergbaufolgelandschaft im Mittelpunkt standen. Hierbei entwickelte sich eine intensive Zusammenarbeit mit Partnern aus Universitäten, Behörden oder Betrieben.

Insgesamt konnten bis zum Umzug der Lehrstätte im Oktober 1989 im Müritzhof ca. 11.000 Lehrgangsteilnehmer fortgebildet werden.

Unverzichtbarer Bestandteil der Lehrstättenarbeit waren die Exkursions- und Praktikumsflächen in der jagdfreien Zone, insbesondere im Bereich des Spukloches. Exklusiv für unsere Lehrgangsteilnehmer hatten wir sieben Beobachtungsstände an Stellen aufgebaut, die unvergessliche Naturerlebnisse ermöglichten. Jede freie Zeit wurde dafür genutzt. Die Resultate fanden ihren Niederschlag in zahlreichen Beobachtungsbüchern, die jährlich ausgewertet wurden und in die Berichte zum Beispiel der Fachgruppe Ornithologie einflossen.

Literatur zum Weiterlesen

Martin, D.: Müritzhof - Zentrale Lehrstätte für Naturschutz der DDR. In: Institut für Umweltgeschichte und Regionalentwicklung e.V. (Hg.): Naturschutz in den Neuen Bundesländern - Ein Rückblick. Berlin 2001: 385-405.

Behrens, H. und Hoffmann, J. (Hg..): Naturschutzgeschichte(n) – Lebenswege zwischen Ostseeküste und Erzgebirge. Friedland 2013.

Zur Person

geboren 1946 in Frohburg (Sachsen)

Biologiestudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig; anschließend dort Forschungsstudium, Promotion und Arbeit als wissenschaftlicher Assistent

von 1975 bis 1991 Leiter der Zentralen Lehrstätte für Naturschutz der DDR, ab 1993 Leiter der Landeslehrstätte für Naturschutz Mecklenburg-Vorpommern; von 2002 bis zum Eintritt in den Ruhestand 2011 Leiter der Forschungsstation Wildtierland Gut Klepelshagen der Deutschen Wildtierstiftung

seit Anfang der 1960er Jahre Naturschutzhelfer und ab 1969 bis 1974 Naturschutzbeauftragter des Kreises Geithain