Merkmale der Epochen der Industriellen Revolution

Abb. 1 Maschinenfabrik in Chemnitz (Sachsen) im Jahr 1868.
Abb. 2 Ölbohrungen in der Nähe von Peine (Niedersachsen).

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in Deutschland eine neuartige Nutzung von Naturraumpotenzialen und Arbeitsvermögen. Unterstützt wurde diese Entwicklung durch politische Maßnahmen, die eine Neuordnung des Agrarraums forcierten und Gewerbeneuordnungen, die beispielsweise Unternehmensgründungen und freie Standortwahl möglich machten. Gesellschaftliche Limitierungen wie der Flurzwang, feudale Abhängigkeiten oder die Zunftordnung wurden aufgehoben und beendeten die bis dato überwiegend praktizierte lokale und regionale Kreislaufwirtschaft. An ihre Stelle trat die industrielle Warenproduktion für einen überregionalen Markt. Waren und Naturalien wurden dementsprechend nicht mehr einfach getauscht, sondern zunehmend über den Markt vermittelt und die bisherigen Konsumstrukturen aufgebrochen (Behrens & Hoffmann 2019: 228 f.).

Durch das System der aufkommenden Fabrikarbeit wurden bis dato „ganzheitliche“ Produktionsprozesse in maschinelle Teilprozesse zerlegt. Die Produktion von Gütern und Dienstleistungen erfolgte somit zunehmend auf Grundlage der Isolation einzelner Prozesse aus dem übergeordneten Naturzusammenhang und der Entwicklung komplexer und technischer Prozesse auf Grundlage fossiler Energieträger. Erkenntnisse und Fortschritte aus Wissenschaft und Technik wurden umfassend in die Weiterentwicklung der Produktion miteinbezogen. Nicht mehr der Boden war entscheidendes Produktionsmittel, sondern das (produzierte) Produktionsmittel sowie Maschinen und Anlagen. In Folge wurde auch die lebendige Arbeitskraft stetig unbedeutender und unter den Bedingungen permanenter Konkurrenz ersetzbarer.

Die industrielle Warenproduktion integrierte Arbeitskräfte und Ressourcen zunehmend in Arbeits- und Rohstoffmärkte. Die sich ausbreitende Lohnarbeit verdrängte dabei die Subsistenzwirtschaft. Bäuerliche Selbstversorgerfamilien wurden so von ihren eigenen, gepachteten oder überlassenen Produktionsmitteln getrennt (Behrens & Hoffmann 2019: 229 f.). Zur gleichen Zeit wurde die Bodenbewirtschaftung durch die Umwandlung in Privatbesitz kapitalisiert. Die zunehmende Trennung von Produktion und lokal/regional verfügbaren Ressourcen veränderte auch die Bedeutung von bis dato genutzten Elementen des Naturraums wie Wasser oder Holz und dem darauf basierenden Arbeitsvermögen. Traditionelle Gewerbe wichen kapitalistischen Strukturen und auch soziale Strukturen und Verbunde wichen der zunehmenden Abhängigkeit des Einzelnen von Gelderwerb und Warenkauf (Behrens & Hoffmann 2019: 230).

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Quellen

Abbildung 1: ZEIT Online (Hrsg.) 2022: Maschinenfabrik des Unternehmers Richard Hartmann in Chemnitz im Jahr 1868. Link zum Bild. Letzter Zugriff: 21.02.2022.

Abbildung 2: Alamy (Hrsg.) 2022: Ölbohrungen um das 19. Jahrhunderz. Link zum Bild. Letzter Zugriff: 21.02.2022.

Behrens, H. & Hoffmann, J. 2019: Zur Periodisierung des Landschaftswandels. In: Landschaft im Wandel. Erfassung – Bewertung – Wahrnehmung. Steffen Verlag: 159-253.