Joachim Kleinke

Erinnerungen zur Vermüllung der Landschaft

Es ging um die Vermüllung der Landschaft Rügens. Ich hatte einen ganzen Jahresurlaub darauf verwandt, das Messtischblatt Bergen auf Müll hin zu kartieren: wo überall Müll liegt, welcher Art, wie viel, wie dick, und wie hoch, Sölle, Wald, Wege, Gräben, alles Mögliche. Zum Teil habe ich das auch mit Bildern unterlegt. Ich hatte zwei Oberschüler gewonnen, die waren damals 11. Klasse aus Dranske/Wittow. Das waren einschlägige Ornis, die waren begeistert den Vögeln hinterher und kamen dann auch zu unseren Fachgruppensitzungen. Die Beiden haben Wittow für mich mitkartiert. Und dann habe ich das abgegeben, 40 Seiten oder was weiß ich, ganz, ganz schlimme Sachen. Und das wollte er nun im Kreis der Ratsherren diskutieren. Es war für mich ein voller Sieg. Im ganzen Kreis herrschte große Betretenheit. Das war der Auftakt. Mein Vortrag und die Eingabe waren der Anlass, dass wir zum ersten Mal seit Dost wieder einen Naturschutzbeauftragten kriegten. Bodo Noack und ich wurden Beauftragte. Eigentlich wollten sie nur Bodo Noack haben, weil der verhaltener war als ich. Wir sind dann aber beide gleichzeitig als Duo Kreisnaturschutzbeauftragte geworden. Ich glaube das war 1986. Wir waren das vier Jahre und dann war Schluss. Seit der Wende haben wir keinen Kreisnaturschutzbeauftragten mehr.

Aus dieser Müllsache ist übrigens nichts geworden. Der ganze Müll wurde nachher erst durch die Subventionen aus dem Westen, ABM und so weiter, beräumt. Wenn der Westen uns nicht gekriegt hätte, hätten wir auch den Müll nicht weggekriegt. Sagen wir es so. Und jetzt ist der Müll wieder da –nicht in dem Umfang, aber immerhin. Er ist überall. Sie finden ein Sofa im Graben und sie finden den Kühlschrank mitten im Wald. Sie kriegen die Sauwirtschaft aus dem Volk nicht raus, solange diese Demokratie so ist, wie sie ist – sage ich mal so dreist.

Literatur zum Weiterlesen

Kleinke, Joachim. In: Institut für Umweltgeschichte und Regionalentwicklung e.V. (Hg.): Lexikon der Naturschutzbeauftragten. Band 1: Mecklenburg-Vorpommern. Friedland 2007: 274 f.

Zur Person

geboren 19.11.1936 Greifenhagen/Hinterpommern (heute Gryfino/Polen)

Studium der Biologie an der Martin-Luther-Universität Halle

1963 Assistent an der Universität Greifswald; seit 1969 im Meliorationskombinat Rostock, Teilbetrieb Insel Rügen, Leiter der Standorterkundung für die Osthälfte des Bezirks Rostock; ab August 1990 Mitarbeiter der Bezirksverwaltungsbehörde Rostock; ab 1991 Aufbauleitung Naturpark Rügen im Landesnationalparkamt, 1996 bis 2001 im Nationalparkamt Rügen

Kreisnaturschutzbeauftragter Rügen 1988 bis 1990