Siegfried Hamsch

Erinnerungen zur Arbeit im Bundessekretariat des Kulturbundes

Ich habe am 15. März 1971 im Bundessekretariat angefangen, zuerst mit wenigen Fachgebieten. Später wurden es immer mehr, weil ja auch immer mehr gegründet wurden. Wir hatten in Berlin für die einzelnen Fachgebiete jeweils einen Zentralen Fachausschuss. Um den hat man sich als Sektorenleiter gekümmert, hat zu Beratungen eingeladen und musste darüber Protokolle schreiben. Einmal im Jahr gab es auf fast allen Gebieten auch Zusammenkünfte mit den Bezirksfachausschuss-Vorsitzenden, damit die gleichzeitig die anstehenden Aufgaben gestellt bekamen.

Durch die Mitgliedschaft in den Fachgruppen und die Anleitung durch den Kulturbund konnten sich die Leute auf ihrem Fachgebiet beschäftigen und weiterbilden. Wir bereiteten darüber hinaus auf zentraler Ebene Seminare vor und führten sie durch. Ganz besonders die Geologen haben viele Seminare gemacht und die Botaniker auch einige. Natürlich haben wir auch versucht, für die fachliche Qualifizierung der Mitglieder Literatur zu beschaffen. Die wollten ja auch Kontakte und Erfahrungen sammeln, nicht nur von Fachgruppen oder Experten aus ihrem Kreis oder Bezirk, sondern aus der gesamten DDR. Die DDR-Schriften wurden den einzelnen Bezirksfachausschüssen bei den zentralen Zusammenkünften bekannt und von dort in die Fachgruppen weitergetragen.

Den Zentralen Fachausschuss Botanik habe ich dann erst von Berlin aus richtig ins Leben gerufen. Auf dem Papier stand ein Fachausschuss „Botanik und Dendrologie“. Von der Zentrale in Berlin aus gab es die Orientierung, die beiden Fachgruppengebiete zusammen zu legen. Der Fachausschuss hat sich dann aber nur mit Dendrologie beschäftigt. Rolf Weber aus Plauen war Mitglied in diesem Fachausschuss und der Zuständige für die Botanik. Aber es gab bis dahin keinen Zusammenschluss der Fachgruppen Botanik. Unter meiner Leitung, den Rolf Weber kannte ich ja auch gut, haben wir den Fachausschuss Botanik lebensfähig gemacht. Weber hat dann viele Jahre die Leitung übernommen, bis es später Lebrecht Jeschke gemacht hat.

Dem Fachausschuss Botanik wurde auch der Arbeitskreis Heimische Orchideen angegliedert, der vorher am ILN in Halle angesiedelt war, unter Leitung von Norbert Wisniewski. Das Institut wollte sich aber mit der Organisation von Veranstaltungen nicht abgeben und da haben wir das im Kulturbund übernommen und als Arbeitskreis zum Schutze heimischer Orchideen im Fachausschuss Botanik gearbeitet, den Wisniewski bis zu seinem plötzlichen Tod leitete. Ihm folgte Günther Hamel.

Achim Berger hatte im Bundessekretariat die Fachgebiete Ornithologie, Naturschutz mit Weinitschke als Vorsitzendem und Dendrologie mit Bier zu betreuen. Ornithologie habe ich dann später auch übernommen.

Wir waren zunächst die beiden einzigen Mitarbeiter für die naturkundlichen Gebiete. Die anderen Sektorenleiter in der Abteilung Natur und Heimat waren zwei Frauen, die die Gebiete Heimatgeschichte und Numismatik betreuten.

Das war in Berlin eine speziell naturkundliche Arbeit. Da brauchte ich mich nicht um alle Kulturbundgebiete wie Kunst, Literatur und Philatelie und so etwas kümmern. Ich habe nur meine Fachgebiete gemacht. Natürlich hatte ich nun nicht mehr so viel Zeit, draußen in der Natur zu sein. Das war nun mehr Büroarbeit: Organisation von Veranstaltungen, Leitungstreffen und Tagungen, Herausgabe von Publikationen und solche Sachen. […]

Etwas drastisch gesagt, war unsere Abteilung ein mehr oder weniger geliebtes Stiefkind im Kulturbund. Das wollten zwar Prof. Schulmeister und die anderen Verantwortlichen vom Gesamtkulturbund immer nicht wahrhaben, aber ein bisschen war es so.

Literatur zum Weiterlesen

Behrens, H. und Hoffmann, J. (Hg..): Naturschutzgeschichte(n) – Lebenswege zwischen Ostseeküste und Erzgebirge. Friedland 2013.

Zur Person

Geb. am 23.4.1934 in Schernewitz, Kreis Guben, gestorben am 16.8.2016 in Berlin.

Lehre als Bäcker; ab 1954 bis 1956 Leiter des Gubener Heimatmuseums; ab 1956 hauptamtliche Tätigkeit im Kulturbund, zunächst des Kreises Guben; ab 1971 hauptamtlich beim zentralen Kulturbund in Berlin angestellt, dort Sektorenleiter in der Abteilung Natur und Heimat bzw. ab 1980 Natur und Umwelt; ab 1992 Ruhestand.

Seit Anfang der 1950er Jahre ehrenamtlich im Naturschutz aktiv; besondere Interessen für die Ornithologie und Botanik.