Was wurde gemacht?

Anhand eines Kartenvergleichs wurde am Beispiel der Gemeindegebiete Kratzeburg und Hohenzieritz der Landschaftswandel zwischen zwei, bzw. drei Zeitschnitten für folgende Nutzungskategorien nachvollzogen:

  • Ackerland
  • Grünland (inklusive Grünland auf feuchten Standorten)
  • Wald (inklusive Wald auf feuchten Standorten)
  • Feuchtflächen
  • Gewässer (Steh- und Fließgewässer)
  • Freie Siedlungsfläche (z.B. Friedhöfe, Parkanlagen)
  • Bebaute Siedlungsfläche (darunter auch Gutshöfe mit deren Flächen)
  • Fahrwege
  • Gehwege

 

Abb. 1 Ausschnitt Messtischblatt Nr. 2543 ohne digitalisierte Landnutzung
Abb. 2 Ausschnitt Messtischblatt Nr. 2543 mit digitalisierter Landnutzung

Die Flächen wurden entsprechend ihrer Nutzungskategorien mit QGIS digitalisiert und deren Größen berechnet. Als Kartengrundlage dienten eine topographische Karte aus dem Jahr 2017 im Maßstab 1:25.000 (TK25) und georeferenzierte Messtischblätter (MTB) aus den 1880er Jahren (1:25.000). Für Hohenzieritz wurde außerdem die Direktorialvermessungskarte aus dem Jahr 1796 herangezogen.

Direktorialvermessungen (1756-1778) dienten einer registrativen Erfassung u. a. von Bebauung, Bodennutzung und Erträgen zum Zweck der Anlage eines Besteuerungskatasters (vgl. Kreßner 2009: 14f.). Obwohl die Aufnahme ohne astronomische Ortsbestimmungen entstand und auch landesweite trigonomische Festpunkte erst rund 100 Jahre später durch die Mecklenburgische Landvermessung festgelegt wurden, weist die Hohenzieritzer Direktorialvermessungskarte eine ausreichende Lagegenauigkeit für den Kartenvergleich auf. In den 1870ern erfolgte eine systematische Neutriangulation des preußischen Staatsgebietes und die preußische Uraufnahme (1830-1865) wurde unter der Leitung der 1875 gegründeten Königlich Preußischen Landesaufnahme überarbeitet. Die resultierende topographische Karte im Maßstab 1:25.000 wird heute wegen der vorrangig verwendeten Messtechnik auch als „Messtischblatt“ bezeichnet und als Vorläufer aktueller topographischer Karten angesehen.

Als anschauliche und zugleich abstrahierende Modelle stellen Karten, die im Rahmen ihrer Zweckbestimmung relevanten, Informationen und Erkenntnisgewinne vereinfacht dar. So gilt es bei der Arbeit mit Karten, ebenso wie bei anderen Quellen, immer auch den Entstehungshintergrund und den Auftraggeber im Blick zu behalten, da diese ebenso wie der Kartierer selbst Qualität, Detailgrad und Schwerpunkte dargestellter Inhalte beeinflussen. Auch wenn ein Kartenvergleich Aufschlüsse über Entwicklungen in der Landnutzung geben kann, ist es ratsam, weitere Quellen hinzuzuziehen, um Wissenslücken zu schließen, die sich unter anderem dadurch ergeben, dass Karten lediglich Momentaufnahmen zeigen. Da eine detaillierte Betrachtung des Landnutzungswandels über die letzten 150 bzw. 250 Jahre den Rahmen dieses Studienprojektes sprengen würde, soll der Fokus im Folgenden auf dem Vergleich der Landnutzung, die die o.g. Karten offenbaren, verbleiben.

Es lohnt sich daher ergänzend einen Blick auf weitere Artikel dieses Internetportals zu werfen, die sich z.B. mit historischen Kulturlandschaftselementen beschäftigen. Da viele Veränderungen zu kleinflächig oder qualitativer Art sind, sei an dieser Stelle auch das im Rahmen des Reallabors Landschaft entstandene Buch „Zwischen Lieps und Havelquelle – Zeitzeuginnen und Zeitzeugen berichten aus der Mecklenburgischen Seenplatte“ empfohlen, in dem Bewohner und Bewohnerinnen aus der Region erzählen, wie sie die Landschaft und deren Wandel seit 1945 wahrgenommen haben.

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Quellen

Abbildung 1: Studienarchiv Umweltgeschichte an der Hochschule Neubrandenburg, Planarchiv. Topografische Karte 1:25.000, Nr. 2543 (aktualisiertes Messtischblatt 1884). 

Abbildung 2: Studienarchiv Umweltgeschichte an der Hochschule Neubrandenburg, Planarchiv. Topografische Karte 1:25.000, Nr. 2543 (aktualisiertes Messtischblatt 1884). [Kartenausschnitt Ortslage Pieverstorf: Erstbearbeitung durch J. Graf (2020), Überarbeitung durch Reallabor Landschaft (2021)].

Anonym. 2001: Lexikon der Geographie. Karte. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg. Link zur Internetseite. Letzter Zugriff: 26.03.2021.

Kreßner, L. 2009: Digitale Analyse der Genauigkeit sowie der Erfassungs- und Darstellungsqualität von Altkarten aus Mecklenburg Vorpommern – dargestellt an den Kartenwerken von Wiebeking (ca. 1786) und Schmettau (ca. 1788). Dissertation. Universität Rostock. Link zur Arbeit. Letzter Zugriff: 19.02.2021.

Schaffer, J. 2003: Von der Mecklenburg-Karte Tilemann Stellas zum Geo-Informationssystem ATKIS – Die Entwicklung der topographischen Landesaufnahme in Mecklenburg. In: Landesvermessungsamt Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.) (2003): 150 Jahre Mecklenburgische Landesvermessung. 1853-2003: 40-53. Link zur Arbeit. Letzter Zugriff: 19.02.2021.