Günther Hoffmann

Erinnerungen zur Stellung des Natur- und Umweltschutzes

Mit Erlass des Landeskulturgesetzes wurde in jedem Industrie-Ministerium und auch im Landwirtschaftsministerium ein Umweltbeauftragter eingerichtet. Ich sollte das im Bereich Land- und Forstwirtschaft machen und ließ mich da auch überzeugen. Im Landwirtschaftsministerium war es immer die Taktik, den Natur- oder Umweltschutz nicht unmittelbar im Bereich Landwirtschaft zu etablieren, sondern in der Forstwirtschaft, beim Generalforstmeister. Das war auch 1935 so, als Generalforstmeister von Keudell den Auftrag zum Ausarbeiten des Reichsnaturschutzgesetzes erhielt.

Ich glaube, man hat das so gemacht, um ein Ventil zu haben und sagen zu können: „Das ist der Böse, nicht wir als Landwirtschaft". Das war so ein Konzept. Und alles, was Umweltschutz und Naturschutz anbelangte, geschah immer in enger Abstimmung mit der Abteilung Landwirtschaft des ZK. Da ging kein Weg dran vorbei. Von Rechtsvorschriften bis hin zu Auslandsreisen mussten alle Dinge mit dem ZK abgestimmt werden. Umweltschutz und Naturschutz waren in dem Bereich also ein sensibles Gebiet.

In der Zeit nach dem Erlass des Landeskulturgesetzes gab es erstmalig die Möglichkeit, den Umweltschutz als einen Teil in den Volkswirtschaftsplan aufzunehmen. Wir haben das sehr begrüßt und ich hatte das zu bearbeiten. Natürlich haben wir da soweit es ging den Naturschutz integriert. Es ist dann aber auch wieder viel herausgestrichen worden. Durch wochenlange Abstimmungen ergab sich der gute Umstand, dass man mit den unteren und mittleren Natur- und Umweltschutzbehörden und zur Landwirtschaft Kontakt kriegte. Man hatte dadurch einen Schlüssel zu diesen Bereichen. So mussten wir zum Beispiel zu Kreisbauernkonferenzen. Was man da zum Umweltschutz sagte, musste vorher natürlich abgestimmt sein. Auf solchen Konferenzen gab es oftmals sehr unschöne Auseinandersetzungen. Aber es war eben eine Möglichkeit, mit dem Gedankengut des Natur- und Umweltschutzes überhaupt in diesen Bereich vorzudringen. Ich muss auch sagen, dass man nicht unbedingt bei den Spitzenfunktionären in den Bezirken, aber bei vielen Mitarbeitern und bei Leitungsmitgliedern oft ein offenes Ohr dafür fand, im Rahmen der Möglichkeiten etwas zu organisieren. – Manchmal wurde es vielleicht als Feigenblatt angesehen, wir tun etwas für Natur und Umwelt.

Literatur zum Weiterlesen

Behrens, H. und Hoffmann, J. (Hg..): Naturschutzgeschichte(n) – Lebenswege zwischen Ostseeküste und Erzgebirge. Friedland 2013.

Zur Person

geboren 1935

Lehre als Forstfacharbeiter und Besuch der Ingenieurschule für Forstwirtschaft Schwarzburg/Thüringen; Studium der Forstwissenschaften

berufliche Tätigkeiten als Revierassistent, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Revierförster, Betriebsassistent und -planer, Prognosereferent sowie Forstsachverständiger in verschiedenen Betrieben und staatlichen Einrichtungen

ab 1973 bis 1989 Referent für Landeskultur und Naturschutz sowie Umweltschutzbeauftragter im Ministerium für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft der DDR; 1989 bis 1993 Mitarbeiter im Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bzw. BML; 1993 bis 2000/2005 Produktionsleiter und Geschäftsführer in der Ökoland-Landschaftsgestaltung GmbH Schleiz