Umweltprobleme - Merkmale des Niedergangs der DDR-Gesellschaft

Die Renaissance der Braunkohle, die Folgen ihres Einsatz in der Chemieindustrie, der voranschreitende Verschleiß von Produktionsanlagen, die Nutzung der Braunkohle als Heizmaterial sowie die anhaltende Intensivierung der land- und forstwirtschaftlichen Landnutzung führten in den 1980er Jahren regional zu katastrophalen Umweltbedingungen, insbesondere im „mitteldeutschen“ Industrierevier.

Die Energieträgerstruktur der DDR basierte Ende der 1980er Jahre zu 70 % auf Braunkohle, 12 % Erdöl und 10 % Erdgas. Sie hatte mit 233 GJ je Einwohner nach Kanada, den USA, den skandinavischen Ländern und Luxemburg den höchsten Bruttoinlandsverbrauch an Energie in der Welt. Die DDR hatte mit einem jährlichen Ausstoß von ca. 2,2 Mio. t Staub und 5,2 Mio. t Schwefeldioxid pro Flächeneinheit bezogen auf diese Schadstoffe die höchsten Belastungen aller eu­ropäischen Länder. Die Hauptverursacher der hohen SO2- und Staubemissionen in der Industrie war mit 58 % SO2 und 41 % Staub der Bereich Kohle und Energie, mit je 12 % SO2 und Staub der Bereich der Chemie. Die Immissionsbelastungen konzentrierten sich in den Bezirken Cottbus, Frankfurt/Oder, Halle, Karl-Marx-Stadt und Leipzig.

Zwischen 1974 und 1989 wurde eine zum Teil deutliche Erhöhung von Erkrankungen in „lufthygienisch hochbelasteten Territorien“ der DDR festgestellt. So stieg die Zahl der an Bronchitis erkrankten Kinder in solchen Gebieten in diesem Zeitraum um ca. 50 %, bei 30 % der Kinder traten endogene Ekzeme auf. Es wurde eingeschätzt, dass in diesen Gebieten neben Atemwegserkrankungen psychosomatische Störungen im Vordergrund von Gesundheitsbeeinträchtigungen standen.

Der Braunkohlentagebau und die Chemieindustrie, darin Produktionslinien (z.B. die Karbidproduktion), die in anderen Ländern aus ökonomischen und ökologischen Gründen eingestellt worden waren, waren für den größten Beitrag zur Umweltverschmutzung und Flächen„vernutzung” in den industriellen Problemregionen der DDR verantwortlich. Die zum Teil maroden Betriebe waren ein Hort von Gesundheitsproblemen, Arbeitsunfällen, Umweltgefährdungen und auch staatlicher Überwachung (Plötze 1997, Thielbeule 1983; Hülße 1986; Landkreis Bitterfeld 1996).

Im Jahre 1989 waren in der DDR insgesamt 54,3 % der Wälder geschädigt, 16,4 % der Wälder waren dabei stark oder mittel, 37,9 % gering geschädigt. Für die Zeit zwischen 1987 und 1989 wurde im Umweltbericht der DDR eine Zunahme der geschädigten Waldflächen von 31,7 % auf 54,3 % festgestellt.

Das geringe natürliche Wasserdargebot der DDR erforderte hohe Aufwendungen, um die Nutzungsfähigkeit der Wasserressourcen als Grundlage für eine qualitätsgerechte und stabile Wasserversorgung der Bevölkerung, der Industrie und Landwirtschaft sowie zum Schutz des Wassers in grenzüberschreitenden Wasserläufen und in der Ostsee zu gewährleisten. Die Beschaffenheit der Hauptwasserläufe der DDR war 1990 dadurch gekennzeichnet, dass von den klassifizierten Flussabschnitten nur 20 % für die Trinkwassergewinnung mit normalen Aufbereitungstechnologien nutzbar waren. 35 % waren nur mit komplizierten und ökonomisch sehr aufwändigen Technologien aufbereitbar und 45 % waren für eine Trinkwassergewinnung nicht mehr nutzbar.

1988 fielen in der DDR 91,3 Mio. t (1980 waren es noch 80 Mio. t) fester indu­strieller Abprodukte und Sekundärrohstoffe an. Da­von wurden 39,9 % (1980 waren es 36,4 %) wiederverwertet. Ein Teil der ver­bleibenden 60,1 % war wegen absehbarer Verwer­tungsmöglichkeiten zur Rückführung in den volkswirt­schaftlichen Kreislauf vorgesehen und wurde deshalb selektiv deponiert, während eine beträchtliche Menge nicht nutzbarer Abprodukte direkt oder über Zwischenstufen in die Umwelt abgegeben wurde.

1989 fielen ca. 3,5 Mio. t feste Siedlungs­abfälle an, 2,9 Mio. t davon waren Hausmüll.Siedlungsmüll wurde weitestgehend dezentralisiert und zum größten Teil „wild“ abgelagert. Von den ca. 11.000 Standorten für die Ablagerung des Siedlungsmülls besaßen nur 120 den Status einer geordneten Deponie, weitere 1.000 galten als kontrolliert und der Rest als „wild“ angelegt und betrieben.

Literatur zum Weiterlesen

Institut für Umweltschutz (Hg.): Umweltbericht der DDR. Information zur Analyse der Umweltbedingungen in der DDR und zu weiteren Maßnahmen. Berlin 1990

Petschow, U.; Meyerhoff, J.; Thomasberger, C.: Umweltreport DDR. Bilanz der Zerstörung. Kosten der Sanierung. Strategien für den ökologischen Umbau. Frankfurt am Main 1990.

Institut für Umweltgeschichte und Regionalentwicklung e.V. (Hg.): Umweltschutz in der DDR. Analysen und Zeitzeugenberichte. Band 1: Politische und umweltrechtliche Rahmenbedingungen. München 2007.

Institut für Umweltgeschichte und Regionalentwicklung e.V. (Hg.): Umweltschutz in der DDR. Analysen und Zeitzeugenberichte. Band 2: Mediale und sektorale Aspekte. München 2007.

Institut für Umweltgeschichte und Regionalentwicklung e.V. (Hg.): Umweltschutz in der DDR. Analysen und Zeitzeugenberichte. Band 3: Beruflicher, ehrenamtlicher und freiwilliger Umweltschutz. München 2007.

Phase 1982 bis 1990